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Der Meuchelmord

Titel: Der Meuchelmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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Jackson ins Weiße Haus gelangen sollte.
    Dann konnte er gerade so viel eingestehen, daß er aus diesem Befragungsraum befreit wurde. Er hatte die Erlaubnis, einige kleinere Agenten preiszugeben, die doch nichts wußten und auch nichts verraten konnten, wenn man sie faßte. Man würde ihn als sowjetischen Geheimagenten vor Gericht stellen, als einen Ausländer, der unter dem Deckmantel einer politischen Zeitschrift einen Spionagering betrieben hatte. Das bedeutete eine Gefängnisstrafe von zwanzig bis dreißig Jahren. Aber schon bald würden die üblichen Verhandlungen über seine Freilassung oder seinen Austausch einsetzen. Der KGB ließ seine wichtigsten Agenten nie im Stich. Sie alle hatten die Zusicherung, daß man sie nicht bis zum Ablauf ihrer Strafe in kapitalistischen Gefängnissen schmachten lassen würde, und bisher hatte der KGB sein Versprechen durch Einsatz von Erpressung, Entführung oder Agentenaustausch auch stets gehalten. Nur wenn seine Beteiligung an der Ermordung Regazzis bekannt wurde, bedeutete das nicht nur das Scheitern seines Planes, weil jede Andeutung einer ausländischen Einmischung die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von der sorgfältig vorbereiteten Verunglimpfung Huntleys und seiner Demokraten ablenken würde, sondern es bedeutete wahrscheinlich auch ein Todesurteil für King. Die Rosenbergs hatte auch niemand mehr retten können.
    »Wann sind Sie in die Identität Eddi Kings geschlüpft? 1945 starb er im Konzentrationslager. Das wissen wir, Mr. King. Wir wissen auch genau, wie diese Sache eingefädelt wurde.«
    »Es wurde nichts eingefädelt«, antwortete King und blieb nach wie vor standhaft. »Mein Name ist Edward Richard King, geboren in Minnesota. Ich wohne in New York und habe nicht die leiseste Ahnung, wovon Sie sprechen. Ich war drei Jahre lang in einem Konzentrationslager interniert und lebte dann in Frankreich, bis ich 1954 nach Hause zurückkehrte. Das habe ich Ihnen schon ein paarmal erklärt, und mehr habe ich Ihnen auch nicht zu sagen, bis ich mit meinem Anwalt gesprochen habe.«
    Die beiden Vernehmungsbeamten wechselten einige Worte, die King nicht verstand. Er nutzte die Pause aus, stützte den Kopf auf die Hand und schloß die Augen. Elizabeth Cameron war der größte Fehler seiner ganzen Karriere. Er hätte sie auf Schloß Freemont nicht am Leben lassen dürfen, um dann am nächsten Morgen an ihrer Stelle diese kleine Hure zu töten. Seine Kollegen mußten sie einfach erwischen, weil sonst trotz allem die Wahrheit über das Attentat ans Tageslicht kommen mußte, weil sie ihn auf alle Fälle belasten würde. Sie konnte beweisen, daß das Attentat nicht gegen Regazzi gerichtet war und daß auch Huntley dabei getäuscht wurde. Die Hand an seiner Stirn war schweißnaß. Es war schon schlimm genug, daß man ihn geschnappt hatte. Aber ein Versagen bei diesem wichtigsten Auftrag seiner ganzen Laufbahn würde bedeuten, daß er auch den Schutz seiner eigenen Leute einbüßte. Man würde bei ihm ein Exempel statuieren und ihn seiner Strafe überlassen. Sie muß erledigt werden, dachte er. Er hatte den besten Mann angerufen, den für die Operation Regazzi verantwortlichen Experten. Dieser Mann konnte auf eine lange Serie von Erfolgen zurückblicken. Schon während der Militärdienstzeit waren Kings Hintermänner auf ihn aufmerksam geworden. Er hatte sowohl für sie als auch für die Gangstersyndikate von New York gearbeitet.
    King hob den Kopf. Die drei Amerikaner betrachteten ihn aufmerksam. »Ich muß austreten«, sagte er.
    Neben dem Büro befand sich ein kleiner Waschraum. Er wurde hineingeführt und durfte sich erleichtern, aber die Tür blieb offen. »Wie spät ist es?« Diese Frage hätte er ihnen am liebsten laut ins Gesicht geschrien, denn jeder Mensch hatte das Recht zu wissen, in welcher Tageszeit er lebte. Aber es waren nur die ersten Anzeichen der Nervenanspannung, der körperlichen Erschöpfung. Er mußte noch eine ganze Weile durchhalten und durfte sich den Luxus eines Zusammenbruchs nicht erlauben.
    Dann fiel ihm auf, daß drei andere Männer den Raum betreten hatten. Der Protokollführer gähnte und streckte sich und überließ seinen Platz einem Kollegen. Die anderen berieten wieder miteinander. Der Beamte, der ihn begleitet hatte, sagte: »Los, das genügt. Knöpfen Sie die Hose zu und setzen Sie sich wieder an Ihren Platz.«
    Die Vernehmungsbeamten wurden abgelöst. Wenn sie in Zehnstundenschichten arbeiteten, mußte es längst Montagmorgen sein. Er riß

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