Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)
verdient schon allein deswegen, weil er eben als Sammler einen Namen hat, das ist dann sozusagen der Maierzuschlag«, klingt es, begleitet von einem Plätschern, ins Wohnzimmer: »Das macht der Maier oft: Werke von unbekannten Künstlern teuer einkaufen, weiterverkaufen und so dem Künstler eine Chance am Markt eröffnen. Nicht blöd, wenn man genug Kohle für so Spielchen hat.«
Und weil es vom Börserl nicht weit zur Börse ist, stellt Kunst, wie Niklas Teufel nun weiter ausführt, für einen kleinen wohlbetuchten Kreis dieses Planeten eine eigene Währung dar.
»Weißt du noch, wie Lehman Brothers das Zeitliche gesegnet hat? Am Tag nach der Pleite war das Gemälde eines alten holländischen Meisters, für das man vorher läppische 4,8 Millionen Euro berappen musste, 6 Millionen Euro wert. 6 Millionen, hörst du! Mensch, jetzt bin ich munter.«
Eine kurze Pause wird eingelegt, die Spülung betätigt, ausgiebig Hände gewaschen, mit den feuchten Händen das Haar aus dem Gesicht gezaubert und schließlich die Tür wieder geschlossen, von außen, versteht sich.
Dann setzt er fort: »Vor lauter vollen Hosen sucht dann eben selbst der verruchteste Börsianer so etwas wie Sicherheit. Bevor er munter weiterspekuliert, andere hineinlegt oder sich hineinlegen lässt, legt er eben schnell etwas an, bevorzugt in ein paar bisserl haltbarere Papierl, als so Aktien welche sind, also Gemälde.«
»Weil ja über dem Kunsthandel ein Heiligenschein schwebt«, kann sich der Metzger jetzt nicht verkneifen, »1,2 Millionen Gewinn innerhalb weniger Stunden. Da träumt dann jeder verhungerte Künstler von seiner Wiedergeburt.«
Niklas Teufel öffnet nun endlich lachend das Papiersackerl, schnappt sich das Butterkipferl, beißt hinein und setzt kauend fort: »Heiligenschein verträgt der Kunsthandel keinen, da hast du recht.«
»Jetzt einmal abgesehen vom Maierbonus, aber ist es grundsätzlich nicht auffällig, wenn sich Kunstgegenstände in Höhen, die weit über dem Schätzwert liegen, verkaufen?«, gönnt sich der Metzger nun endlich den etwas abgekühlten Kaffee.
»Jein, das kann wie gesagt auch Taktik sein, um einen Künstler interessanter zu machen oder zu etablieren.«
»Ja, aber die Differenz bei dem Maiergemälde ist um die 200000 Euro. Da kann man nicht nur wen etablieren, sondern unter der Hand auch gewaltig was finanzieren!«
»Was zwar nicht weniger schlimm, aber wesentlich intelligenter ist, als wenn bei uns ganze Sippschaften an schmierigen Anzugträgern, denen man schon auf hundert Meter Entfernung viel mehr den Verbrecher als Abgeordneten oder Minister ansieht, weismachen wollen, die rausgeschmissenen Millionen für Berater und Gutachten finanzieren tatsächlich nur die Beratung und das Gutachten und nicht die Bestechung, den Betrug, die Korruption …«
»Verdirb mir nicht den Tag!«, unterbricht ihn der Metzger.
»Du meinst, so wie du mir, Mensch, es ist kurz vor halb neun, was mach ich so früh«, klopft ihm Niklas Teufel freundschaftlich auf die Schulter. Schmunzelnd deutet Willibald Adrian Metzger um sich. »Räum auf!«
Volles Haus und leerer Bauch
Mit genau demselben Gedanken betritt er kurz darauf seine Werkstatt, blickt sich um und sieht, welch Arbeit hier noch auf ihn wartet. Egal, wie viel Mühe und Zeit es braucht, etwas entstehen, heranwachsen zu lassen, Jahre, ganze Generationen, zerstört ist es in Sekunden, auch das Leben an sich.
Keine 30 Minuten später stoßen Danjela und Petar dazu, wobei das weibliche Auge sofort registriert: »Na, viel weitergekommen bist du gestern nix mehr.«
Dass dennoch einiges passiert ist, schildert während des ersten Besuchs dieses Tages eine kurz angebundene Irene Moritz. Bedrückt und zugleich erleichtert spricht sie:
über das große Glück ihres Ehemanns und die in Relation zur Möglichkeit eines tödlichen Treffers gesehen kleine Verwundung, ein Streifschuss mit Knochenabsplitterung der Rippen,
über den letzte Nacht durchgeführten Einbruch im Maiermuseum,
über das zwar entwendete, aber dank Polizei nicht entlaufene, allerdings durchlöcherte blaue Pferd,
über den getöteten Dieb: »Jetzt gibt es auch eine tragische Verbindung zwischen dem Namen Szepansky und Maier«,
über den von Szepansky am Tatort hingerichteten Haustechniker Hivela,
über den entkommenen dritten Täter.
»Szepansky war der Fahrer von Maier, freundet sich mit Hivela an, benutzt ihn, um ins Museum zu kommen, und jagt ihm knallhart eine Kugel in den Kopf«, erklärt Irene
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