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Der Meuchelmord

Titel: Der Meuchelmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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rettete sich in eine Lüge.
    »Vielleicht kehre ich nicht mehr zu ihr zurück«, flüsterte er.
    Fuad Hamedin hatte sich ein neues Auto gekauft. Er hatte eine Vorliebe für die flotten amerikanischen Modelle mit Chassis wie Raumschiffe, mit riesigen Parklichtern, die im Dunkel wie Urzeittiere ein rotes Auge öffneten, mit Heizung, Radio, elektrisch betriebenen Fenstern und Lenkhilfe. Er kaufte ein schönes Ford-Cabrio, zweifarbig blau-beige gespritzt, mit Weißwandreifen, und er streichelte es wie eine schöne Frau. Kellers Vermittlung hatte ihm gutes Geld gebracht. Die Bezahlung war mit der Post gekommen, und damit war alles erledigt. Er fragte sich, womit dieser Kerl sein Vermögen verdienen würde – oder ob er es sich jemals verdienen würde. Fuad glaubte es nicht. In diesen Jobs lag ein doppeltes Risiko: Man konnte vom Gesetz gefaßt oder vom eigenen Auftraggeber beseitigt werden. Keller konnte von Glück reden, wenn er einen einzigen Dollar des Geldes zu sehen bekam. Aber sein Mädchen war zumindest ganz hübsch versorgt. Es lohnte sich vielleicht, sie später mal zu besuchen, wenn Fuad sicher sein konnte, daß es ungefährlich war.
    Er fuhr nach Hause und nahm seine Frau und die drei Kinder zu einer langen Spazierfahrt mit. Seine Frau war recht hübsch, aber die beiden Söhne und die Tochter waren mollig und verwöhnt. Besonders der kleinere Junge jammerte ununterbrochen, weil beide Eltern das Nesthäkchen nach Strich und Faden verzogen. Sie machten es sich in dem neuen Wagen bequem, redeten und lachten, schrien die Kinder und sich gegenseitig an und hatten das Radio auf einen Sender mit schriller arabischer Musik eingestellt. Es war ein schöner Tag. Fuad nahm seine Familie mit in die Berge hinter der Stadt, wo man einen herrlichen Ausblick auf das Meer hatte, das sich wie blauer Samt vor dem welligen grünen Land ausbreitete. Die Sonne schien, und es war warm im Auto. Fuad hatte es erst am Morgen ausgeliefert bekommen. Der Wagen lief wie ein Ührchen. Auf den Bergstraßen konnte er ihn gar nicht richtig ausfahren. Deshalb lenkte er ihn auf die breitere Hauptstraße, die wieder zur Stadt zurückführte. Er fuhr zur Küste hinunter und dann weiter zum Flugplatz. Um zwei Uhr nachmittags herrschte hier wenig Verkehr. Er stieß seine Frau an, die lachte. Das Tachometer zeigte hundert Stundenkilometer. Fuad trat aufs Gaspedal. Bei einhundertzwanzig löste ein mit der Tachonadel verbundener Mechanismus die Sprengladung aus. Unterhalb dieser Geschwindigkeit hätte er den Wagen ungefährlich ein ganzes Jahr lang fahren können.
    Zehn Meilen vom Flughafen entfernt, wo er vor etwa zwanzig Jahren als Schlepper begonnen hatte, flogen Fuad Hamedin und seine Familie in einem Gewirr von Blech und Eisen in die Luft. Die Überreste der Leichen und Autoteile wurden im Umkreis von fünfzig Metern verstreut. Den ersten Teil seines Versprechens hatte Drouet wahrgemacht. Nur Kellers Mädchen mußte noch zum Schweigen gebracht werden.
    »Nett, dich wiederzusehen, Liz. Du siehst fabelhaft aus.« Peter Matthews lächelte sie über den Tisch hinweg an. Er hatte sich entsprechend Learys Wunsch mit ihr in Verbindung gesetzt. Das Telefongespräch hatte sich sehr schwierig angelassen, weil die Stimme am anderen Ende der Leitung kühl und uninteressiert blieb. Aber Matthews ließ sich nicht so leicht abwimmeln. Er hatte Auftrag, sie zu sprechen, und das mußte er irgendwie schaffen. Nein, zum Mittagessen hatte sie keine Zeit. Abends auch nicht. Ein Drink in ihrer Wohnung kam auch nicht in Frage. Matthews merkte, daß sie nicht allein war. Vielleicht ein neuer Freund? Eddi King war es nicht, der hielt sich in Frankfurt auf. Das hatten sie schon überprüft. Schließlich erklärte sie sich bereit, auf einen Drink in den Club 21 zu kommen, wo sie sich früher manchmal getroffen hatten.
    Sie sah großartig aus. Sein Kompliment war ehrlich gemeint. Nun sahen sie sich über den kleinen Tisch hinweg an. Die Sitzordnung hatte sie bestimmt. Sie hätte sich auch wie früher auf das Bänkchen setzen können. Sie war es nämlich gewesen, die immer etwas für Händchenhalten übrig hatte.
    »Du siehst auch gesund aus«, sagte sie. Keller hatte angenommen, daß der Anruf für ihn bestimmt war. Nur die Erleichterung darüber, daß er nicht angerufen wurde, hatte sie veranlaßt, Peters Einladung anzunehmen. Außerdem befürchtete sie, er würde einfach zu ihr in die Wohnung kommen, wenn sie jedes Wiedersehen ablehnte. Er hatte sich gar nicht verändert.

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