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Der Metzger holt den Teufel

Der Metzger holt den Teufel

Titel: Der Metzger holt den Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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Überrascht hebt der Kommissar die Augenbrauen.
    »Sag, wissen Sie nicht, dass in öffentlichen Gebäuden seit Neuestem Rauchverbot herrscht?«
    »Was, es gibt ein Rauchverbot?« Eduard Pospischill behält den erstaunten Blick bei und brüllt in Richtung der Spiegelwand, dass es Herbert Homolka dahinter nur so aus seinem krankheitsbedingten Halbschlaf reißt: »Warum sagt mir das hier keiner? Rauchverbot, na so was!«
    Dann wendet er sich mit einem genussvollen Lungenzug wieder seinem Gast zu, bläst ihm den Qualm entgegen und erklärt: »Bekomm ich jetzt also auch noch eine kleine Gratisgesundheitsberatung, wie sie heutzutage ohnedies auf jeder Zigarettenpackung steht. Aber ich seh schon, Sie sind ein bisserl nikotinempfindlich, und weil ich ja kein Unmensch bin, schick ich Ihnen einfach wieder meine nette Kollegin herein!«, worauf ihn der erste Geiger erneut auf horchen lässt.
    »Nein, um Gottes willen, bitte rauchen Sie nur!«
    »Wieso diese plötzliche Bekehrung – soll ich Ihnen eine drehen?«
    »Na, das ist erst eine grobe Person, Ihre Kollegin. So eine Furie! Um mir die zu ersparen, fang ich notfalls tatsächlich das Rauchen an, das sag ich Ihnen. Frauen sind mir ja ohnedies nicht geheuer. Das Letzte, was ich brauch, ist diese Versuchung des Teufels, sowohl im Orchester als auch in meinem Privatleben! Und die da draußen, die will ich mir ja nicht einmal vorstellen müssen.«
    »Heißt das, Sie bevorzugen Männer oder …!« Unangenehm fällt ihm das jetzt auf, dem Pospischill, wie der Hubertus dasitzt, kerzengerade, und seinen Pudel streichelt.
    »Das ist aber wirklich meine Angelegenheit!«
    »Offenbar nicht, oder hab ich mich verhört, was Ihre abfälligen Äußerungen zuerst gegenüber Frau Henrikshausen und nun gegenüber unserer hervorragenden Mitarbeiterin Irene Moritz betrifft. Gestatten Sie mir die Frage, wie hoch Ihre Freudensprünge in Anbetracht des weiblichen Nachwuchses in Ihrem Orchester waren?«
    »Wie hoch? Vom Sitzen ins Liegen, um es Ihnen bildlich zu veranschaulichen. Schlecht waren die, da kann ich in jeder Fußgängerzone den nächstbesten Konservatoriumsstudenten engagieren. Das Einzige, was nicht schlecht war, waren die Geldkoffer, die von den Vätern da wohin auch immer geflossen sind, da könnt ich wetten. Und glauben Sie mir, ich hätte mich diesbezüglich als absolut unbestechlich erwiesen. Wir waren und sind nun wieder ein Aushängeschild an Qualität. Meinetwegen, um Käthe Henrikshausen ist es eventuell schad, die war nicht so übel – gut, wer spielt schon Harfe, aber die beiden Jungen! Die Morde an den Damen sind Gräueltaten im menschlichen Sinn, nicht aber im musikalischen!«
    »Na, dann erzählen Sie mir mal, wer im Orchester Ihre Auffassung teilt und, möglichst detailliert, wo Sie gewesen sind, als die beiden Damen ermordet wurden. Gespielt haben Sie ja jeweils nicht!«
    »Sehr originell! Was, glauben Sie, wollte Ihre Kollegin die ganze Zeit von mir wissen? Ich dachte, um zu den von Ihnen gewünschten Informationen zu kommen, wären Sie bei der Polizei wirklich etwas einfallsreicher.Sehr gerne geb ich aber auch Ihnen noch einmal dieselbe Antwort: Ich war bei meiner Mutter. Sie hat mich gepflegt!«
    »Wie bitte? Und Sie kritisieren meine Originalität?«
    »Ich war bei meiner Mutter, weil ich mit meiner Mutter unter einem Dach wohne.«
    Jetzt ist der Pospischill natürlich in Anbetracht des künstlich verjüngten Mittfünfzigers doch etwas überrascht: »Ja, das ist natürlich jetzt durchaus originell! Gratuliere. Sind Sie also frisch geschieden?«
    »Was soll diese Fragerei, und was hat Sie das zu interessieren? Natürlich bin ich nicht frisch geschieden. Da müsste man ja vorher heiraten, oder? Ich hab’s doch schon gesagt: Frauen, nein danke!«
    »Von dieser Einstellung ist Ihre Mutter ja offensichtlich verschont geblieben! Sie leben also noch bei Ihrer Mutter. Allein?«
    »Täusche ich mich, oder ist aus Ihrer Formulierung, so wie bei Ihrer Kollegin vorhin, nicht nur Unglauben, sondern auch eine gewisse Form der Geringschätzung herauszuhören?«
    Na, der ist lustig, dieses Muttersöhnchen!, denkt sich der Pospischill und meint: »Erstens gibt es da ein Sprichwort vom Hineinrufen in und Heraustönen aus dem Wald, sehr geehrter Herr Hubertus, und zweitens: Es gibt kein lächerlicheres Alibi, als sich als Einzelkind auf seine verwitwete Mutter zu berufen!«
    »Ob Sie mir das jetzt glauben oder nicht, ist Ihr Problem. Genauso wie die Tatsache, dass sich im Orchester

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