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Der Metzger holt den Teufel

Der Metzger holt den Teufel

Titel: Der Metzger holt den Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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überrascht. Filmen wäre noch effektiver. Gespannt wiederholt der Metzger seine Frage: »Kannst du dir vorstellen, dass Philipp in so einer Situation auch noch filmt?«
    Oskar überlegt nicht lange und antwortet: »Kann ich. Philipp macht so was!«
    »Dann könnte das ja heißen, Philipp, wenn er noch am Leben ist, wäre womöglich imstande zu zeigen, was da vor seiner Erkrankung und seinem Verschwinden passiert ist?«
    Unverrückbar blickt ihm Oskar in die Augen: »Ich mach das!«
    Dann scheint er es eilig zu haben und steuert schnurstracks und mit unmissverständlichen Worten das Paradies des Herrn Seipold an: »Bis morgen. Auf Wiedersehen. Guten Tag!«

51
    S OPHIE W IDHALM KANN SEIT T AGEN nicht mehr schlafen. Je aufmerksamer sie die Zeitungsberichte verfolgt, desto unruhiger wird sie, desto mieser fühlt sie sich. Strafe gut und schön, aber Recht muss Recht bleiben. Vor ein paar Tagen wurde sie angerufen und mit der Frage konfrontiert, ob sie einen gewissen Rupert von Leugendorf kenne und ob der mit ihr am Samstagabend unterwegs gewesen sei. Kennen ja, unterwegs nein, hatte sie geantwortet, ohne noch von den Morden zu wissen. Sie war heilfroh, mit der ganzen Sache nichts mehr zu tun zu haben, außerdem hätte sie dann den Namen Mühlbach erwähnen müssen, und das wollte sie ihrem Halbbruder einfach nicht antun.
    Dann kamen die Zeitungsberichte. Eine Zeit lang hat er geklappt, dieser Selbstbetrug: »Ja, das passt zu ihm, das muss er gewesen sein!« Dann scheiterte sie an ihrer Intelligenzund wählte das emotionale Schlupf loch: »Geschieht dem Schwein schon recht, soll er nur leiden!«
    Mittlerweile ärgert sie sich nicht nur maßlos über die Tatsache, dass Eugen von Mühlbach in keinem der Berichte namentlich Erwähnung findet, sondern auch über sich selbst. Eugen von Mühlbach verleugnet seinen Freund, um den eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, und Rupert von Leugendorf wird eines Verbrechens beschuldigt, das er kaum verübt haben kann. Sie hat es sogar ausprobiert, sich mit ihrem Wagen um zweiundzwanzig Uhr am besagten Baumarktparkplatz hingestellt, alle Geschwindigkeitsbeschränkungen missachtet und bis zum Kanal trotzdem mehr als vierzig Minuten gebraucht. Das dortige Parkplatzsuchen nicht inbegriffen, und das kann um diese Uhrzeit dauern. Laut Zeitung und laut der Erzählungen ihres Halbbruders wurden Viktor Hubertus und Eduard Pospischill gegen zweiundzwanzig Uhr dreißig ermordet. Eine halbe Stunde Fahrzeit, das geht sich nie und nimmer aus. Sie muss mit jemandem darüber reden, sich Rat holen, draußen läuft ein Mörder herum, und nur sie weiß es.

    Schwer ist es dem Metzger an diesem Abend gefallen, die sonderbare Antwort Oskars: »Ich mach das!« einzuordnen. Denn in Gefahr bringen will er den Jungen keineswegs. Wer weiß, was dem alles einfällt!, grübelt er vor sich hin und liegt mit seiner Einschätzung goldrichtig.
    Da ist es natürlich Balsam für die sensible männliche Seele, sich am Abend zu Hause das Herz ausschütten zu können.
    Seit vier Nächten ist seine Danjela nun fix eingezogen, und es kommt dem Willibald so vor, als hätte ihm beimEintreten immer schon diese einzigartige Djurkovic-Vanilleduftnote das Herz höher schlagen lassen, als hätte dieser leichte Hauch von Chaos, bestehend aus ungeordneten Damenschuhen, Handtaschen und Hundeaccessoires, der peniblen Aufgeräumtheit seines Vorzimmers immer schon ein Ende gesetzt, als wäre dieses kläffende, stets haarende Etwas beim Öffnen der Eingangstür immer schon zwischen seinen Füßen herumgesprungen. Was gibt es Schöneres, auch oder gerade im Moment der Trauer, wenn sich Lebensräume plötzlich mit Leben füllen, wenn ein Fleckchen Erde mit Menschen besiedelt wird, wenn man mit der Botschaft empfangen wird: Schön, dass du hier bist.
    Im Fall der Djurkovic hört sich das beim Eintreten ihres Willibald so an: »Kommst du gerade rechtzeitig, hab ich nix in Griff verflixte Gasherd!«
    Dann erlebt Willibald Adrian Metzger genau das, was ihm seine besorgte Mutter während ihrer letzten Tage vom Sterbebett aus so innig gewünscht hat: »Am häuslichen Herd sei Glück dir beschert!«
    Was hättest du für eine Freude!, schießt es ihm in Gedanken an seine Frau Mama durchs Herz, während er gekonnt das fein geschnittene Gemüse in der Pfanne schwenkt, welches ihm gerade von rechts außen mit der Bemerkung gereicht wurde: »Glaub ich hat Messer in diese Leben seit Geburtsstunde nie mehr gesehen Schleifstein!«
    Dann erzählt er,

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