Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)
Marktplatzes, warum eine derartige, mittlerweile verklungene Sintflut für die Verkäufer kein Grund ist, neben ihrer Ware auch die Stände in Sicherheit zu bringen und die Heimreise anzutreten. Jetzt nämlich laufen die Geschäfte wie am Schnürchen, denn wer bitte hat schon eine Garnitur Reservewäsche mit dabei. Und weil trotz aller Romantik so eine Kompletteinwasserung nicht unbedingt nach Wiederholung schreit, gehen auch gleich prophylaktisch die Schirme weg wie warme Semmerln.
So wird die Rückreise also staubtrocken und farbenfroh, ganz in der Tracht eines englischen Touristen, angetreten. Die ausgelassene Stimmung der anderen, vor allem während der Rückfahrt im Bus, kann der Metzger hingegen nicht mehr zur Gänze teilen. Vor lauter Volare und Cantare ist ihm nämlich vorhin, so wie auch Danjela, ein Anruf entgangen. Bei Danjela war es Willibalds neugierige Halbschwester Sophie Widhalm samt einer der Mobilbox anvertrauten Nachricht, beim Metzger war es Irene Moritz samt ausführlicher SMS. Und während Danjela umgehend im Bus zu Sophie Kontakt aufnimmt und eine umfassende, euphorische Singing-in-the-Rain-Schilderung an die Frau bringt, widmet sich der Metzger ungestört, was unnötige Fragen erspart, der Kurzmitteilung.
Auftrag erledigt☺:
Gibt tatsächlich Zusammenhang zu Maier: Motorrad zugelassen auf Richard Hivela, arbeitet als einer von drei Haustechnikern im Maiermuseum. Lenker und Eigentümer aber nicht zwingend dasselbe. Motorrad vielleicht gestohlen, vielleicht geliehen.
Gustav Eichner einer in der Stadt, hat selbständiges Transportunternehmen.
Sahlbruckner seltener Name, nur drei Angelas im ganzen Land, keine in der Stadt, eine Friseuse, Haarfarbe variabel, eine in Verlagsbranche, Lebensort, Dienstgeber variabel, eine Tochter eines kleinen Weingutes.
Szepansky nix gefunden. Was, bitte, treibst du da unten? Muss ich mir Sorgen machen?
»Nicht mein Kaffee, alles nicht mein Kaffee!«, mutmaßt der Metzger die restliche Rückfahrt im Geiste noch und weiß nicht, wie gewaltig er sich da irrt.
»Besorg ich noch schnell ein paar Mitbringsel!«, meldet Danjela dann beim Aussteigen ihr weiteres Vorhaben, deutet auf den gegenüber der Busstation liegenden Supermarkt, registriert die fehlende Begeisterung und fügt hinzu: »Musst du eh nix mitgehen, aber bitte wartest du.«
Und weg ist sie.
»Und? Bist du das auch, Richard Hivela?«, stellt sich der Metzger mit Blick auf die Pforte des Campingplatzes dann doch die Frage und überlegt nicht lange. Problemlos findet er das vor drei Tagen von ihm frequentierte Sanitärgebäude wieder.
Die Harley inklusive Kuppelzelt allerdings findet er beim besten Willen nicht mehr. Leer ist der Standplatz, rege das Treiben in den umliegenden Zelten. Auch hier hat der Regen zugeschlagen und gewiss nicht dieselbe Ausgelassenheit ausgelöst, wie sie der Metzger erleben durfte. Ausgelassen wird einzig die Füllung diverser Luftmatratzen, Schlauchboote und Delphine, denn heute und morgen ist Urlauberwechsel. So wendet er sich also freundlich einem der umliegenden Zelte zu und erfährt, der Herr mit der Lolita-Tätowierung habe hier überhaupt nur vier Tage campiert, sei im Grunde nur zum Schlafen da gewesen und bereits heute Morgen aufgebrochen.
Das reicht dem Metzger an Information und trifft auch seine Erwartungen. Richard Hivela, Gustav Eichner und Rudi Szepansky hängen irgendwie zusammen. Und weil ein anderwärtiges Treffen aufgrund seiner heutigen Abreise nicht mehr klappen wird und er ein höflicher Mensch ist, wird spontan der Beschluss gefasst, dem lieben Hans-Peter Weibl noch schnell Lebwohl zu sagen, ist ja nicht weit.
Gepflegt strahlt der Campingbus in der sich langsam wieder zwischen der Wolkendecke durchwagenden Nachmittagssonne, und ja, so könnte er sich, hätte er einen Führerschein, eine traute Zweisamkeit mit seiner Danjela durchaus vorstellen. Die gemeinsame Beziehungsdauer der Weibls allerdings ist für ihn uneinholbar. Was muss es für ein erhebendes Gefühl sein, als ebendieses Paar gemeinsam Kinder großgezogen und nach dieser Großzucht der Kinder als Paar noch einen gemeinsamen Wohnsitz zu haben, vielleicht sogar eine gemeinsame Vorstellung vom weiteren Leben. »Darum geht es wohl!«, sinniert der Metzger, während er sich dem Weibl-Refugium nähert. »Nicht die Liebe ist auf Dauer das Verbindende, nicht das gemeinsame Träumen, sondern gemeinsames Verwirklichen von Projekten, Wünschen!« Und dann wird ihm doch ein wenig flau, denn noch gut
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