Der Metzger holt den Teufel

mittlerweile berechtigte Sorge breitmacht. Denn die Frage stellt sich schon: Wer ist der Nächste? Was gedenken Sie da zu tun?«
    »Mir stellt sich eher die Frage, wer ist die, ich wiederhole, die Nächste? Das ist jetzt die zweite Dame aus Ihren Reihen, die das Zeitliche segnet, und ohne Frau Henrikshausen ist Ihr Haufen, wie Sie ja selbst so vielsagend bemerkt haben, sogar wieder gänzlich von der so störenden Weiblichkeit befreit, also was machen Sie sich Sorgen!«
    »Da muss ich Sie korrigieren. ›Aus unseren Reihen‹ stimmt nicht ganz!«
    »Annabelle Wertheim-Müllner war aber doch Orchestermitglied?«
    »Lassen Sie es mich so erklären, dass auch Sie es verstehen. Also: Fußball, da kennen Sie sich ja sicher aus, da gibt es einen Kader und eine Mannschaft, da gibt es dann die sogenannten Stammspieler, dann die, die auf der Ersatzbank sitzen, und schließlich die auf der Tribüne. Frau Schukowa als zweite Pauke saß maximal auf der Tribüne, und auch Frau Wertheim-Müllner war kein Stammspieler!«
    »Stammspielerin!«, berichtigt Eduard Pospischill nüchtern und beendet sein Verhör.

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    W ENN ES UM KÖRPERLICHE B ELANGE geht, ist Sandra Kainz nicht unbedingt die Schnellste. Geistig aber nimmt sie die Luftlinie. Und weil sie nichts vergisst, weil sie alles auf ihren Festplatten speichert, sowohl auf der ihr eingebauten als auch auf der externen, bekommt sie nun beim Lesen der Onlineausgabe ihrer bevorzugten Tageszeitungden Frost. Umgehend öffnet sie direkt neben dem Leitartikel in einem neuen Fenster ihr Textprogramm und somit die dorthin chronologisch hineinkopierten Dialoge, an denen sie bisher teilgenommen hat. Manchmal ist da wirklich Gutes dabei, und Gutes sollte nicht verloren gehen. Das hier allerdings ist in Abstimmung mit den Zeitungsberichten übel, wirklich übel:
Wenn die Stimmung schlecht ist, muss man eingreifen, oder, Qrz15h? Also: Morgen stirbt der Nächste.
    Das schrieb Kammerton am Tag vor dem Mord an der ersten Musikerin.
Da hast du recht, Qrz15h, der Keim allen Übels ist der Mensch: Kommendes Wochenende stirbt der Nächste.
    Das war eine knappe Woche vor dem Tod der zweiten.
Stutzig ist ein gutes Wort, Qrz15h, sehr treffend. Gestutzt gehört auf dieser Welt nämlich eine Menge. Heute ist es wieder so weit.
    Das war dann am Tag des zweiten Mordes.

    Zufall? Hellseherische Fähigkeiten? Die kleine Lücke, durch die ein verborgenes Mitteilungsbedürfnis nach außen drang? Vielleicht gelingt es ihr, diesem Mitteilungsbedürfnis einen weiteren Eintrag zu entlocken:
schwarz_auf_weiss
Da ist ja ein ordentlicher Frauenhasser am Werk. Ist sie jetzt also wieder gesäubert, die nach dem Taktstock marschierende Herrenrasse.Abgesehen davon, genauso grauslich wie die Morde sind die Zeitungsartikel.
Erwachsenenbildung1
Also ich find die Berichterstattung nicht grauslich, sondern äußerst lehrreich: ist fast wie der Grundkurs zum Serienkiller.
Qrz15h
Richtig. Wenn sich ein Psychopath das alles ausschneidet und in ein Album klebt, hat er diesbezüglich Fachliteratur.
Kammerton
Sehr freundlich, Qrz15h, jede Hilfe wird dankend angenommen: Gibt genug Dreck zu beseitigen.
Qrz15h
Bei Psychopath und bei Dreck reagiert er also, unser Kammerton? Das spricht für sich.
das_kleine_ich_bin_ich
Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, hier spricht jeder für sich.
0-8-15
Schwachsinn, oder heißt du tatsächlich »das_kleine_ich_bin_ ich«. Wir sind doch alle hier, um aus lauter Einsamkeit und Langeweile unter dem Schutzmantel der legitimierten Ichverleugnung Anschluss zu suchen, wo und bei wem auch immer.
fettarmes_Joghurt
Stimmt, und quasi geschlechtslos sind wir hier alle auch. Wobei man bei dem komplexbeladenen Mist, der hier oft zu lesen ist, schon zur Einsicht gelangt, dass der eine oder andere wahrscheinlich mit einem ziemlich kleinen Zumpferln durch die Gegend laufen muss.
Qrz15h
Ehrlich gesagt, machen mir einige der Einträge sogar Angst. Die heben sich ab und haben mir einfach einen zu realen Bezug zur aktuellen Tageszeitung.
Kammerton
Angst? Wunderbar! Sich abheben? Wunderbar, in einer Welt, in der eine Mittelmäßigkeit regiert, die nie etwas anderes an ihrer Seite ertragen wird als eine Mittelmäßigkeit, die um noch einen Deut mittelmäßiger ist.
Silikonprophet
Tut das eigentlich weh: Hirnwixen? Probier’s mal weiter unten, dann bist du vielleicht ausgeglichener.

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    »D AS IST ZU VIEL !« Kampf bereit streckt sich die junge Frau hinter der Scannerkassa aus ihrer gelangweilten