Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Meuchelmord

Titel: Der Meuchelmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
Vom Netzwerk:
Bei den wenigen Begegnungen seit ihrer Trennung hatte sie ihn nie mehr richtig angesehen. Jetzt konnte sie es wieder, weil er ihr so wenig bedeutete wie irgendein Fremder mit einem Martiniglas in der Hand.
    »Wozu soll dieses Wiedersehen gut sein?« fragte sie.
    »Warum eigentlich nicht?« fragte er zurück. »Ich dachte, es könnte eine letzte Gelegenheit sein. Ich wollte dich so oft anrufen, Liz, aber dann dachte ich mir, daß du mir vielleicht noch böse warst. Stimmt das?«
    »Ein wenig«, gab sie zu. »Aber das ist nun vorbei. Wolltest du das hören?«
    »Zum Teil. Ich wollte mir außerdem von dir bestätigen lassen, daß du nichts dagegen hast, wenn ich dich von Zeit zu Zeit einmal anrufe. Es war wirklich nicht einfach, dich heute abend zu diesem Treffen zu überreden.«
    »Jedenfalls bin ich gekommen«, stellte sie fest. »Haben denn deine anderen Freundinnen heute abend keine Zeit?«
    »Ich hab' sie nicht gefragt«, sagte Matthews. »Ich wollte keine andere sehen als nur dich.«
    Er legte die Hand ans Herz, und sie mußte trotz ihrer Verärgerung lachen.
    »Du hast dich wirklich nicht verändert. Immer noch der alte Schauspieler. Und unverheiratet?«
    »Aber selbstverständlich. Wenn ich dich schon nicht heiraten wollte, Liz, wer sollte mich denn sonst einfangen? Oder überhaupt nur mögen? Aber lassen wir das. Wie steht's bei dir? Man hörte Gerüchte, daß du diesen Verleger Eddi King heiraten willst.«
    »Was?« Schwindeln konnte sie nicht. Dieses eine Wort und ihr Gesichtsausdruck waren Matthews Bestätigung genug. Sie fuhr halb verärgert, halb ungläubig fort: »Eddi King? Er ist ein Freund von meinem Onkel. So etwas Lächerliches habe ich schon lange nicht mehr gehört.« Sie stellte ihr Glas so hart hin, daß etwas überschwappte.
    »Du gefällst mir auch, wenn du zornig bist«, sagte Matthews. »Aber was ist daran so lächerlich? Er ist ein Mann in den besten Jahren, und du bist auch keine siebzehn mehr. Er hat Geld und kennt die richtigen Leute. Alle älteren Semester machen es jetzt Onassis nach. Was sollen die Leute denn sonst annehmen, wenn du mit einem Mann Urlaub machst?«
    »Wie meinst du das – Urlaub?« fragte sie. Sollte er etwas über Beirut erfahren haben?
    »Es stand in der Klatschspalte von Suzy Knickerbocker.« Das stimmte sogar. »›… wurde bei einem Spaziergang in den exotischen Seitengassen Beiruts gesehen.‹ – Du kennst diesen Quatsch doch.«
    »Genau das richtige Wort«, sagte Elizabeth. »Er war geschäftlich für meinen Onkel dort. Da ich noch nie im Libanon war, schlug er vor, ich sollte ihn begleiten.«
    »Wenn es nicht King ist, dann reg dich nicht so auf, und verrate mir lieber, wer der Mann deines Herzens ist. Als wir beisammen waren, hast du nie so strahlend ausgesehen.«
    »Nein, wahrscheinlich nicht«, sagte Elizabeth leise. Wenn sie Peter Matthews ansah, hatte sie immer nur Keller vor sich. Die Gerüchte, die sie mit King in Verbindung brachten, hatten ihr eine Gänsehaut über den Rücken gejagt. Konnte man das wirklich sehen? Leuchteten ihre Augen? Sie war glücklich und ehrlich verliebt. Nun saß sie hier in der gemütlichen Umgebung des vornehmen Nachtklubs, in dem sie sich früher oft getroffen hatten, und wußte, was Matthews erfühlt hatte: Sie war tatsächlich verliebt. Verliebt in einen Mann, der mit alle den angenehmen, geschliffenen Typen wie Peter Matthews soviel gemeinsam hatte wie ein Apache. Keller war häßlich, breit und tolpatschig, ihm fehlte der lässige Charme jener Männer, die von einem Berg aus Dollarnoten auf die Welt herabblickten. Matthews beobachtete sie. Ihr Gesichtsausdruck wechselte rasch, aber dieser selbstbewußte, zufriedene Zug blieb. Sie hatte sich sehr verändert. Schön war sie immer schon gewesen, schick angezogen nach der neuesten New Yorker Mode, aber nun hing ihr das schimmernde Haar locker bis auf die Schultern, und in ihren großen Augen lag ein Wissen, das er dort noch nie bemerkt hatte. Jetzt war sie wirklich eine Frau geworden, die jeden Mann hinreißen mußte.
    »Aber da ist doch ein Mann im Spiel, wie? Wenn die Sache ernst ist, komme ich dich lieber nicht besuchen, weil ich mir sonst eine blutige Nase hole.« Das gehörte zwar nicht zu seinem Auftrag, aber er war neugierig geworden. Der Kreis, in dem sie sich bewegten, war nur klein und exklusiv. Aus seiner Bekanntschaft konnte es niemand sein, weil man ihm den Namen sonst bestimmt schon zugetragen hätte. Aber Elizabeth gab ihm keine Antwort.
    »Erzähl mir doch

Weitere Kostenlose Bücher