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Der Metzger bricht das Eis

Der Metzger bricht das Eis

Titel: Der Metzger bricht das Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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es ein Sesseltanz oder ein politisches Postenkarussell. Im Gegensatz zu Letzterem muss hier jedenfalls eine Logik, ein Sinn dahinterstecken, davon geht er aus.
    Und gerade der Logik wegen sitzt der Metzger jetzt hellwach in seinem Bett: »Dann war wer im Zimmer.«
    »Natürlich war wer in Zimmer, oder hast du noch nix bemerkt: Macht jemand jede Morgen Betten, und bekommst du frische Handtücher!«
    Dann läutet das Telefon, und Danjelas Blick erhellt sich: »Sophie!«
    Laurenz Thuswalder zeigt ein gänzlich anderes Verhalten, als seine wilde Aufmachung vermuten lässt. Behutsam legt er seinem Sohn, rührselig beobachtet von Sophie Widhalm und Toni Schuster, den Gurt an und streicht ihm zärtlich über den Kopf.
    »Also, vielen Dank für die Rettung! Erstaunlich, dass ihr Thuswalders nichts Besseres zu tun habt, als Touristen zu betreuen!«, meint Toni Schuster, und Sophie fügt schmunzelnd hinzu: »Dein Bruder Stefan hat sich ja nach unserem eher unerfreulichen Besuch im Edelweiß auch schon als Chauffeur qualifiziert, allerdings mit einem noch besseren Wagen!«
    Äußerst erstaunt ist die Reaktion: »Mein Bruder, als Chauffeur? Na, du musst ihm gefallen haben. Bin mir sicher, das war wohl eher als Abschleppdienst gedacht!«
    »Klingt nach wahrer Geschwisterliebe?«
    »Freunde kannst du dir aussuchen, die Familie hast du dir eingetreten, auf Lebenszeit! Und, wie lang seid ihr noch hier?«, wird das Thema gewechselt.
    »Leider nur bis morgen!«, antwortet Sophie.
    »Dann ist das ja euer letzter Abend!«, stellt Laurenz Thuswalder fest, steigt dabei selbst in den Wagen, schließt die Tür, kurz scheint er zu überlegen, dann setzt er fort: »Und, schon was vor?«
    Die Frage dürfte für das sichtlich taufrische Pärchen etwas zu plötzlich kommen. Verdutzt sehen die beiden einander an.
    »Also nicht? Großer Fehler!«
    Und weil Laurenz Thuswalder ein Macher ist, nutzt er das Schweigen der frisch Verliebten, wählt über die Freisprecheinrichtung seines Wagens für alle hörbar einen gewissen Rupi an und reserviert einen Tisch für vier Personen. Dann wird der mittlerweile auch Toni Schuster bekannte Liftwart Reini kontaktiert, offenbar ein Mann für alle Fälle, für 19 Uhr zum Kalcherwirt bestellt, und erst danach wird den beiden verdatterten Zuhörern der Vorschlag unterbreitet:
    »Habt ihr Hunger?«
    »Sag, bist du immer so: Zuerst alles fixieren, und erst dann die Betroffenen fragen, ob sie überhaupt wollen?«, kann sich Sophie trotz der positiven Haltung gegenüber dem eben erst Gehörten nicht verkneifen.
    »Habt ihr jetzt Hunger, ja oder nein? Sonst fahren wir zwei selber rauf zum Rupi, gell, Jako?«, zeigt Laurenz Thuswalder schmunzelnd seinen Umgang mit Kritik.
    »Bevor hier zur Durchsetzung des väterlichen Sturkopfs auch noch Kinder herhalten müssen: Hunger haben wir immer«, wird schließlich nachgegeben.
    »Na also!«, ist die erfreute Antwort. »Dann holt euch der Reini um 19 Uhr beim Kalcherwirt ab und bringt euch zur Bürglalm!«
    »Und woher weißt du, dass wir zu viert sind?«, fragt Toni Schuster mit ernster Miene.
    »Hat mir vorhin der Fischlmeier erzählt. Also, viel Spaß!« Eine Visitenkarte wird übergeben, das Fenster fährt hoch und der Wagen davon.
    Ein Wagen, der Toni Schuster trotz aller Begeisterung nun doch ein wenig schlucken lässt. Denn jetzt, in Anbetracht der sichtbaren Nummerntafel, erinnert er sich wieder: Nicht nur das unweit des toten Obdachlosen gesichtete Modell war das gleiche, auch die Ortsangabe des Kennzeichens stimmt überein.
    Sophie hebt die Hand zum Gruß, hält in der anderen ihr gezücktes Handy und informiert Danjela Djurkovic über die wiedererlangte Freiheit und die bevorstehende Abendgestaltung, während Toni noch ziemlich regungslos am Straßenrand steht und bemerkt: »Toller Kerl, toller Wagen, sieht man in dieser Exklusivausführung nicht so oft!«
    »Hier schon«, meldet sich aus dem Hintergrund der mittlerweile ebenso auf die Straße getretene Robert Fischlmeier, »die gehören zum Thuswalder Fuhrpark. Alle Schwarz oder Silber-Metallic, so wie  … «, ein etwas gelangweilter Unterton schwingt nun mit, »  …  der Thuswalder Schriftzug, die ganzen futuristischen Berg- und Talstationen der Gondel, der neue Bahnhof, und, und, und, Ende nie. Ende nie gilt zum Glück nicht für mich: Ich mach jetzt Dienstschluss. Und ihr schmeißt euch also noch alle hinauf zu Bürglalm? Lauschig. Na dann, schönen Resturlaub!«
    Er kann sich ja täuschen, der Toni

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