Der Metzger bricht das Eis
mit nur einem zusammenhängen kann:
Wir haben wieder ein Geschenk bekommen!
Dieser komische Mann war wieder da. Ich mag ihn nicht, obwohl er Ada und mir immer ganz tolle Sachen mitbringt. Heute waren es funkelnagelneue Skier. Aber nicht irgendwelche Touristenbretter, da kenn ich mich aus. Das sind schon Modelle, da werden mich im Skiklub alle neidisch fragen, wo ich die her hab, ich werd nichts drauf sagen können, weil lügen, das tu ich nicht, und der Bernhard, dieser Affenschädel, wird garantiert wieder behaupten: »Großeltern musst halt haben, die ein Hotel besitzen, da hast ausgesorgt!«
Dann werden sich alle einig sein, dass es mit so einem Material keine Kunst ist, eine Bestzeit aufzustellen, obwohl jeder im Skiklub weiß, dass ich ihnen selbst auf Wasserski noch davonfahr. Morgen wird der Bernhard von unserem Trainer, also seinem Vater, jedenfalls wieder eins über den Helm kriegen, weil er sich von einem Mädchen ausbremsen lässt.
Ich weiß nicht, was dieser komische Mann in seinem Anzug den Großeltern in der Küche erzählt hat, die Oma hat extra beide Türen zugemacht und uns rausgeschickt. Ich weiß nur, dass das nicht unbedingt freundlich geklungen hat, wie er dann beim Verabschieden Ada über den Kopf gestreichelt und zu Oma und Opa gesagt hat:
»Ich werd sie im Auge behalten!«
Das macht mir Angst, ich weiß nicht, ob der Mann »Sie« gesagt hat, weil er nicht so wie wir hier in der Gegend automatisch zu jedem gleich »Du« sagt, oder ob er mit »sie« Ada gemeint hat.
24
»Geschafft!«, frohlockt Willibald Adrian Metzger nach Verlassen des Edelweiß und gönnt sich gleich die nächste Dosis Frischluft. Tief ist sein Atemzug und belebend die Wirkung. Darum also versammelt man sich in stickigen Kellern, um im Anschluss Gefühle der Befreiung, der Wiedergeburt zu erleben. Lang ist dem Metzger dieser Glücksmoment allerdings nicht vergönnt, denn weder ist so ein Skidorf ein Luftkurort, noch frequentieren eine Fußgängerzone ausschließlich Fußgänger.
»Der braucht garantiert seine 20 Liter auf 100 Kilometer!«, kann sich Toni Schuster in Anbetracht des vor ihm anhaltenden Wagens nicht verkneifen.
»Nur muss das unbedingt vor unserer Nase sein?«, ergänzt der Metzger und erhält unerwartet Antwort.
»Muss es, wegen Ihnen bin ich nämlich hier!« Zusätzlich zum heruntergelassenen Seitenfenster öffnet sich die Wagentür und ein junger Mann steigt aus. Elegant und von karibischer Bräune ist sein schmales Gesicht, drahtig seine Statur, perfekt geschnitten sein volles braunes Haar, von hoher Qualität seine Kleidung. Im Grunde ein hübscher, aparter Anblick, wäre da nicht, ähnlich wie der Bauchumfang des Metzgers, von allem ein wenig zu viel des Guten.
»Stefan Thuswalder, stets zu Diensten«, klingt er freundlich.
»Bist du Taxiunternehmer? Aber haben wir nix bestellt«, steht Danjela Djurkovic ein wenig auf der Leitung und erhält Nachhilfe.
»Thuswalder!«, wiederholt der junge Mann, deutet auf den Papiersack in Willibalds Hand: »Ich war grad Zeuge, wie dein Schatz beinah ein paar verpasst bekommen hätt!«, und wendet sich Toni Schuster zu: »Danke für die Rettung und Ehrenrettung unseres Namens. Deshalb bin ich zu Diensten. Das muss ich schon sagen, du bist ja ein echter Haudegen.«
»Mit dem Hauen klappt das nicht so schlecht, mit dem Degen allerdings bin ich ganz schlecht.«
Ein Schmunzeln ergreift die Runde und Stefan Thuswalder erneut das Wort: »Also, meine Herrschaften. Jetzt hab ich mich extra beeilt, um euch mit dem Auto aufzugabeln und als kleine Wiedergutmachung in der Bar des Thuswalder Sport- und Wellnessresorts auf einen Champagner einzuladen. Was meint’s?«
»Glaub ich, nur Taxi wär mir lieber«, melden sich Danjela Djurkovic und der in ihrem Körper sein Unwesen treibende Rum erneut zu Wort.
»Darf ich bitten!«, wird den Fahrgästen umgehend die Hintertür geöffnet. »Und das nächste Mal, wenn du Schuhe bei uns einkaufst«, erklärt Stefan Thuswalder während des Einsteigens, »sagst einfach, du kommst von mir, dann gibt es dreißig Prozent.«
»Gilt hier überall Prozente, wo steht drauf Thuswalder? Gehen Sophie und ich morgen noch ein bissi shoppen, kommen wir glaub ich nicht so schlecht weg!«, meint Danjela Djurkovic, während Stefan Thuswalder den Fahrersitz besteigt.
»Mit deinem Amischlitten kommen wir auch nicht schlecht weg!«, fügt Toni Schuster hinzu: »Das ist ja der Hammer!«
»Hummer«, korrigiert Sophie Widhalm vom Beifahrersitz
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