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Der Metzger holt den Teufel

Der Metzger holt den Teufel

Titel: Der Metzger holt den Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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Pritschenwagen: »Ist ganz leicht zu finden, Adresse von Sophie, theoretisch noch vor Morgengrauen. Also fahrst du vielleicht so, dass sind wir wenigstens für Dreijährige auf Dreiradler keine Hindernis!« Eine Liebesbeziehung wird das zwischen dem Wollnar und der nunmehrigen Mitbewohnerin seines besten Freundes zwarnie werden, dennoch erfährt die Bitte, die ja im Grunde keine Bitte war, Gehör  – was nichts daran ändert, dass Sophie Widhalm nicht zu Hause ist.
    Nachdem Danjela Djurkovic eine Weile auf den Knöpfen der Sprechanlage herumgedrückt hat, erweist sich glücklicherweise doch noch ein Eigentümer als ausreichend dumm und rücksichtslos gegenüber den Mitbewohnern dieses Gebäudes und öffnet, ohne nachzufragen. Nach mühsamem Aufstieg in die letzte Etage stehen die drei schließlich vor der verschlossenen Wohnungstür Sophie Widhalms. Einige Minuten wird abwechselnd geklopft und heftig geläutet, was insofern nicht völlig sinnlos ist, da zumindest der hinter dem Türschild mit der Aufschrift »Hartlieb« wohnhafte Nachbar reagiert.
    Unwirsch tritt er ins Stiegenhaus  – ein in diesem knallroten Flanelljogginganzug durchaus als mutig zu bezeichnender Akt: »Ein bisserl laut für einen Einbruchsversuch, finden S’ nicht auch? Wollen S’ noch ein Zeiterl probieren, oder stört es Sie, wenn ich gleich ein Einsatzfahrzeug herbestell?«
    »Na, wenn ich so anschau rote Pyjama«, erwidert die Djurkovic umgehend, »dann wird Einsatzfahrzeug wahrscheinlich kommen von Feuerwehr. Brauch ma aber Polizei, kann ich nämlich wirklich nix glauben, dass Sophie ist gerade bei Hartlieb auf kleine Imbiss, oder?«
    Das Gesicht des Betroffenen nähert sich dem Farbton seiner Bekleidung, und weil nun auch der Metzger allmählich zu einer beschwichtigenden Wortmeldung imstande ist, folgt endlich ein höf liches Vorstellen der angerückten Truppe.
    »Ah, der Bruder sind Sie, warum sagen Sie das nicht gleich!«
    Ein vielsagender Blick trifft die einzige anwesende Dame, dann erklärt Herr Hartlieb: »Ich hab sie gegen sechzehn Uhr gesehen, da ist sie laufen gegangen.«
    Das war vor mehr als drei Stunden.

59
    »M ÜSSEN WIR IN W ERKSTATT sofort Polizei verständigen!« Die Djurkovic hat während der Heimfahrt Tränen in den Augen und ist kaum zu stoppen, was sich diesmal auch ohne Sonderkommando auf den rechten Fuß Petar Wollnars auswirkt. Ja, da hat es von der ersten Begegnung an gefunkt zwischen den beiden Damen, was nichts anderes bedeutet, als dass dem Metzger, ob er nun will oder nicht, weibliche Unterstützung zuteilwird.
    Nicht nur, denn vor der Werkstatt wartet Oskar. Unruhig läuft er zuerst hin und her, den Schweiß auf der Stirn, das Skateboard in der Hand, den Rucksack geschultert. Dann kommt er eilig auf den einparkenden Pritschenwagen zu. Petar Wollnar kämpft noch mit der Lenkung, da reißt Oskar bereits die Tür auf und packt den Metzger am Ärmel. »Sehr dringend, hab ich gesagt, oder? Hab ich das nicht gesagt! Jetzt ist alles noch schwieriger.« Tränen des Zorns stehen ihm in den Augen.
    Danjela Djurkovic und Petar Wollnar sehen dem Jungen fassungslos ins Gesicht. Beinah stürzt er, der Metzger, so energisch wird er zur Werkstatt gezerrt, beinah hebt sie sich aus ihrer Verankerung, die Glocke, so heftig stößt Oskar nach dem Aufsperren die Tür auf, und beinah werdendie Treppen dem Jungen zum Verhängnis, so ungestüm stürmt er zur Werkbank und öffnet seinen Laptop: »Ganz anders, ganz anders!«
    Es dauert, bis das Gerät hochgefahren ist, und das diesmal von Oskar bearbeitete Standfoto der gesuchten Dame am Bildschirm erscheint, und es dauert, bis Willibald Adrian Metzger überhaupt durchschaut, worum es hier geht.
    »Ja, das sieht anders aus. Ich bin zwar diesbezüglich ein völliger Laie, aber das Ergebnis einer Fotobearbeitung hängt doch auch vom Computer ab, oder seh ich das falsch. Was regt dich da so auf?«
    »Ja, völliger Laie stimmt! Falsch sehen stimmt auch!« Oskar schweigt, ohne eine weitere Erklärung hinzuzusetzen, und dann versteht er, der Metzger. Ein beunruhigender Gedanke findet inmitten des Gewölbekellers seinen Ursprung, auch wenn er mit dem, was ihm Herr Mühlbach vorhin unterbreitet hat, ganz und gar nicht zusammenpasst. Nur, welche von den wirklich bedeutsamen, epochalen Entdeckungen machte auf den ersten Blick schon Sinn? Da mussten sich große Köpfe oft ein Leben lang das Hirn zermartern, um dieses eine winzige Bindeglied zu finden, das aus vielen Einzelteilen ein ewig

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