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Der Metzger holt den Teufel

Der Metzger holt den Teufel

Titel: Der Metzger holt den Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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das; wenn die am Rummelplatz herumstehen, kann sich ein Luftballonverkäufer mit voller Ladung in der Hand verstecken gehen!« Von aufgeblasen kann bei Gerhard Kogler nämlich nicht die Rede sein. Ganz im Gegensatz zum gerade erstmals anwesenden ersten Geiger, Viktor Hubertus, samt seiner piekfein rasierten Königspudeldame Fatima.
    Eduard Pospischill hat das Los der weiteren Vernehmung gezogen, denn Irene Moritz ist kurz aus ihrer so heiß geliebten dienstlichen Rolle der unnachgiebigen Herzlosen geschlüpft und vegetarisch Mittag essen gegangen, Gerhard Kogler sitzt klarerweise am selben Mittagstisch, und der Waschlappen Herbert Homolka ist für Vernehmungen nur brauchbar, wenn er hinter der Spiegelwand zuhört. Abgesehen davon, musste das Buberl seinen aufgrund eines kleinen Fiebers über Telefon verkündeten Krankenstand abbrechen, was ihm eine Gefährlichkeit verpasst, da traut sich selbst ein Zwölfjähriger zuschlagen.
    So hockt Herbert Homolka also aufmerksam nebenan, Eduard Pospischill aufgekratzt im Verhörzimmer und ihm gegenüber dieser lächerliche Hubertus-Lockenkopfsamt dem noch lächerlicheren Versuch einer Schwarzfärbung desselben, dem blauen Blazer mit goldenen Knöpfen, dem glatt gebügelten Hemd darunter, dem hellblauen Stecktuch darin, den Schuppen darauf, dem nasalen Ton und dem ebenso hoch getragenen Riechorgan. All das, kombiniert mit der deutlich zum Ausdruck gebrachten Missachtung seines Gegenübers und dem ständigen Tätscheln des hechelnden Hundes, veranlasst den Kommissar, von jenen wunderbaren Zeiten zu träumen, als in diesen Räumlichkeiten eine etwas heftigere Form des Tätschelns noch zur guten Sitte zählte. Langweilig ist ihm, dem Pospischill, seine Fäuste jucken ihn, und sein Kugelschreiber träumt von einer zielstrebigen Expedition ins ziemlich große Hubertus-Nasenloch. Dann lässt er doch noch auf horchen, der Herr Viktor:
    »Schrecklich, wirklich schrecklich! Jetzt sind es also schon drei!«
    »Drei was?«
    »Na, drei Opfer!«
    »Da müssen Sie mir ein wenig helfen, Herr Hubertus, denn ich komm nur auf zwei! Also bitte erzählen Sie.«
    »Das sind jetzt sicher schon ein paar Wochen, seit Käthe Henrikshausen, unsere Harfenistin, einfach verschwunden ist.«
    »Das ist uns bekannt, wir suchen sie auch schon seit geraumer Zeit. Aber warum glauben Sie, die Dame sei ein weiteres Opfer?«
    »Weil ich Ihren Mann Walter gut kenne. Und so unter der Hand sag ich Ihnen jetzt was! Vor der Polizei tut er zwar besorgt, aber der ist mit Sicherheit heilfroh, diese Schnepfe los zu sein. Und das zu Recht! Mit so einem Drachen als Ehefrau wünscht sich jeder eines Tages, Siegfriedhöchstpersönlich möge dem ›Nibelungenlied‹ entsteigen und sich quietschfidel auf Jagd begeben. Das wissen doch alle, die Käthe war die Chefin, also auch die Finanzchefin im Haus. Grad, dass er sich in seiner Frühpension einen Gspritzten hat leisten dürfen, der Walter. Hauptsache, diesem Dackeltier hat es an nichts gefehlt!«
    Da redet grad der Richtige, denkt sich Eduard Pospischill, während neben ihm munter weitergetätschelt und weitergesprochen wird: »Seltsam ist nun, und das hat er mir vor ein paar Tagen im Vertrauen erzählt: Sie hat bis heute kein Geld abgehoben, keinen einzigen Cent. Das passt einfach nicht zu ihr.«
    »Vielleicht hat sie ja ihr eigenes geheimes Konto!«
    Viktor Hubertus überlegt: »Ja, das wäre möglich. Da ist man ewig ein treuer Ehemann, und dann macht sich die Frau mit ihrem heimlich abgezweigten Reichtum davon. Eine Horrorvorstellung, so was!«
    Und weil Eduard Pospischill noch immer im Wohnzimmer seines einzigen Freundes haust, kommt er über seine eigene Situation ins Grübeln. Weiber! Zuerst nehmen’s dir deine Privatsphäre, dann deine Eigenständigkeit, dann deine besten Freunde, und wennst ein Pech hast, nehmen’s dann auch noch Reißaus.
    »Herr Kommissar? Sind Sie anwesend? Jetzt nehm ich mir extra Zeit hierherzukommen, und dann hören Sie mir nicht zu! Horrorvorstellung, habe ich gerade gesagt.«
    »Ja, Horrorvorstellung. Wenn ich Sie recht verstehe, wollen Sie mir sagen, Walter Henrikshausen könnte seine Käthe samt Hund selbst beseitigt haben? Fallen Ihnen vielleicht noch ein paar andere Kandidaten ein, die Käthe Henrikshausen nicht unbedingt wohlgesinnt sind? Hattesie Feinde, wurde ihr Leben bedroht?« Genüsslich zündet sich Eduard Pospischill eine seiner etwa dreißig täglichen Selbstgedrehten an.
    »Nicht so wie gerade meines!«
    »Wie meinen Sie das?«

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