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Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)

Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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die ganze Zeit: Außer ein paar schwindligen Joggern is um die Uhrzeit noch kein Mensch unterwegs, und trotzdem, die besten Plätze sind schon reserviert. Da hocken ja weniger Leut beim Frühstück, als Handtücher auf den Liegen liegen!«
    »Liejen liejen, wunderbar, det nenn ick ’n jutet Deutsch!«
    »Wennst mir jetzt noch eine Sekunde länger auf die Eier gehst, wird’s gar nicht so unwahrscheinlich, dass ich demnächst ein bisserl Köpfe köpfe und dann die Poppe poppe, verstehst!«
    »Wenn ick mitbekomm, dasste ooch nur ’n Blick uff meene Dolly wirfst, verarbeite ick dir zu Klopse, da kannste Jift druff nehmen!«
    »Seit wann is das deine Dolly? Außerdem bürgt Name für Qualität: Der Quastenbär hört auf Dolly Poppe! Wer bitte heißt freiwillig so, außer er is Pornostar?«
    »Sie. Det is ne Sie. Und ne Sie mit so ner jewaltjen Ausstrahlung hab ick überhaupt noch nie jesehen!«
    »Ja, die is gewaltig, die Ausstrahlung: Körbchengröße E. Das ganze Fleisch, das ein anderer im Hirn hat, schleppt die Trutschen im Bikinioberteil durch die Gegend. Und jetz marschier, du Wa…!«
    »Wadde ma! Da drüben, det wär doch ’n jutet Plätzchen, oder?«
    »Wo?«
    »Janz vorne. Direkt vor der ersten Reihe. Da wärn schon ’n paar Löcher uffjebuddelt, müssen wir se nur noch zuschütten. Dauert ja sowieso nich mehr lang und die janze Kühlbox fängt an zu stinken.«
    »Gratuliere, bist ja doch nicht so ein Vollpfosten. Na, dann marschier!«
    »Vollpfosten! Da redet ja jerade der Richtje, wenn ick an letzte Nacht denke. Da tickt doch nich alles janz richtig, beim lieben Herr Justav Eichner …!«
    »Gustav, G, G, G! Zum tausendsten Mal, geht das nicht rein in dein Spatzenhirn. Ich heiß Gustav.«

Pelzstiefel und Lasagne
    Eines steht fest, geschlafen hat er jetzt genug, der Metzger, und tief noch dazu. So tief, dass ihm offenbar sowohl die Heimkehr als auch der neuerliche äußerst zeitige Aufbruch seiner Danjela entgangen ist.
    »›Hoffe ich, bist du bei Aufwachen nix Wrack, hast du Ärger gut ertränkt mit Alkohol und ist männliche Zickenterror beseitigt mit ausreichend Schlaf. Sind Eva und ich mit Reisegruppe auf Kulturausflug.‹«
    So sieht sie also aus, die Rache der Frau: Madame Djurkovic unternimmt alleine aus voller Absicht genau das, von dem sie annimmt, es könnte auch ihren Willibald interessieren, sprich einen Kulturausflug. Jetzt muss er richtig lachen, der Metzger, vor Erleichterung versteht sich, denn erstens geht es seiner Danjela offenbar gut, und zweitens sind diese Zeilen weniger eine Kriegs- als eine Friedenserklärung.
    In ungewohnter Entspannung konsumiert er also ein ausführliches Frühstück und begibt sich zu vorgerückter Stunde auf den längst, zumindest was die Zahl der anwesenden Handtücher betrifft, so gut wie vollbesetzten Strand. Mit Müh und Not findet er einen Platz in der letzten Reihe und muss feststellen, der Ausblick kann sich auch hier sehen lassen.
    Wunderbar aus dem Hinterhalt hat er da die beiden mit Kühlbox ausgestatteten Hausgäste Eichner und Szepansky schräg vor sich, die wie gerädert in ihren Liegen hängen, als hätten sie am Vorabend der Flüssignahrung zu viel konsumiert. Und ja, auch im Gemüt des Restaurators hat sich hier, inmitten des kollektiven, legitimierten Nichtstuns, seit dem gestrigen Bummel durch die Einkaufsmeile etwas verändert. So absurd ihm das auch erscheint, aber gerade durch das kurze Einswerden mit der sich friedlich dahinwälzenden Urlaubermenge hat er sie verloren, seine innere Hektik, seine permanente Abwehrhaltung, den Fluchtinstinkt.
    Beim kleinen Rolf ein paar Reihen weiter vorne hingegen dürfte mit Fortschreiten der Tage gerade der Fluchtinstinkt immer mehr zum Leben erweckt werden. »Ich geh schwimmen!«, ändert er also seine Taktik.
    »Aber du kannst doch noch gar nicht schwimmen, also geh nicht zu weit rein«, lauten die Antwort der Mutter und der stille Auftrag des Restaurators. Unterhaltung gut und schön, aber beim Ertrinken will er hier keinem zuschauen müssen. In der Sekunde beschließt er, seine Vorbehalte zu überwinden und sich der öffentlichen Latrine namens Adria zu stellen. Vorbei geht es an der ersten Schirmreihe und den beiden nun auf Rolfs gestrigem Platz als Baumeisterinnen tätigen Mädels Michaela und Jole. Nur ein paar Schritte hinter dem Jungen betritt er schließlich das Wasser.
    Überraschend sauber und vor allem angenehm temperiert ist das Meer, als wolle es den neuen Gast möglichst feierlich in

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