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Der Metzger holt den Teufel

Der Metzger holt den Teufel

Titel: Der Metzger holt den Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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Ihrer gestohlenen Taschenlampe, um Ihnen bezüglich unserer Bekanntschaft eines Tages Erleuchtung zu bringen! Ansonsten helfe ich Ihnen gerne weiter: Probieren Sie’s beim Stanleymesserund Schokoriegel, vielleicht steckt sie ja dort, die Geldbörse!«
    Danach fasziniert es den Willibald, zu welcher vielsagenden, verblüfften Fratze sich das entstellte Gesicht des Herrn Leugendorf noch zu verziehen imstande ist: So wie mit der Zeit das Herrl dem Hund gleicht und der Ehepartner dem anderen, gleicht der Scheißkerl eines Tages eben einfach dem Arsch.

    Mittlerweile hat es zu regnen begonnen. Der Metzger schafft es in Gegenwart des schweigsamen Hausmeisters problemlos, seiner Entrüstung über das soeben Erlebte Ausdruck zu verleihen. Und gut ist es, dieses Dampfablassen, denn seine Nerven wird er noch brauchen.
    So wie auch Wernher von Mühlbach.
    Mitgenommen sieht er aus, freundlich ist seine Begrüßung, zuvorkommend geleitet er den Metzger und den Wollnar in die Vorhalle des Palais. Dort warten bereits die Möbel samt zweier Bediensteter, die die massiven Stücke in das Transportfahrzeug laden sollen.
    Derweilen breitet der Hausherr vor seinen Kurzbesuchern den Grund seiner Niedergeschlagenheit aus: »Verzeihen Sie, ich bin heute ein denkbar schlechter Gastgeber, aber das nimmt mich alles so mit. Wissen Sie, die Wertheim-Müllners sind mir wirklich sehr liebe Freunde, und Annabelle kannte ich, seit sie ein kleines Mäderl war!« Nach einem tiefen Seufzer setzt er fort: »Kann man nur hoffen, dass die Polizei ordentlich arbeitet, bevor noch mehr junge Frauen umkommen. Sie konnten am Montag ja bereits den Ermittlungen dienlich sein, wie mir mein Sohn Eugen erzählt hat. Ich glaube nicht an Zufall, wie gut, dass Sie also nicht beim Bankett waren!«
    Der Metzger erzählt kurz von seinem nächtlichen Ausflug und meint: »Ohne Antonia Lenz wäre mir ja gar nicht aufgefallen, dass es sich bei dem Knall um einen Schuss gehandelt hat!«
    »Antonia Lenz? Wer bitte ist Antonia Lenz?«
    »Ihre Pyrotechnikerin.«
    »Meine Pyrotechnikerin? Wie absurd! Herr Metzger, dieses Feuerwerk macht mein Angestellter und enger Vertrauter Gustav höchstpersönlich. Und das seit nunmehr fünfzehn Jahren!«

    Die Möbel sind verladen, der wunderschöne große Louisseize-Kleiderschrank, dem eines der Beine fehlt, ist mit Gurten auf die Ladefläche montiert, so wie in gewisser Weise auch Petar Wollnar in die Fahrzelle vorn. Auch er wartet angeschnallt auf die Abfahrt. Was steht er da also noch lang herum, der Metzger? Dann weiß der Hausmeister, warum: Wenn einer Pech hat, dann sein Freund.
    Genauso viel Staub wie der mit hoher Geschwindigkeit über den Kiesweg daherkommende Sportwagen wirbelt dann auch der herausspringende Lenker auf: »Sie!«, tönt es über den Vorplatz. Rupert von Leugendorf steuert energisch mit blutverschmiertem Gesicht auf den Restaurator zu und brüllt aus voller Kehle: »Sie unterstehen sich, hierherzufahren und Radau zu schlagen!«
    Willibald Adrian Metzger ist sprachlos, ganz im Gegensatz zu seinem Dienstgeber: »Was erlaubst du dir, wie um Gottes willen redest du mit einem mir sehr lieben Bekannten?«
    Einem mir sehr lieben Bekannten, wie wunderbar das klingt!, lächelt der Restaurator still in sich hinein.
    Wernher von Mühlbach allerdings lächelt nicht, direkt Angst einflößend sind seine ansonsten so friedlichen Gesichtszüge: »Außerdem, was ist mit dir passiert? Hast du wieder getrunken?«
    Es ist ganz offensichtlich, dass Rupert von Leugendorf hier so etwas wie zu Hause ist und beim Hausherrn auf nicht allzu große Beliebtheit stößt.
    »Ein Bekannter?«
    »Ja, einer, mit dem du, soviel ich das mitbekommen habe, am Sonntag zusammen beim Frühstückstisch gesessen hast, meinem Frühstückstisch wohlgemerkt, und das als Gast auf meinem Fest! Du suchst sicher Eugen. Er ist in der Garage. Wenn du uns also jetzt bitte entschuldigst!«, was in diesen Kreisen nichts anderes bedeutet als: »Verzieh dich!«
    Und weil Rupert von Leugendorf über entsprechende Sprachkenntnis verfügt, folgt seinem devoten Kopfgenicke ein auffällig beschleunigter Abgang.
    »Was war das jetzt bitte?«, gibt Herr Mühlbach besorgt von sich. Der Metzger erörtert kurz den Zwischenfall, natürlich ohne Baumarktausführungen, und erfährt die nächste durchaus interessante Neuigkeit: »Damit umgibt sich mein Sohn! Mit einer solchen Gestalt, dem Nachwuchs der Schwester meiner verstorbenen Frau. Eugen und er kennen sich von klein auf, was

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