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Der Metzger bricht das Eis

Der Metzger bricht das Eis

Titel: Der Metzger bricht das Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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Kater Carlos Nasenspitze mit einer aus der Fahrt heraus gesprungenen 270-Grad-Drehung, und die Dreadlocks wirbeln nur so durch die Luft. Dann schmettert er seiner Gruppe einen Abschiedsgruß entgegen, springt aus der Bindung, stürmt auf den wartenden Jungen zu, hebt ihn empor wie eine Trophäe, einen Siegespokal, und schickt ein Johlen der Glückseligkeit hinauf ans Universum. Zwei Menschen stehen im Schnee, einer davon ohne Bodenkontakt, und umarmen sich, und diesmal ist Sophie nur noch zu einem einzigen Gedanke imstande: »Liebe«.
    Eilig trägt er den Jungen zum Wagen, Skischuhe werden aus- und Sportschuhe angezogen, Sportgeräte im Kofferraum des silbernen, ausgesprochen schneidig wirkenden Familyvan verstaut, ja so etwas könnte ausnahmsweise auch der Geländewagenliebhaberin Sophie Widhalm gefallen, dann wird der Junge sorgfältig angeschnallt dem Kindersitz überantwortet und schließlich Fahrt aufgenommen, vorbei an der im Sonnenlicht stehenden Gefangenen. Zwischen französischem Fenster und Windschutzscheibe kommt es zu einem kurzen, aber intensiven Blickwechsel, durch das heruntergelassene Fenster der Rückbank winkt eine Kinderhand heraus, dann ist sie frei, die Aussicht.
    Allerdings nicht lange, denn dem unverkennbaren Klang eines rückwärts fahrenden Pkws folgt das zu erwartende Bild.
    »Was macht eine so schöne Frau wie Sie im Fischlmeier-Revier. Sorgen? Was angestellt?«, tönt es aus dem nun auch geöffneten vorderen Fenster heraus. Angenehm klingt die Stimme des Lenkers.
    Jetzt ist Sophie Widhalm ein wenig überfordert, denn mit einem derartigen Frontalangriff hätte sie nicht gerechnet. Andererseits passt das natürlich recht gut: Ein lässiger, bis auf die Frisur gut aussehender, dem Wagen nach zu urteilen gut betuchter Typ mit Buben auf der Rückbank bremst sich sichtlich eroberungswütig ein und meint, mit ein paar flotten Sprüchen gingen für ihn alle Türen auf.
    »Was angestellt: Autodiebstahl. Also aufpassen!«, antwortet sie entsprechend nüchtern und erntet ein Lächeln.
    »Was meinst du, Jako«, wendet sich der Fahrer dem Buben auf der Rückbank zu, »dann bringen wir besser unseren Wagen in Sicherheit!« Und weg ist er, sehr zur Freude Sophie Widhalms.
    Die Aussicht ist also wieder frei, der Anfängerhang leer, der Tellerlift unbenutzt, der Mickey-Mouse-Parcours ein Gruselkabinett bleicher Gestalten, der Pistenbelag ein einziges Schlachtfeld. Bevor Schneekanonen, Schneelanzen und eine Armada an Pistenraupen mit ihrem nächtlichen schönheitschirurgischen Eingriff beginnen, zeigt sich so ein Winterparadies am Ende eines Skitages ziemlich trostlos.

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    Ahhhhhh – das hat gutgetan. So zwischendurch den Hormonhaushalt regeln mit einer alten Bekannten, das kann schon was. Und Brüste hat sie, einfach zum Anbeißen.
    »Nicht wahr, Mama!«, flüstert er und muss lachen. Jana Jusovic, da juckt es ihn ja schon allein beim Gedanken daran, wie er einst regelmäßig von diesem Prachtweib durchgeputzt wurde bis zur Besinnungslosigkeit.
    »Und lass den Fetzen an!«, war stets sein einziger Wunsch. So auch heute, nur ist die Putzfrauenmontur kein Dirndl mehr, sondern ein ärmelloser blauer Kittel mit einer durchgeknöpften Vorderseite. Jana Jusovic hat also neue Arbeitgeber.
    Mit »Verdammt, du Dreckstück, du hast mit gefehlt. Ich brauch dich, mein Schatz!«, beginnt er den Spaß und entwendet den einen Schatz, den er wirklich braucht. Mit: »Warte, ich muss schnell für kleine Jungs!«, fügt er ein Päuschen ein, übergibt diesen Schatz am ausgemachten Ort, ganz in Gedanken an Janas zerzaustes, volles Haar, an ihre vollen Lippen und ihre so grundordinäre Ausstrahlung. Dann geht es los. Wieder ist es eine Kammer mit frischen Handtüchern und Bettwäsche, wieder ist es überirdisch, da kann sich jede hoch bezahlte Gunstgewerblerin einschulen lassen, nur die Adresse hat sich geändert: Gasthof Kalcherwirt.
    Nach zehn Minuten ist der Spaß vorbei. Jana küsst ihn, und sie verlassen den Raum. Vor der Tür liegt der zurückgebrachte Schatz, der Universalschlüssel, und Jana vor Schreck beinah in der Waagrechten.
    »Beruhig dich, stell dir vor, du hättest ihn woanders verloren und jemand hätte ihn mitgehen lassen!«
    Es hat also geklappt. Kurz darauf nimmt er Kontakt auf.
    »Hat super funktioniert mit dem Universalschlüssel!«, ist der Bericht.
    »Tief schürfende Kontakte sind eben Gold wert!«
    »Hast du’s mitgefilmt?«
    »Fällt dir noch eine andere saudumme Frage ein?«
    Wenig später sitzt

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