Der Metallschwarm
froren. Noch immer kroch thermische Energie durch die dichten Gasschichten, aber sie genügte nicht. Aus dieser geringen Entfernung hätte Rusa'h normalerweise beobachten können, wie seine Faero-Verbündeten in den magnetischen Bögen von Sonnenflecken herumtollten oder in den kochenden Energieseen der Korona badeten. Wie flackernde Flammen verkörperten sie Chaos und Entropie. Die Faeros zerstörten starre Strukturen und feste Organisation. Sie machten, was ihnen beliebte.
Doch nicht mehr an diesem Ort. Sie waren fast ausgelöscht, und so widersprüchlich es klingen mochte: Damit geriet das Chaos aus dem Gleichgewicht.
Zwar bestand sein Körper aus Plasma und Lava anstatt aus Fleisch und Knochen, aber Rusa'h fühlte eine Erinnerung an Kälte. Noch einmal lenkte er seine Feuerkugel um die tote Sonne und stellte sich dabei die Agonie der Faeros vor, die hier gestorben waren.
Er hatte versucht, das ildiranische Volk auf einen neuen Weg zu führen, doch dann war er gezwungen gewesen, in die Sonne zu fliehen. Aber jene Gluthölle hatte ihn nicht etwa verbrannt, sondern verändert. Und jetzt wusste Rusa'h, wie er die Faeros dazu bringen konnte, den verdorbenen Weisen Imperator Jora'h zu stürzen und sein Volk zu retten.
Nachdem er Teil der feurigen Entitäten geworden war, hoffte Rusa'h, sein Wissen um die Ildiraner nutzen zu können, um das Bedürfnis der Faeros nach Wiedergeburt zu befriedigen. Manchmal verstanden ihn die flammenden Elementarwesen nicht, aber sie wussten von seinem brennenden Wunsch nach Rache und Kontrolle.
Rusa'h hatte sich einen persönlichen Wunsch erfüllt und den verräterischen Dobro-Designierten Udru'h verbrannt. Dabei war er dem Seelenfaden gefolgt und hatte Udru'hs starke Lebenskraft aufgenommen. Udru'hs sterbender Funke hatte sich den Flammen der geschwächten Elementarwesen hinzugesellt, und Rusa'h war von der Verbindung sehr er- staunt gewesen. Wieso hatte er das nicht vorher erkannt? Er konnte das Seelenfeuer der Faeros mit den Seelenfäden des Thism verbinden. Es war eine Offenbarung sowohl für ihn als auch für die feurigen Entitäten.
So wie die grünen Priester den Weltwald verbreiteten, war Rusa'h imstande, den Faeros zu neuer Größe zu verhelfen. Er konnte den Faeros ihre Kraft zurückgeben, indem er eine ildiranische Seele nach der anderen verbrannte, bis das Feuer der Faeros unauslöschlich wurde. Rusa'h hatte seine neue Kampagne mit dem Ziel begonnen, die Faeros vor dem Ende zu bewahren, aber sie konnte ihm auch dazu dienen, das fehlgeleitete ildiranische Volk direkt zur Lichtquelle zu bringen.
Es würde natürlich Widerstand geben, aber er leistete seinem Volk einen großen Dienst, wie schmerzvoll er auch sein mochte. Einige Ildiraner würden große Opfer bringen müssen.
Rusa'h beschloss, zuerst die Welten aufzusuchen, auf denen er bereits neue Pfade für das Thism geschaffen hatte. Jene Verbindungen erlaubten ihm ein leichtes Vorankommen, während er Kraft sammelte. Selbst ganze planetare Bevölkerungen konnten ihm nicht widerstehen. Er verließ die tote Sonne von Crenna und nahm mit seiner Feuerkugel Kurs auf den Horizont-Cluster, wo zahllose Seelen reif waren und darauf warteten, geerntet zu werden.
Zur Zeit von Rusa'hs sich ausbreitender Rebellion war Dzelluria die erste Eroberung gewesen, nachdem er die Bevölkerung von Hyrillka unter seine Kontrolle gebracht hatte. Er hatte sich zum Imperator ernannt und seine Anhänger nach Dzelluria geführt, wo die Ildiraner völlig ahnungslos gewesen waren. Er hatte den alten Designierten getötet und den Designierten-in-Bereitschaft Czir'h gezwungen, dabei zuzusehen, bevor er ihn zu einem Teil des neuen Thism gemacht hatte. Nach dem Ende der Rebellion hatte der feige junge Designierte den Weisen Imperator um Vergebung angefleht, und die Bewohner seines Planeten waren bestrebt gewesen, ihre Städte wiederaufzubauen und wieder alles so zu gestalten wie früher.
Jetzt kehrte Rusa'h mit einem Gefolge aus brennenden Ellipsoiden nach Dzelluria zurück - um den dortigen Ildiranern Feuer zu bringen.
Als die Feuerkugeln über den Himmel glitten, sah Rusa'h, mit welchem Eifer die Bewohner des Planeten arbeiteten. Mithilfe hoher Gerüste wurden Monolithen errichtet, Springbrunnen und Denkmäler gebaut - die Spuren der Übernahme von Dzelluria sollten so schnell wie möglich beseitigt werden. Es waren erst einige wenige Monate vergangen, doch in der Hauptstadt gab es bereits höhere Türme und größere Gebäude als zuvor.
Die
Weitere Kostenlose Bücher