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Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)

Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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Alternativen …«
    »In der größten Affenhitze?«
    Unbeirrt setzt der Metzger fort »… und ich muss zugeben, das ist alles sehr gepflegt hier, da kommt man ja direkt auf den Gusto!«
    »Und ich kann Ihnen nich einmal ’n kühles Blondes anbieten, meine Henni macht nämlich gerade ihr Nickerchen!«
    Und weil er ein höflicher Mensch ist, der Herr Weibl, greift er den Gusto des Metzgers auf und hält ungebeten eine ausführliche, begeisterte Führung durch die Anlage ab. Eine überraschend weitläufige eigene kleine Welt tut sich auf. Aus Distanz werden mit Stolz der Weibl-Campingbus präsentiert, die mietbaren Caravan-Einheiten, die zwei Restaurants, die Poollandschaft samt Bar. Schließlich wird der sich mittlerweile nur noch äußerst schleppend fortbewegende Willibald zum straßenseitigen Ausgang geleitet, ihm die Busstation gezeigt und die längst nötige Erste Hilfe verabreicht: Hans-Peter Weibl nämlich packt ihn am Arm, führt ihn über die Straße, hinein in einen, verglichen mit draußen, arktisch heruntertemperierten Supermarkt, besorgt ein Sechsertragerl helles Weizen und spendiert dem Restaurator das sichtlich dringend nötige alkoholhaltige Elektrolytgetränk.
    »Kühles Blondes stimmt«, erklärt der Metzger leicht fröstelnd, aber selig, dann prostet man einander zu, gönnt sich im Eingangsbereich direkt unter dem Gebläse der Klimaanlage sowohl von außen als auch innen den wohltuenden Kälteeinbruch und tauscht sich aus. Herr Weibl erzählt von seiner Henni und ihrem ihr deutlich anzusehenden prächtigen Appetit. Der Metzger erzählt von Danjelas Brechdurchfall. Herr Weibl erklärt, es wäre wahrscheinlich klug, seiner Henni zwecks Gewichtsreduktion einen ebensolchen Städteausflug samt Kebab zu organisieren. Der Metzger erklärt, es wäre mit Sicherheit klug, schön langsam wieder zu seiner maroden Madame zurückzukehren: »Sonst hängt wieder der Hausfrieden schief!«
    »Am Samstag is Markttag in der Nachbarstadt, fährt ’n Bus hin, die Station is gleich hier beim Ausgang vom Campingplatz. Dort gibt’s Berge von Wäsche, Taschen, Schuhe. Bringen Sie Ihre Frau hin, und glauben Se mir, da hamse dann gleich Ihren Hausfrieden wieder.«
    »Na, dann sag ich danke für den Tipp! Und natürlich für das Bier!«
    »Gern geschehen, so von Schicksalsgenosse zu Schicksalsgenosse. Also: Man sieht sich!«, weissagt Herr Weibl freudvoll zum Abschied und zieht mit seinen verbliebenen vier Flaschen Weizen vondannen.
    »Das nächste Mal zahle ich«, winkt ihm der Metzger hinterher und denkt dabei einzig an die Tatsache, dass in puncto Zahlen noch eine Rechnung offen ist. Die Frage drängt sich nämlich schon auf: Wofür hat der Harley-Fahrer vorhin kassiert? Wurde er von Gustav Eichner für die ihm ausgehändigten Zettel entschädigt? Oder gar für den Schaden, sprich das gestreckt in Noahs Knie gerammte Bein?
    Wie gesagt: Geschäfte gibt es immer zu machen, und je schwerer sich die Menschen auf ihren Beinen halten, desto leichter klingelt die Kassa.

Weißwurst und Weißbrot
    Gedankenschwanger tritt er den schnellstmöglichen Rückweg an, der Metzger, also nicht den Strand, sondern die parallel zum Strand verlaufende Nebenstraße entlang. Der Blick durch die Seitengasse auf die Einkaufsmeile zeigt gähnende Leere, denn die meisten der Geschäfte haben um diese Tageszeit geschlossen. Der Einheimische also frönt seinem Mittagsschläfchen, der Urlauber offenkundig nicht: »Glaub, hab ich Hunger«, klingt es dem Metzger aus seinem Mobiltelefon entgegen.
    »Danjela, das ist ja erfreulich, es geht dir also schon besser. Ich bring dir was, hast du irgendeinen Gusto?«
    »Sag, bist du nicht auf Strand? Hör ich Auto?«
    »Das ist nur ein Moped, ich bin spazieren. Also, was darf ich dir mitnehmen?«
    Ein kleines Päuschen ist da auf der Gegenseite zu vernehmen, dann ein tiefer Atemzug und schließlich die Gegenfrage: »Und warum gehst du heute bei Affenhitze durch Ort spazieren, aber nix vorgestern mit mir auf Strand?«
    Das wird es wohl noch länger zu hören geben, und Vorwürfe hin oder her, gut ist das. Willibald Adrian Metzger ist diesbezüglich nämlich weder überrascht noch eingeschnappt, im Gegenteil. Dank seiner Beziehung zu Danjela Djurkovic hegt er ohnedies schon länger den Verdacht, die Entwicklung vom Affen zum Menschen, sprich die Symbiose aus Anpassung und generationsübergreifendem Lernen, könne einzig der Tatsache zu verdanken sein, dass im weiblichen Organismus offenbar kein Funken an

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