Der Meuchelmord
umbringen«, sagte er. »Du hast einen guten Geschmack, Liz. Was war denn eigentlich los? Habt ihr euch zerstritten?«
Sie hob langsam den Kopf. »Diesen Mann habe ich noch nie gesehen«, sagte sie. »Nein, und ich dachte schon, es wäre …« Sie preßte die Hand vor ihre Lippen und brach ab. »Großer Gott! Als ich den Schuß hörte und dann deine Stimme, da dachte ich …«
»Daß ich deinen Freund erschossen hätte, wie?« Matthews stieg über den Toten hinweg. Wütend drängte er Elizabeth beiseite. »Los, geh rein, ich muß ihn in die Wohnung ziehen. Und dann werden wir beide uns einmal unterhalten.«
»Nein«, bat Elizabeth, »bitte nicht, bring ihn nicht herein. O Gott, da ist ja überall Blut.« Sie begann hysterisch zu schluchzen und wandte das Gesicht ab. Matthews zerrte die Leiche in die Küche.
»Du kannst den Teppich ja reinigen lassen«, sagte er. »Ich habe dir gerade das Leben gerettet. Und hör auf mit dem irrsinnigen Krach. Wenn du dich mit solchen Leuten abgibst, mußt du mit Überraschungen rechnen.«
Er ging in die Küche und ließ die Tür offen, damit er sie im Auge behalten konnte. Dann durchsuchte er rasch die Taschen des Toten. Er trug nichts bei sich, was ihn hätte identifizieren können: nur zehn Dollar in kleinen Scheinen, einen Kamm, eine halbleere Packung Zigaretten und ein billiges Feuerzeug. Elizabeth war zitternd in einen Sessel gesunken. Jetzt erst ging ihr auf, daß Matthews ihr in letzter Sekunde das Leben gerettet hatte. Wie konnte sie nur annehmen, daß eine verriegelte Tür und die Höhe von zwölf Stockwerken sie vor einem Mann wie Eddi King bewahren konnten?
»Hier hast du eine Zigarette.« Matthews kam zurück und schloß die Küchentür hinter sich.
»Danke, Pete.«
Erst wollte er ihr Alkohol anbieten, um ihre Nerven zu beruhigen, aber dann ließ er es sein. In diesem Zustand gab sie bestimmt leichter nach. Er sah auf sie herab und konnte es selbst kaum glauben, daß ausgerechnet er und dieses Mädchen in eine solche Situation geraten mußten. Verschwörung, Spionage, gewaltsamer Tod. Er glaubte immer noch nicht, daß dieses Mädchen da vor ihm in dem Sessel damit etwas zu tun hatte. Er mußte sich gewaltsam daran erinnern, daß er erst vor ein paar Minuten vor ihrer Tür einen gedungenen Mörder angetroffen hatte. Also steckte sie doch mitten drin in seiner gefährlichen Welt.
»So«, sagte er, »jetzt will ich die Wahrheit hören. Das war also nicht der Kerl, den du aus Beirut mitgebracht hast? Wer war es denn? Warum sollte er dich umbringen?«
»Den muß Eddi King geschickt haben«, antwortete sie. Sie war halb betäubt vor Entsetzen. Noch hielt der Schock vor, und noch war sie sich nicht voll bewußt, in welcher Gefahr sie geschwebt hatte. »King war über das Wochenende auf Schloß Freemont. Ich erfuhr von den Plänen, die er gemeinsam mit meinem Onkel schmiedete. Deshalb wollte er mich zum Schweigen bringen. Er hat Huntleys Freundin Dallas Jay getötet, weil er sie mit mir verwechselte. Huntley hat gestern abend angerufen, um mich zu warnen. Aber ich wollte nicht auf ihn hören. Ich dachte, hier wäre ich sicher.« Sie schloß sekundenlang die Augen. Sie war so blaß geworden, daß Matthews sich sagte, wahrscheinlich muß ich ihr doch einen Drink besorgen, damit sie nicht ohnmächtig wird.
»Und wer ist der andere?« fragte Matthews. »Der Mann, mit dem du dich treffen willst?« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf den Koffer neben der Ausgangstür. »Du kannst mir nicht länger ausweichen, Liz. Du mußt es jetzt sagen.«
Elizabeth warf einen Blick auf die Armbanduhr. Es war ein hübsches Modell von Cartier, eine Platinuhr mit einem winzigen Zifferblatt. Vor Tränen konnte sie die Zeit kaum erkennen. Es war schon fast zehn.
»Ich liebe ihn doch, Peter. Ich werde ihn dir nicht ausliefern. Er hat nichts Schlechtes getan.« Wenn sie ihn lange genug aufhielt, bekam Keller Zeit, zum Kennedy-Flughafen zu fahren. Er würde dort auf sie warten und dann die Maschine besteigen, wenn sie nicht kam.
»Was war das für ein Plan, den du in Freemont erfahren hast?«
»Mein Onkel und Eddi King wollten gemeinsam Jackson ermorden lassen.«
»Und du hast den Mörder mitgebracht«, sagte Matthews. Er sah sie kopfschüttelnd an. »Wir wußten, daß du in Begleitung eines Mannes aus Beirut zurückgekommen bist. Das wissen wir schon seit einigen Tagen. Er war auch bei dir, als ich dich zum erstenmal anrief. Stimmt das?«
»Ja«, antwortete Elizabeth. »Er wußte nicht,
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