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Der Metzger bricht das Eis

Der Metzger bricht das Eis

Titel: Der Metzger bricht das Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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er in Gesellschaft vor einem Bildschirm. Es fühlt sich an wie während eines Computerspiels, als wäre er selbst mittendrin, mit dem Unterschied, es ist kein Spiel:
    Zimmer 202. Die Tür geht auf, ein Hund steht im Vorraum. Ein paar simple Liebkosungsgesten, und der Vierbeiner schleckt die fremde Hand ab. Trottelviech. Es folgt ein Rundumblick. Nichts ist auffällig, maximal die Art und Weise der Lagerung diverser weiblicher Kleidungsstücke und Utensilien deutet auf einen deutlich ausgeprägten männlichen Ordnungssinn hin. Ansonsten aber: Keine Hinweise, nichts Verdächtiges, nur ein Notizblock und ein Bleistift liegen neben zwei orange-neonfarbenen Gehörstöpseln auf einem der beiden Nachtkästchen. Das Notizbuch wird zur Hand genommen, durchgeblättert. Alles, was sich darin befindet, sind diverse willkürlich aneinandergereihte Zahlen und Zeichen.
    Auch der Block wird zur Hand genommen, wieder dieselben Zahlen und Zeichen, diesmal in einer anderen Handschrift, diesmal in die linke Spalte einer Tabelle eingetragen, in der rechten stehen vereinzelte Buchstaben, so als wollte jemand einen Code knacken. Mit einem Handy werden davon einige Fotos angefertigt, alles ordnungsgemäß zurückgelegt. Beim Wegdrehen stößt kurz, aber heftig ein Bergschuh ans Nachtkästchen, was dieses ein wenig verschiebt und den Bleistift samt einem der beiden Gehörstöpsel zu Boden fallen lässt. Der Bleistift wird aufgehoben, der Gehörstöpsel scheint verschollen. Kurz wird gesucht, die Ritzen zwischen Matratze und Rahmen abgetastet, ein Blick unters Bett geworfen, unter die Bettdecke, die Polster. Unauffindbar, das Ding, trotz Neonfarbe. Aus dem am Nachtkästchen liegenden Stöpsel werden zwei Teile geformt, zu Kugeln geknetet, neben den Bleistift gelegt, es folgt ein letzter Rundblick, der Hund wird getätschelt, das Hotelzimmer verlassen, mit denselben offenen Fragen wie zuvor. Fragen, die beantwortet werden müssen.
    »Glaubst du, die sind ungefährlich?«, ist seine Frage.
    »Keine Ahnung, jedenfalls sind sie verdammt neugierig und gehörn heimgeschickt.«
    »Im Blechsarg?«
    »Wir probierens zuerst anders. Das Edelweiß bleibt ja heut zu, so fix und fertig is der Jo Neuhold wegen seinem Freund, dem gschnetzelten Axpichl. Werden wir also schauen, dass der Jo zusammen mit ein paar Kumpeln auf andere Gedanken kommt?«
    »Und was machen wir mit dem Sepp?«
    »Warten!«
    Verdammt gut, nicht allein zu sein. Verdammt gut, jemanden zu haben, der die Dinge durchdenkt und klar sieht. Verdammt gut, zu wissen, wofür und für wen man das alles unternimmt.

41
    Die Wiedersehensfreude ist groß. Ohne den Raum zu betreten, wird die Hundeleine geschnappt, kurz darf sich Edgar im Gemüsegarten des Kalcher-Urgroßvaters erleichtern, dann kommt auch der Metzger einem drängenden Bedürfnis nach, bedient sich retour am Zimmer des Bitte-nicht-stören-Schildes, entledigt sich bis auf sein Rippleibchen der Oberbekleidung und springt ins Bett. Hundemüde ist er. Nur garantiert ein Bitte-nicht-stören-Schild noch lange keine Nachmittagsruhe. Unnachgiebig stellt das Putzpersonal im Stock darüber seine Gründlichkeit unter Beweis, und gesaugt wird, da fürchtet der Teppich um seine Behaarung.
    Hilfe suchend greift Willibald Adrian Metzger auf sein Nachtkästchen, führt die ihm so vertrauten Handgriffe durch und wundert sich: Entweder seine Gehörgänge haben von gestern auf heute deutlich an Durchmesser zugelegt, oder die Gehörstöpsel sind geschrumpft. Dann fordert der Körper sein Recht und entflieht der Wirklichkeit. Tief ist des Metzgers Schlaf, schmerzhaft das Erwachen.
    Sophie Widhalm hat Besuch bekommen.
    »Sind wir jetzt wieder brav!«, begrüßt sie Robert Fischlmeier, hält ihr die Tür auf und geleitet sie in die Wachstube.
    »Da hat wer für Sie ein gutes Wort eingelegt«, erklärt er dort in Gegenwart zweier männlicher Wesen. Einer der beiden grinst, der andere winkt ihr zu.
    »Laurenz Thuswalder, freut mich, und das ist mein Sohn Jako!«
    »Jakob heiß ich!«, greift der Junge korrigierend ein und stellt eindrucksvoll die ohnedies bekannte fehlende Deckungsgleichheit der Reife eines Erwachsenen und eines Kindes unter Beweis.
    »Wenn Sie mir versprechen, den Wagen nicht zu klauen, sind wir gern Ihr Taxi!«, meldet sich Laurenz Thuswalder zu Wort, um gleich darauf vice versa seinem Sohn eine Lektion fürs Leben mitzugeben: »Hast du gesehen, Jako, wenn man nicht brav ist, dann muss man ein wenig bei der Polizei bleiben.«
    »Ich war

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