Der Metallschwarm
stolperte über einen Stein, fiel und schrie.
Plötzlich heulte der Klikiss. Ein hochenergetischer Strahl fauchte durch die stille Nacht und bohrte sich in den Unterleib des Wesens. Es schlug mit den Greifklauen um sich, erbebte und brach zusammen. Schleimige Flüssigkeit drang aus der Wunde, als sich der Klikiss noch einmal aufzurichten versuch- te. Dann sackte er in sich zusammen und blieb liegen.
Steinman rollte sich zur Seite und kam wieder auf die Beine. Nicht weit entfernt stand ein Mann, in den Händen eine große Waffe aus TVF- Beständen.
»Wir sollten von hier verschwinden«, sagte Davlin Lotze. »Die Klikiss jagen oft zu zweit.«
»Ich bin ganz Ihrer Meinung.« Steinman folgte Lotze. »Sie haben genau zum richtigen Zeitpunkt eingegriffen.«
»Und Sie haben unverschämtes Glück. Die Klikiss hätten nicht einmal Knochen von Ihnen übrig gelassen.« Davlin schulterte seine Waffe. »Die anderen Flüchtlinge haben sich in den Klippen dort eingerichtet.« Er setzte sich in Bewegung, ohne einen Blick zurückzuwerfen. »Kommen Sie. Der Tod dieses Kriegers bedeutet: Die Brüterin weiß jetzt, dass wir hier draußen sind.«
68 CELLI
Seit Celli sich entschieden hatte, grüne Priesterin zu werden, erschloss sich ihr die Pracht des Weltwalds: gewaltige Bäume, dichtes Unterholz mit vielen bunten Blumen, duftende Epiphyten, Kondorfliegen mit schimmernden Flügeln. Sie hörte nicht mehr nur ein beständiges Brummen von den Insekten des Waldes, sondern deutliche Unterschiede in ihren Liedern. Plötzlich bedauerte sie, ihre Entscheidung nicht schon vor Jahren getroffen zu haben.
Celli stand auf einer Lichtung, umgeben von hohem Gras mit fedrigen Samenknollen. Sie blickte empor bis zum Blätterdach und zu den Lücken darin, durch die man den Himmel sehen konnte. Solimar beobachtete sie stolz und teilte ihre Aufregung. Die hochschwangere Königin Estarra hatte die Pilzriff-Stadt verlassen, um der Zeremonie beizuwohnen; sie wartete neben ihren Eltern.
Der alte grüne Priester Yarrod stand stumm und eindrucksvoll da. Sein Gebaren sollte die neuen Akolythen auf die Wichtigkeit ihrer Entscheidung hinweisen. Mit dem Zeigefinger nahm er ein wenig Farbe aus einem Topf.
»Du wirst jetzt Akolythin, Celli. Du wirst dem Weltwald dienen und zu einem Teil des Verdani-Bewusstseins werden. Damit verlierst du an Individualität und gesellst dich einem größeren Ganzen hinzu. So wie die Weltbäume miteinander verbunden sind, stehen auch die grünen Priester miteinander in Verbindung. Sobald du gelernt hast, dich dem Weltwald zu öffnen, werden dich die Bäume als grüne Priesterin akzeptieren. Gelobst du, dich der Ausbildung zu unterziehen, dich dem Wald als Dienerin und Gefährtin anzubieten, den Bäumen zu helfen und ihnen Informationen zu übermitteln?«
»Das mache ich schon seit Jahren.«
»Bitte antworte mit ja oder nein.«
»Ja.« Celli warf Solimar einen kurzen Blick zu und lächelte.
Als er ihren Blick erwiderte, spürte sie die Tiefe seiner Gefühle für sie. Hatten sie sich geändert, oder nahm sie das jetzt nur deutlicher wahr? Neue Aufregung prickelte in ihr, vermischt mit Ehrfurcht, als sie daran dachte, wie eng verbunden ihre Gedanken und Herzen sein würden, wenn sie zur grünen Priesterin geworden war. Das wünschte sich Celli mehr als alles andere.
Farbe tropfte von Yarrods Finger, als er eine gerade vertikale Linie auf Cellis Stirn malte. Der Farbstoff kitzelte - und begann dann zu brennen, als er die Pigmentierung ihrer Haut veränderte. »Du trägst jetzt das Zeichen des Akolythen. Grüne Priester werden dir helfen. Und es wird nicht lange dauern, bis dich der Weltwald aufnimmt.«
»Ich bin bereit.« Celli sprach mit fester Stimme, doch ihr Herz klopfte noch schneller. »Wann fange ich an?«
»Du hast schon angefangen.« Yarrod gab das betont ernste, würdevolle Gebaren auf und umarmte Celli. »Es freut mich sehr, dass du beschlossen hast, eine von uns zu werden.«
»Es tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe, mich zu entscheiden.« Solimar nahm ihre Hand, und Celli fühlte die Berührung fast wie einen elektrischen Schlag. »Komm, ich zeige dir, worauf es jetzt ankommt.« Am Rand der Lichtung wählten sie einen Weltbaum mit besonders breitem Stamm und kletterten mit bloßen Händen und Füßen empor, wobei sie die Borkenschuppe wie kleine Treppenstufen benutzten. Unten winkte Estarra, und ihr sehnsuchtsvoller Gesichtsausdruck wies darauf hin, dass sie bedauerte, nicht ebenfalls in die Höhe
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