Der Metallschwarm
voller Fragen. »Wo ist der General? Dies entspricht nicht dem üblichen Prozedere.«
»Ich erkläre gleich alles.« Willis ging zum Kommandosessel, und Brindle machte ihr rasch Platz. »Ich habe eine Mitteilung für die Jupiter.«
»Ich setze mich sofort mit ihrem Kommandanten in Verbindung.«
»Nicht nötig.« Willis beobachtete den Moloch, der wie ein stählerner Wal hinter den Manta-Kreuzern wirkte, und gab vom Kommandosessel aus einen Code ein. Anzeigen leuchteten auf und markierten ein Deck nach dem anderen. »Senden Sie dies. Und warten Sie keine Bestätigung ab.«
»Was hat das zu bedeuten, Admiral? Wo ist General Lanyan? Ist etwas passiert? Der Kommandant der Jupiter hat bereits mehrmals angefragt...«
Willis richtete einen kühlen Blick auf Brindle. »Verwechseln Sie mich mit einem Interviewpartner, Mr. Brindle?«
»Mitteilung wird gesendet, Admiral«, meldete der Kommunikationsoffizier. Die codierten Signale gingen hinaus. Willis hatte es General Lanyan nie verziehen, ihr die Jupiter weggenommen zu haben. Ihre Lippen formten ein zufriedenes Lächeln, als sie sah, wie die Anzeigen Deck für Deck erloschen. Die Waffensysteme des Moloch wurden deaktiviert, ebenso das Triebwerk. Plötzlich trieb der Moloch antriebslos im All.
»Admiral, gerade ist etwas mit der Jupiter geschehen!«
Brindle trat einen Schritt näher zum Hauptschirm. »Findet ein Angriff statt?«
»Keine Sorge. Das Schiff wird uns keine Probleme mehr bereiten.« Willis schüttelte verwundert den Kopf. »Ich finde es erstaunlich, dass der General meinen Killcode vergessen hat. Vielleicht dachte er, ich würde es nicht wagen, ihn zu benutzen.«
Voller Empörung drehte sich Brindle zu ihr um. »Das ist unerhört, Admiral!«
»Ich habe nach den Vorschriften gehandelt und General Lanyan wegen zahlreicher Verstöße gegen das militärische Protokoll seines Kommandos enthoben.«
»Verstöße gegen das Protokoll?«
»Er hat einen harmlosen Roamer-Frachter vernichtet, unschuldige Zivilisten getötet, Privateigentum zerstört und einen Militärputsch auf einer Welt mit legitimer Regierung zu inszenieren versucht.« Willis wirkte sehr ernst bei diesen Worten. »Ich kann die Aufzählung fortsetzen, wenn Sie möchten.« Bevor Brindle Gelegenheit bekam, irgendeine Antwort zu geben, jubelte die Brückencrew. »Wurde auch Zeit, Admiral!« Willis hatte die Wirkung der schrecklichen Bilder auf ihre Soldaten und Offiziere nicht unterschätzt.
Sie behielt ihren Ersten Offizier im Auge und erkannte ihn als möglichen Unruheherd. »Haben Sie ein Problem damit, Mr. Brindle?«
In seinem Gesicht mahlten die Muskeln. »Ja, Admiral«, sagte er schließlich.
»Ja, das habe ich. Sie haben sich widerrechtlich die Autorität Ihres vorgesetzten Offiziers angeeignet. Es ist Ihre Pflicht, General Lanyans Befehlen Folge zu leisten, ob sie Ihnen gefallen oder nicht.«
»Erinnern Sie sich an den Geschichtsunterricht, Lieutenant Commander. Denken Sie daran, wie oft Worte wie >Ich habe nur meine Befehle befolgt als Rechtfertigung für Verbrechen gegen die Menschheit herhalten mussten. Haben Sie die Bilder von Usk gesehen, auf die der General so stolz ist? Hier wollte er das Gleiche anstellen, ohne Gerichtsverfahren, ohne irgendwelche Beweise! Mein Seelenfrieden wäre für immer verloren gewesen, wenn ich zugelassen hätte, dass er damit durchkommt.«
Willis hatte keine Zeit für eine längere Debatte. Da ihr Erster Offizier noch immer mit seinen Zweifeln rang, traf sie eine rasche Entscheidung. »Ich möchte niemanden auf meiner Brücke, der meine Vorgehensweise für falsch hält. Hiermit stelle ich Sie in Ihrem Quartier unter Arrest, Mr. Brindle.
Denken Sie über das nach, was ich Ihnen gesagt habe, und nehmen Sie dabei Ihren moralischen Kompass zur Hand. Wenn etwas schiefgeht, so verspreche ich Ihnen, dass man Ihnen nichts von den kommenden Ereignissen zur Last legen wird.«
Ohne ein weiteres Wort und ohne militärischen Gruß verließ Brindle die Brücke. Willis nahm in ihrem Kommandosessel Platz und nickte der Brückencrew zu. »An Bord der Jupiter befinden sich nur so viele Besatzungsmitglieder, wie für den Einsatz ihrer Waffen nötig sind. Stellen Sie ein Enterkommando zusammen, das in dem Moloch Ordnung schafft.« Willis stand wieder auf und. schritt durch den Kontrollraum. »Ich möchte mit den Kommandanten der einzelnen Mantas sprechen. Jetzt sofort. Ich weiß nicht, wie viele von ihnen noch überredet werden müssen, aber es soll alles so glatt wie
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