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Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)

Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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ein derartiges, romantisches Juwel durchquert man bei vorhandenem kulturinteressiertem und normalerweise bestens verträglichem Lebenspartner wirklich nicht allein.
    Wobei, allein ist sie ja nicht: Vor ihr die Ausführungen des Fremdenführers Luigi, neben ihr die unentwegt quasselnde Eva-Carola Würtmann, ja, und in ihr die Stimme des schlechten Gewissens. Lächerlich, kindisch erscheint Danjela mittlerweile ihr rein als Racheakt gedachter Ausflug, bemitleidenswert hingegen erscheint ihr der mit voller Absicht zurückgelassene Griesgram, dem nun wohl, vereinsamt im Liegestuhl hockend, die Zeit nicht und nicht vergehen will, also genau so, wie sie das auch wollte.
    »Will ich zurück«, steht für Danjela Djurkovic längst fest, und dieser Wunsch hat offenkundig metaphysische Kräfte. Lange dauert es nämlich nicht, und bei Eva-Carola Würtmann geht ein Anruf ein. Einer, der sie endlich zum Schweigen bringt. Mit Müh und Not ringt sie sich den Tränen nahe noch ein paar Worte ab, dann entgleitet ihr die Stimme: »Ich muss zurück, Tino wu-, wu-, wurde gef…!«
    Kurz danach, da hebt sich gerade die Bootsspitze des von Frau Würtmann, koste es, was es wolle, organisierten frühzeitigen Rücktransports, meldet sich mit ähnlicher Ambition auch der in Danjelas Magen liegende Kebab: »Ich muss zurück.«

    Es ist Viertel vor drei, Willibald Adrian Metzger sitzt, seinen neuen Strohhut tief in die Stirn gezogen, gemütlich auf einem der pompösen Ledersessel im wohltemperierten Empfangsbereich des Hotels, trinkt ein kleines Bier, starrt, ohne zu lesen, in eine Zeitung, und ja, er ist ein wenig aufgeregt. Immerhin ist er zwecks Beschattung unterwegs. Dass so ein Strandurlaub bei genauerer Betrachtung langweilig wäre, kann der Metzger nun wirklich nicht mehr behaupten.
    Kurz vor drei marschiert der schmächtige Rudi Szepansky durch die Empfangshalle, was sich insofern auf die angespannten Nerven des Restaurators auswirkt, da der Eingetroffene nun äußerst freundlich die Hand hebt und winkt. Da kann er sich jetzt noch so oft umdrehen, der Metzger, die restlichen Sitzplätze der Lobby sind leer, der Gruß gilt also eindeutig ihm. Unbeholfen winkt er zurück, hofft noch, das Mögliche möge nicht eintreten, und hofft vergeblich. Gemütlich wird zuerst das Ledersofa neben ihm und dann er selbst in Beschlag genommen.
    »Bist jetz ooch nich jerade der Sonnenanbeter, wa? Freut mir, ick bin der Rudi«, wird ihm die Hand entgegengestreckt.
    »Freut mich, Willibald.« Es kommt zum Schütteln der Hände, und schlimm ist das, wie will man zukünftig jemanden unerkannt beobachten, wenn Bekanntschaft geschlossen wurde. »Stimmt, klimatisch fühl ich mich hier herinnen deutlich besser aufgehoben.«
    »Und, wie lange bleibste noch?«
    Jetzt treibt es dem Metzger die Urlaubsröte ins Gesicht. Durchschaut, entlarvt fühlt er sich, und zugleich auf der Anklagebank.
    »Soll ich gehen, stör ich Sie?«, erwidert er nun etwas unbeholfen und erntet Gelächter.
    »Du meine Jüte, du musst ja ne strenge Alte zu Hause haben, oder mach ick auf dir so ’n jefährlichen Eindruck? Nich, wie lang du noch hier sitzt, sondern überhaupt hier im Urlaub bist, hätt mir interessiert!«
    Und jetzt lacht auch der Metzger erleichtert.
    »Sagen wir: strenge Alte, okay! Nur mehr bis Samstag – zum Glück!«
    »Zum Glück! Hat dir die strenge Alte also jejen deinen Willen in die Jejend hier jeschleppt?« Und wieder wird gelacht, herzhaft, frei heraus, und das muss er sich nun schon eingestehen, der Metzger: Der Kerl ist ihm nicht unsympathisch.
    »Da hab ich es also mit einem Wahrsager zu tun.«
    »Diejenijen, die behaupten, sie wärn Wahrsager, sind janz bestimmt die größten Lügner, det sach ick dir.«
    »Da haben Sie leider recht. Und wie lang müssen Sie hier bleiben?«
    »Willste nich du sajen? Rudi heeß ick. Und hier bleib ick jenauso wie du, bis Samstag. Da kann ick dir beruhijen: Det verjeht schnell.«
    Und während man so herausfindet, dass für beide Herren die Heimreise in dieselbe Großstadt führt, lassen Gustav Eichner und die besagte Angela weiter auf sich warten. Dafür fährt ein Taxi vor und liefert eine andere Fracht.

    Kreidebleich entsteigt Danjela Djurkovic, gefolgt von Eva-Carola Würtmann, dem Wagen. Diese sprintet aufgeregt ins Hotel, Danjela aber nähert sich mit äußerst schleppendem Schritt und vorgebeugtem Körper.
    Willibald Adrian erhebt sich, hört ein: »Danjela? Det is deene Alte? Det is ja lustig«, stürmt auf seine

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