Der Metallschwarm
die Kolonien einfach sich selbst überlassen. Jene Siedler hatten allen Grund, auf die Hanse sauer zu sein.
Die Sanktionen gegen die Roamer-Clans stellten einen weiteren gravierenden Fehler dar. Wenigstens war Willis nicht angewiesen worden, bei der Zerstörung von Rendezvous und anderen Roamer-Basen mitzuwirken. Der Vorsitzende Wenzeslas und die TVF überschritten alle politischen Grenzen, und mit jedem verstreichenden Tag schienen sie dabei schwerere Stiefel zu tragen. Willis nahm einen Bissen von ihrem Sandwich, schmeckte den scharfen Senf und trank einen Schluck süßen Eistee.
Der Bildschirm vor ihr zeigte die von den Erkundungsschiffen aufgezeichneten Bilder. Sie wusste, dass Theroc nicht gegen zehn Mantas bestehen konnte. Andererseits: Der König war nicht dumm, und es erschien ihr absurd zu glauben, dass er in einer so gefährlichen Zeit auf jeden Schutz verzichtete. Vielleicht hatte er nur noch keine Gelegenheit gefunden, die nötigen Vorbereitungen zu treffen. Die Terranische Verteidigungsflotte musste sich noch vom Krieg gegen die Hydroger erholen. Möglicherweise glaubte Peter, dass ihm Zeit genug für den Aufbau einer Verteidigung blieb. Aber er musste auch den Vorsitzenden kennen...
Brindle öffnete einen Kom-Kanal zum Bereitschaftsraum. »In dreißig Minuten erreichen wir Theroc, Admiral. Vielleicht möchten Sie zur Besatzung sprechen, bevor wir angreifen.«
»Danke, Commander. Das möchte ich tatsächlich.« Willis gab das Geschirr in den Recycler, kehrte in den Kontrollraum zurück, nahm dort im Kommandosessel Platz und aktivierte die interne Kommunikation. »An alle.
Wir nähern uns Theroc, und der Vorsitzende Wenzeslas hat uns klare Befehle mit auf den Weg gegeben. Unsere Aufgabe besteht darin, diesen Kon flikt zu beenden, aber wir sind keine Barbaren. Was auch immer heute geschieht: Denken Sie daran, dass Theroc nach wie vor eine unabhängige Welt ist. Darauf gilt es Rücksicht zu nehmen.«
»Es bedeutet, dass unnötige Verluste zu vermeiden sind«, fügte Brindle hinzu.
»Wenn's nach mir geht, verzichten wir ganz auf Verluste. Gegen unsere Feuerkraft haben die Theronen keine Chance; vielleicht können wir diese Sache schnell zu Ende bringen.« Doch Willis zweifelte daran. »Wir nähern uns dem Sonnensystem mit voller Geschwindigkeit und gehen dann auf maximale Verzögerung. Wir erscheinen ganz plötzlich über Theroc und nutzen das Überraschungsmoment.«
Die Kreuzer rasten ins Theroc-System und bremsten so stark b, dass Willis' Knochen und Muskeln schmerzten. Ihre Crew war bereit. Brindle stand hinter dem Kommandosessel, und die Waffenoffiziere saßen an den aktivierten Konsolen.
Aber als die ersten Bilder der Langstreckensensoren auf den Schirmen erschienen, wurden verblüffte Stimmen laut. »Voller Gegenschub!«, rief Willis. »Nicht das Feuer eröffnen! Das ist ein Befehl.«
Eine Dornenkrone schien Theroc zu umgeben, bestehend aus den gewaltigen Schlachtschiffen der Verdani. Sie setzten sich in Bewegung, glitten den Schiffen der TVF entgegen, schwärmten aus und formten eine Barriere, die wie eine riesige Dornenhecke aussah. Willis betätigte die Sendetaste. »Ich wiederhole für alle mit u viel Schmalz in den Ohren: nicht schießen! Es sei denn, Sie öchten jene Dornen zu spüren bekommen!« Hinter den Baumschiffen der Verdani näherten sich zahlreihe Raumschiffe in allen Größen und Formen, einige mit bunten Markierungen an den Außenhüllen und andere mit verbeulten und zerkratzten Rumpfplatten. Alle waren mit Waffen ausgestattet.
»Das sind Roamer«, sagte Brindle. »Hunderte von ihnen.«
»Mit Hunderten von Waffen«, fügte Willis hinzu.
»Taktische Stationen! Schätzen Sie unsere Kampffähigkeit ein. Sind wir dem Gegner noch überlegen?«, wollte Brindle wissen.
»Taktik, Anweisung wird zurückgenommen!«, zischte Willis. »Sind Sie komplett übergeschnappt, Lieutenant Commander? Sehen Sie sich die Baumschiffe an!« Die kolossalen Schlachtschiffe der Verdani kamen noch näher. »Ich wusste von Anfang an, dass dies eine schlechte Idee war.«
55 GENERAL KURT LANYAN
Die Pym-Kolonisten und erschöpften TVF-Soldaten kehrten durch das Transportal nach Rheindic Co zurück, doch dort konnten sie sich keine Ruhepause gönnen. Die Hanse-Arbeiter im Kontrollraum rissen verblüfft die Augen auf, als sie die Soldaten mit ihren zerrissenen, blutbefleckten Uniformen und blassen Gesichtern sahen.
Einige der ausgemergelten Kolonisten sanken auf die Knie und berührten den kühlen
Weitere Kostenlose Bücher