Der Metzger sieht rot
Burschen haben, und den Kreuzberger, wird auch damit eine Ruh sein, wirst sehen.“
„Und dass der Duft auch in der Spielergarderobe zu riechen war?“, riskiert der Metzger noch eine Frage.
„Metzger, du und dein Duft. Bei aller Liebe, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass deine Nase über ähnliche Qualitäten verfügt wie die Schnauze vom Djurkovic-Köter. Versteif dich nicht so auf diese Ausdünstung, abgesehen davon, was glaubst du, hängt da für ein Aroma in einer Spielergarderobe, wenn nach der Dusche jedes der Mannsbilder sein Wässerchen zum Einsatz bringt? Lass es gut sein, du hast uns mit deinen bisherigen Tipps ohnedies schon sehr geholfen, aber das führt nun zu weit. Mach deine Sachen. Geh arbeiten, die Danjela besuchen, führ den Hund äußerln und schalt ab!“
Das ist dann das Stichwort für den Willibald, seinen Lungen und seinem Intellekt einen Gefallen zu tun und die beiden schleunigst an die frische Luft zu führen, bevor er hier herinnen explodiert, denn eines kann er nämlich nicht: abschalten in Anbetracht beachtenswerter Gegebenheiten.
Er ist kein Elektrogerät, so wie viele der anderen Roboter, auch Menschen genannt, die so gut abschalten können, man könnte glauben, an ihren Herzen fehlt der ON-Schalter, die sich die Welt anschauen, ohne zu sehen. Übrig bleibt nur der Ausschnitt des zehnfachen digitalen Zooms, das nun offenbar auch der Pospischill ausgefahren hat, um die Umgebung nicht mehr beachten zu müssen.
Der Pospischill gebärdet sich wie ein Fremder. Ein Fremder, der abschaltet, nur noch den Werner Blaha und den Stefan Kreuzberger sucht und meint, damit wäre der Fall erledigt, der mit seiner momentanen selbstherrlichen Wir-haben-alles-im-Griff- und Halt-dich-da-raus-Mentalität ungut von oben herab den Kommissar heraushängen lässt, obwohl er selbst bisher reichlich wenig an Tüftelarbeit eingebracht hat. Und dann pickt er sich genau die Krümel heraus, die sich leicht zu einem Ganzen zusammenfügen lassen, und all jene, die nicht hineinpassen, ungemütlich und nicht nachvollziehbar sind, werden ignoriert.
Der Willibald fühlt sich abgewimmelt, aus dem Spiel, das gar keines ist, geschickt, so als wäre es ein schweres Foul, ein paar unbequeme Fragen zu stellen. Das kann doch von einem Kommissar nicht zu viel verlangt sein, die Dinge von verschiedenen Seiten zu beleuchten, ein wenig die eigene Vorstellung zu hinterfragen.
Aber nichts, stur folgt der Pospischill seiner fixen Idee und den aufgelegten Beweisen, nur um möglichst bald seinen Seelenfrieden zu erhalten.
Wenigstens wird die Danjela bewacht, geht es dem Metzger durch den Kopf, während er keineswegs zufrieden zurück zur Werkstatt hetzt, um den Djurkovic-Köter, wie Edgar gerade so abwertend von einem „Freund“ bezeichnet wurde, vor weiteren diversen Möbelattentaten abzuhalten.
Der Metzger braucht dringend ein wenig Pospischill-Abstand und beschließt, von selbst nur noch im Notfall die Dienste der Polizei zu beanspruchen, um gegebenenfalls die eigenen Gehirnwindungen einsetzen zu können, denn mit Tatenlosigkeit kann oft mehr angestellt werden als ohne.
Edgar hingegen war tatenlos und hat trotzdem nichts angestellt außer an Holzresten zu knabbern. Leidenschaftslos liegt er auf der Chaiselongue, keine Spur von: Ich begrüß freundlich mein menschliches Pflegepersonal.
37
Diese paar Tage hat er gebraucht.
Intensive Danjela-Betreuung, dreimal täglich war er bei ihr, früh, früher Nachmittag, spätabends, gleich mit Edgar, der inzwischen, dank tierliebender vor dem Spital stehender Raucher, den Warteplatz neben den Radständern ohne Kränkung hinnimmt.
Mittlerweile kennt der Metzger jeden der Polizisten, die auf dem Gang vor Danjelas Tür ihre Zeit absitzen, persönlich. Keiner war bisher unhöflich oder unaufmerksam, die Wucht der Intensivstation trifft selbst den abgebrühtesten Gesetzeshüter, da ist es völlig egal, wie viele Leichen der in seinem Leben schon gesehen hat. Ja, und diese Wächter betreut er auch, der Metzger, bringt ihnen jedes Mal eine Kleinigkeit: Krapfen, Zimtschnecke, Extrawurstsemmel mit Gurkerl, Kaffee vom Automaten.
Das letzte Mal, als wieder einmal Zusanne Vymetal auf Danjela-Besuch mit war und Zeugin dieser kulinarischen Spende wurde, hat sie geschimpft wie ein Amselmännchenrivale zur Balzzeit und trotz Willibalds einleuchtender Erklärung, diese kleine Investition wäre die einzige sinnvolle Geste, mittels derer Fremde auf der menschlichen Ebene eine Brücke zu ihrem
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