Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)
Information verloren geht, nichts vergessen wird. Eine unlöschbare Festplatte und zeitweise unbezwingbare Festung ist das. »Ohne weibliches Elefantengedächtnis könnte ich heute wahrscheinlich nicht einmal Feuer machen!«, geht es ihm durch den Kopf, dann startet er den in dieser Situation einzig sinnvollen Gegenschlag: »Wenn du wieder auf die Füße kommst, o holde Göttin, geh ich mit dir überall hin.«
Wie aus der Pistole hat auch Danjela eine wirksame Erwiderung auf Lager: »Ist das versteckte Heiratsantrag?«
Jetzt verliert er an Tempo, der Metzger, und gerät ins Stocken, so wie immer, wenn ihm von hinten herum, humorig getarnt, die Überschrift »Trauung« vor den Latz geknallt wird.
Wartet seine Danjela darauf?
Auf seine Antwort wartet sie jedenfalls nicht.
»Bitte lachst du, war Witz. Ist Eheversprechen sowieso nix Vollkaskoversicherung, maximal Haftpflicht. Außerdem kannst du dir vorstellen, meine Volumen gepfercht in Hochzeitskleid, schau ich aus wie Weißwurst!« Ein Kichern ist zu vernehmen, dann die Bemerkung: »So wie hochschwangere Walross Irene Moritz neben ihre lange Lulatsch Gerhard Kogler, kannst du dich erinnern? War wie Prosciutto-Haxen neben Grissini.«
»Man hört, du hast Hunger!« Mehr weiß der Metzger dazu nicht zu sagen. Es ist ja auch stets dasselbe: Zuerst bringt Madame Djurkovic das Thema Vermählung aufs Tapet, dann zieht sie es ins Lächerliche. Will sie jetzt, oder will sie nicht? Da soll sich ein Mannsbild einmal auskennen.
»Weißbrot und Schinken«, ist schließlich Danjelas Schlusswort und somit alles gesagt.
Zumindest von ihrer Seite. Willibald Adrian Metzger hingegen starrt auf das Telefon, ähnlich unschlüssig wie seine Danjela. »Soll ich, oder soll ich nicht?«, geht es ihm also durch den Kopf, denn ausgelöst hat das Gespräch gerade schon etwas: Und zwar den Gedanken an die befreundete, kurz nach Willibalds Fünfziger zur Mutter gewordene, aktuell durch Ungustl Josef Krainer vertretene Leiterin der Dienststelle Irene Moritz. Dann tut er es.
»Ja, Willibald, das ist ja eine Überraschung. Bist du nicht grad im Ausland?«, ist nach nur eimaligem Läuten zu hören.
»Liebe Irene, mit Überraschung triffst du den Nagel auf den Kopf. Und was deinen Kopf betrifft, brauchst du den jetzt gar nicht aus der Schlinge ziehen, der steckt da ziemlich mit drinnen, oder? Ihr habt mich ja alle ganz schön reingelegt.«
Ansteckend ist das Lachen auf der Gegenseite, und einmal mehr fällt es dem Metzger auf, wie sehr Irene Moritz an Herzlichkeit und Offenheit gewonnen hat, seit sie neben ihrem angetrauten Kollegen Gerhard Kogler noch einen zweiten Mann ins Haus bekommen hat, den kleinen Felix. Felix Moritz also, und denkbar knapp ist der kleine Felix Moritz an dem Taufnamen Max vorbeigeschrammt.
»Und, hast du dich schon akklimatisiert?«
Es folgt eine den Auslandsgebühren entsprechend kurz gehaltene Beschreibung des Ist-Zustandes, dann der eigentliche Grund des Anrufs, denn wenn schon diesbezügliche Kontakte bestehen, warum sie nicht anzapfen:
»Damit du nicht gänzlich einrostest in deiner Karenz, hätte ich eine Bitte. Könntest du für mich sozusagen außer Dienst ein paar Dinge in Erfahrung bringen?«
»Schieß los.«
Dann erklärt der Metzger, seine Danjela habe da noch vor Kennenlernen des Virus ein paar andere ominöse Urlaubsbekanntschaften gemacht, nennt das Kennzeichen der Harley mit der Bitte, herauszufinden, auf wen das Motorrad zugelassen ist, nennt interessehalber den Namen Angela Sahlbruckner, nennt schließlich die Namen Gustav Eichner und Rudi Szepansky mit der Bitte herauszufinden, ob da vielleicht in puncto Vorstrafen Grund zur Sorge bestehe, und wird höchst amüsiert unterbrochen: »Sag, weiß ich da etwas nicht? Du klingst wie jemand, der die Clique seiner minderjährigen Tochter unter die Lupe nehmen will. Dir ist stinkfad da unten, stimmts?«
»Um ehrlich zu sein, es …«
»Das gibt’s doch nicht. Knall dich in den Liegestuhl und genieß in aller Ruhe die restlichen paar Tage!«
»Dann sei so gut und trag bitte zu meiner Beruhigung bei, Hüterin des Gesetzes!«
»Also das Kennzeichen ist kein Problem, da kann ich mich, beziehungsweise Gerhard, schon drum kümmern. Aber der Rest! Die Namen allein sind ein wenig dürftig. Könnte mir vorstellen, dass es auf dieser Welt nur so von Sahlbruckners, Eichners und Szepanskys wimmelt. Da braucht es schon ein paar Infos mehr.«
Diesbezüglich lässt sich der Metzger natürlich nicht zweimal
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