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Der Metzger geht fremd

Der Metzger geht fremd

Titel: Der Metzger geht fremd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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Alphabets finden zu müssen, das verpasst jedem gerade weich massierten Schultergürtel schlagartig wieder die übliche Verspannung. Fluchend liegt Danjela Djurkovic auf ihrem Bett, wobei da auch der nicht erreichbare Willibald einige überraschende Kosenamen abbekommt. Entsprechend nüchtern fällt dann ihre Kurzmitteilung aus:
    Wozu Handy? Datum Ring = Geburtsdatum Jakob Förster. Ganze Name = Xaver-Jakob Förster. Wenn Förster nix früher Friedmann fress ich Besen! Rufst Du an!
    Dann wird gesendet. An den Adressbucheintrag: » Meine beste Willibald«.
    Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Mobiltelefone sich in ihrer Mobilität immer am Handyeigentümer orientieren. Was zur absurden Folgeerscheinung führt, dass ein Festnetzanschluss dazu benötig wird, sich selbst anzurufen, um in den eigenen vier Wänden das mobile Ich zu finden. Und so ein nicht aufgespürtes mobiles Ich in fremder Hand kann ganz schönen Schaden anrichten.
    Logisch, dass, nachdem da am Beifahrersitz bereits einige Male mit unerträglicher Lautstärke und nicht enden wollender Dauer der Hochzeitsmarsch von Mendelssohn-Bartholdy den Opel Kadett gequält hat, Benedikt Friedmann bei dem vergleichsweise erholsamen Signalton für eine eingetroffene Kurzmitteilung das Telefon zur Hand nimmt.
    Beinah wäre er in den Graben gefahren.
    Dieses verdammte Schwein. Er ist also wirklich dort!
    Eine tiefschwarze Bremsspur legt sich auf den Asphalt. Dann wendet er entschlossen den Wagen.
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    N ICHTS . W AS HAT ER SICH auch erwartet? Dass sie ihm während der Massage offenherzig ihr Herz ausschütten würde?
    Ihm war sofort klar: Sie wird nichts mehr ausplaudern, dafür ist sie zu schlau. Dennoch haben ihm ihre Schilderungen gereicht, um seine Befürchtung zu bestätigen. Sind die beiden Toten, sein Vater und Ferdinand Anzböck, erst der Anfang? Gehen hier Dinge vor sich, die auch ihn und seine Schwester gefährden? Und vor allem, was wollte ihm sein Vater mitteilen? Denn von einem ist er überzeugt: Dieser von Danjela Djurkovic erwähnte Brief an einen Sohn wäre für ihn gewesen, und genau diesen Brief muss er haben. Zwanzig Jahre in Wortlosigkeit leben zu müssen, dann plötzlich vor der Möglichkeit zu stehen, all die vielen offenen Fragen klären zu können, und diese Möglichkeit schließlich wieder schwinden zu sehen ist unerträglich.
    Ist es denn Diebstahl, sich etwas auszuborgen, nur um einen kurzen Blick zu erhaschen? Moral ist ein dehnbarer Begriff. Besonders, wenn es um Not und deren Beseitigung geht. Aus dem Bedürfnis, Not zu wenden, resultiert Notwendigkeit. Und Wendigkeit schadet dabei keineswegs. Schon gar nicht, um in einer vorgegebenen Situation die entsprechenden Schritte zu setzen. Viel Geschick musste er dann gar nicht aufbringen, um an den Schlüssel zu kommen.
    Und wieder nichts.
    Was hat er sich auch erwartet? Dass in ihrem Zimmer alles ausgebreitet herumliegt? Selbst nach vorsichtigem Herumstöbern war nichts Aussagekräftiges aufgetaucht. Etwas niedergeschlagen wollte er schon das Zimmer verlassen, dann hat er am Sofa das an ein Ladegerät angeschlossene Telefon liegen sehen und nicht lange gezögert.
    Seine eigene Nummer stand als letzte in der Liste der »Anrufe in Abwesenheit«. Danjela Djurkovic hatte also im Zimmer seines Vaters auch das Handy gefunden und am Vortag für den kleinen Schrecken gesorgt, der durch den Namen August-David am Display seiner verschwundenen Patientin ausgelöst worden war. Eindeutig. Das belegte auch das Namensverzeichnis, bei dessen Anblick ihn ein Schauer durchlief.
    Luise, Sascha, Benedikt – bei Hans wurde ihm übel. Das Böse hält sich hartnäckig am Leben. An die achtzig muss er schon sein. Vielleicht war einer von ihnen sogar auf Besuch hier, vielleicht ist er Sascha oder Benedikt zufällig begegnet. Zumindest die beiden hätte er nicht mehr erkannt. An ihm wäre jeder vorbeigegangen. Das Äußere lässt sich verändern.
    Zu den anderen Namen hatte er keine Verbindung. Laut Liste der getätigten Anrufe muss die aus seiner Wohnung verschwundene Frau ohne Zunge und ohne Ringfinger jedenfalls Paula heißen.
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    E INE M ELODIE! E S ist eine Melodie!
    Willibald Adrian Metzger sitzt etwas verzweifelt mit einem kleinen Maiskolben in der Hand am Boden und lauscht erstaunt den gar nicht so fernen Klängen aus den Stauden. Schmutzig ist er schon, das erleichtert ihm die Entscheidung, sich genauso wie jeder, der Dreck am Stecken hat, noch tiefer fallen zu lassen. Vorsichtig legt er sich

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