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Der Metzger bricht das Eis

Der Metzger bricht das Eis

Titel: Der Metzger bricht das Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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Adrian Metzger streckt sich ein wenig auf die Zehen empor, hält sich an den Verstrebungen des Ständers fest, neugierig ist sein Blick, eine sonderbare Aufregung hat ihn erfasst, kurz räuspert er sich, dann will er es wissen:
    »Passt mir das?«
    Die roten Spitzen heben sich, geben eine mit unzähligen Sommersprossen gespickte Nase frei, und zwei große, außergewöhnlich dunkle Augen blicken ihm auffordernd entgegen. Augen, die er schon mal gesehen hat. Kräftig pocht sein Herz, während er mit einem forschenden Blick gemustert wird.
    »Was meinst du?«, dabei deutet der Metzger auf Modell Nummer vier, dreht den Kopf von links nach rechts, von rechts nach links, blickt dem Mädchen wieder in die Augen und erhält als Antwort: »Was bist denn du? Vielleicht eine Schildkröte?«
    Herzerfrischend ist ihr Lachen und ohne Zurückhaltung.
    »Die hat auch keine Ohrmuscheln, wie der Papagei!«, stellt der Metzger ganz in Gedanken an seine Danjela fest, zieht die dunkelgrüne Haube vom Kopf und meint mit verzweifelter Miene: »Aber ich brauch unbedingt eine Mütze, wegen der Kälte. Sonst geht es mir wirklich wie der Schildkröte.«
    Und wieder lacht sie, die Kleine, die Hände in den zwei Taschen ihrer offenen Skijacke, und jetzt lacht auch der Metzger:
    »Weißt du was? Du bist jetzt meine Verkäuferin. Abgemacht? Was würdest du mir empfehlen.«
    »Mhmmm!«, ein wenig kratzt sie sich den Kopf, durchwühlt ihren kecken Kurzhaarschnitt und erklärt dann sehr aufrichtig:
    »Das ist schwer, weil du hast so einen runden Kopf!«
    »Ist das ein Kompliment?«
    »Du darfst nicht auch noch so eine runde Haube kaufen, das schaut dann aus wie eine Melone oder ein Wasserball.«
    »Es ist also kein Kompliment.«
    »Du musst so was da kaufen, dann hast du sicher warme Ohren.«
    Um Gottes willen, geht es dem Metzger in Anbetracht der ihm entgegengestreckten Kopfbedeckung durch denselben. Sie hat überlebt, sie hat den Aufschrei all der verzweifelten, durch sie entstellten, dank ihr gepiesackten Kinder überhört und ist ausgezogen, um einen neuerlichen Siegeszug anzutreten. Dann wandert sie in seine Hände und schließlich auf sein Haupt, das zugegeben modisch etwas aufpolierte Modell einer Pelzmütze mit herunterklappbaren, in diesem Fall sogar schon herunterbaumelnden Ohrenschützern.
    »Sieht cool aus!«, ist das fachfrauliche Urteil.
    »Ich will aber etwas Warmes, nichts Kaltes!«
    »Du bist lustig!«, weicht die ernste Mine wieder dieser unglaublichen Lebensfreude.
    »Und die Farbe? Da bin ich doch schon zu alt dafür?«
    »Find ich nicht, außerdem passt die gut zum grauen Mantel!«
    Und damit ist es vorbei mit dem Widerspruchsgeist des Metzgers. Er greift sich auf den Kopf, hält das gute Stück wie eine Trophäe in die Luft und streckt die andere Hand über den Ständer:
    »Wem also hab ich meine von nun an glühenden Ohren zu verdanken? Ich jedenfalls heiß Willibald!«
    Energisch ist ihr Schritt, dann kommt sie selbstbewusst ums Eck, streckt dem Metzger ihre Hand entgegen, und ihm wird heiß auf der Stirn, ganz ohne grüngelbe Pelzmütze.
    »Ada heiß ich!«

32
    Toni Schuster hat Glück gehabt. Ein kleiner Streifschuss, der Knochen ist unverletzt, alles halb so schlimm. Lebensgefahr besteht keine, die Wartezeit ist folglich zumutbar. Und Schmerzen muss ein echter Haudegen schon aushalten können.
    Weil Toni Schuster aber wahrscheinlich nicht allein der überaus attraktiven Ärztin wegen weiche Knie bekommen und im Untersuchungszimmer die Waagrechte aufgesucht hat, ist ihm am Ende der Erstversorgung mitgeteilt worden, es werde heute noch eine kulinarische Zweitversorgung in Form einer Infusion geben. Die Freude war dementsprechend groß, vor allem auf Danjelas Seite, denn logisch, dass eine derartige Flüssigkeitszufuhr länger dauert als der Genuss einer Halben Bier.
    Jetzt hockt sie also in einem Krankenzimmer, die Djurkovic, und darf aus dem Hintergrund dabei zusehen, wie zwei einsame Herzen im Begriff sind, sich zu finden. Sie selbst verliert im Gegenzug einsam ihren Tag, und da wirkt sich auch die telefonische Berichterstattung ihres Willibald nicht unbedingt positiv auf ihr Gemüt aus.
    »Na, wunderbar: Du darfst ringen nach Lösung, und ich mit Ringerlösung!«, verabschiedet sie sich missmutig. Unendlich langsam tropft es, das mit Toni Schuster verbundene Gemisch aus 8,6 g Natrium-, 0,3 g Kalium- und 0,3 g Calciumchlorid pro Liter Flüssigkeit. Mit einem hochprozentigen Bestandteil dieses Gemischs wird sich in

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