Der Metzger holt den Teufel
der Willibald, wieder glückerfüllt von dem Wissen: Sie ist die Richtige. Denn während er redet, wird zugehört, mehr nicht. Wie gut es tut, nach Schilderung des Erlebten in keinem derart sprudelnden, öligen Kommentar unterzugehen, als wäre man ein Brandteigkrapferl in einer auf Teleshopping angepriesenen Fritteuse.Es reicht voll und ganz, mit einem schweigsamverständnisvoll geöffneten Ohr und maximal einem schlichten Sinnspruch beschenkt zu werden: »Kannst du ruhig loslassen. Weil wenn sagt diese Oskar ›Mach ich das‹, was heißt so viel wie ›Brauchst du dich nix kümmern‹, na, dann brauchst du dich auch nix kümmern! Musst du ein bisserl lernen vertrauen!«
Und recht hat sie, die Danjela oder ihr verdammter Ratgeber oder die Urli-Oma des Verfassers. Ja, das kann sie momentan gut, an passender Stelle eine hilfreiche Überschrift aus dem Ärmel zaubern. Da ist es wirklich kein Wunder, wenn auch andere in den Genuss dieses Wissens kommen wollen, auszuschüttende Herzen gibt es genug.
Einmal mehr vernimmt Danjela Djurkovic, ohne zu unterbrechen, die an sie gerichteten Worte, diesmal am Telefon. Dann glaubt der Metzger, er hört nicht recht. Hat Madame Djurkovic das jetzt wirklich über die Lippen gebracht: »Musst du reden? Na, kommst du gleich, sind wir zu Hause. Nein, is nix Problem!«
Natürlich, diese Wohnung ist nun auch ihr Zuhause, eine kurze Nachfrage in seine Richtung, und zwar vor dem Aussprechen einer Einladung, wäre aber schon angemessen gewesen. Das Letzte, was er jetzt braucht, der Willibald, ist Besuch.
Es dauert nicht lange, und Willibald Adrian Metzger sitzt heilfroh über dieses hilfsbereite: »Nein, is nix Problem!« seiner Danjela mit leerem Magen und schrecklich schlechtem Gewissen Sophie Widhalm gegenüber, denn sie hat wirklich ein Problem. Wie ein Hohn kommt es dem Willibald nun vor, was Sophie am Ende ihrer entsetzlichen Schilderungen beinah kleinlaut entfleucht:»Aber er kann nicht der Mörder gewesen sein!« Nach ausführlicher Begründung dieser Behauptung und der Frage: »Was soll ich jetzt tun?« kann Danjela Djurkovic die Seiten ihre Bettlektüre noch so oft im Geiste durchgehen, das, was ihr nun schäumend vor Wut über die Lippen kommt, wird sie dort nicht finden: »Wirst du schön still sein wegen Alibi für Leugendorf. Weil gehört er auf elektrische Stuhl, samt Mühlbach, aber nix bis tot, sondern nur so lange bis sind gegrillt Eier!«
Da ist sie nicht die Einzige, die so denkt. Ganz im Gegensatz zum Metzger.
»Na ja, hier geht es um keine Kleinigkeit!«, bewahrt er den Überblick. »Immerhin wollte die Polizei von dir wissen, ob du Rupert von Leugendorf kennst, und du hast dazu, zwar aus verständlichen Gründen, aber dennoch, eine Falschaussage abgegeben. Trotzdem, allein die Kontaktaufnahme der Polizei bedeutet: Leugendorf muss während seiner Einvernahme deinen Namen genannt haben, wahrscheinlich um sich dadurch für Samstag ein Alibi zu verschaffen. Das heißt, er wollte zum eigenen Schutz eine versuchte Vergewaltigung eingestehen, das ist ja keine Bagatelle. Und dann streitet das die Betroffene ab! Das musst du richtigstellen, Sophie, auch im Hinblick auf Eugen von Mühlbach, denn der war im Wald ebenso dabei. Weiter sollten die Ermittler unbedingt wissen, dass du irgendwann in der Nacht den Leugendorf-Wagen samt Insassen stehen gesehen hast! Wir müssen also auf jeden Fall mit jemandem darüber reden.«
»Was heißt das? Soll ich zur Polizei Kontakt aufnehmen?«, will Sophie Widhalm verzweifelt wissen.
»Wir, Sophie, wir nehmen Kontakt auf! Immerhin sind wir ja so was wie eine Familie!«
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D IE K REISE SCHLIESSEN SICH . Alles ist bisher ganz nach seinen Wünschen verlaufen, von ein paar Kleinigkeiten abgesehen. Geduld ist eben eine Tugend. Die Weichen stellen und warten, bis der Zug kommt.
Dass es dann aber so flott geht, damit hat er nicht gerechnet. Qrz15h hat die Einträge von Kammerton also nicht mehr ausgehalten und bei den anderen Verbündete gesucht. Wie redlich und wie dumm zugleich, denn die anderen hatten dieselbe Stimme, seine, waren dieselbe Person, er. Alles kam von ihm, die Einträge, die Seite, der Weg dorthin. Wie einfach ein Mensch zu manipulieren ist, wie viel Vertrauen ein wenig Mitgefühl erzeugt.
Verblüfft hat ihn dann auch die Geschwindigkeit, mit der man von »Kammerton« auf Rupert von Leugendorf gekommen war. Irgendetwas, irgendjemand hat alles beschleunigt, ihm unwissend geholfen. Nicht, dass er den Weg nicht ohnehin
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