Der Metallschwarm
zulassen, dass eine externe Gruppe zu einer Gefahr für die Terranische Hanse wird.«
»Oh, ich kenne all die vorgeschobenen Gründe. Aber Recht und Gesetz sehen anders aus.« Sie bemerkte die Besorgnis in Brindles Gesicht. »Machen Sie sich wegen mir keine Sorgen, Lieutenant Commander. Ich habe meine Befehle und werde sie befolgen. Wir schlagen die Rebellion nieder, noch bevor die Leute wissen, wie ihnen geschieht. Ich sage nur, dass ich in diesem Fall die Politik nicht verstehe, oder das, was sich hinter den Kulissen zwischen König Peter und dem Vorsitzenden Wenzeslas abgespielt hat.«
Die Admiralin lehnte sich zurück und beobachtete die Sterne auf dem Bildschirm. Sie vermisste ihren Moloch und hoffte, dass General Lanyan ihn nicht beschädigte. Er neigte dazu, allen Widersachern »Strenge« zu zeigen - in dieser Hinsicht war er mindestens ebenso übereifrig wie die Soldaten an Bord der Mantas. Willis' »vorübergehende Versetzung« von der Jupiter konnte durchaus permanenter Natur werden. Vermutlich wollte Lanyan den Moloch nach Beendigung seiner Mission gar nicht wieder hergeben. Willis stand vielen Dingen, die in letzter Zeit geschehen waren, kritisch gegenüber. Beim Kampf gegen die Hydroger war der Feind klar und unstrittig gewesen. Die Menschen hatten um ihr Überleben gekämpft, ohne die Möglichkeit einer diplomatischen Lösung des Konflikts. In diesem Fall jedoch ... Sie wusste nicht, welche Maßnahmen gegen König Peter ge- rechtfertigt waren.
Viele Male hatte Willis in den Kommandohandbüchern nachgesehen und die Beratungsmemos konsultiert, die vor dieser Situation von der TVF herausgegeben worden waren, immer auf der Suche nach dem Platz und der Rolle des Vorsitzenden. Sie war nicht so naiv zu glauben, dass König Peter die wichtigen Entscheidungen traf, wie die Öffentlichkeit glaubte -der Vorsitzende und seine Vertrauten saßen an den Hebeln der Macht. Doch die offiziellen Dokumente nannten den König ganz klar als Oberbefehlshaber der TVF, und inzwischen hatte Basil Wenzeslas das Kommando übernommen und erteilte Befehle.
Willis fand das alles sehr beunruhigend. Und jetzt musste sie feststellen, dass sie selbst wie einer der hirnlosen Idioten handelte, die Anweisungen befolgten, ohne über sie nachzudenken. Allein die Vorstellung ließ sie schaudern. Wenzeslas hatte sich solche Mühe gegeben, den König zu seinem Strohmann zu machen, zu seinem Symbol und manchmal auch zum Sündenbock, dass es jetzt verdammt schwer für ihn war, Peter einfach beiseitezuschieben und ihn zu diskreditieren.
»Wie lange dauert es noch, bis wir das Theroc-System erreichen?«, fragte Willis.
Der Navigator sah auf die Anzeigen. »Vier Stunden und sechsunddreißig Minuten.«
»Ich ziehe mich in den Bereitschaftsraum zurück. Die Kombüse soll mir ein Sandwich schicken. Dort weiß man, wie ich es mag: Schinken und Käse, scharfer Senf, dunkles Brot, eine Gurke. Und Eistee, diesmal mit Zucker - er soll süß sein, nicht bitter.« Es war ihre Standardbestellung für den Mittag, und so traf das Essen schon nach wenigen Minuten ein, während Willis in ihrem Bereitschaftsraum saß und mit den Fingern auf den Tisch trommelte. Sie war nicht hungrig, aß aus reiner Angewohnheit und weil ihr Körper Energie brauchte.
Peter und Estarra wurden jetzt als Rebellen dargestellt, als Feiglinge und Verräter. Eins stand fest: Sie hatten die Erde verlassen und eine neue Regierung gebildet. Warum? Was steckte dahinter? Im Flüsterpalast auf der Erde hatte Peter alles gehabt, was er sich wünschen konnte: Luxus, Diener, Macht. So etwas warf man nicht einfach aus dem Fenster, um anschließend zu irgendeinem Hinterwäldlerplaneten zu fliehen. Etwas Schlimmes musste geschehen sein. Willis war sicher, dass ihr der König eine ganz andere Geschichte erzählen würde, wenn sie Gelegenheit gehabt hätte, in aller Ruhe mit ihm zu reden.
Sie hatte selbst gesehen, wie die Hanse mit den im Stich gelassenen Kolonien verfuhr. Ihre Schiffe waren es gewesen, die auf Befehl des Vorsitzenden Yreka angegriffen und den Not leidenden Kolonisten eine blutige Lektion erteilt hatten, obwohl es den Siedlern nur darum gegangen war, auf ihrer Welt zu überleben. Wer waren hier die Guten und die Bösen?, fragte sich Willis. Die Kolonisten hatten Steuern bezahlt und die Erde unterstützt, wie alle guten Bürger, und als Gegenleistung war die Hanse verpflichtet gewesen, sie zu schützen. Doch als die Lage für die Erde brenzlig geworden war, hatte der Vorsitzende
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