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Der Meuchelmord

Titel: Der Meuchelmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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sagen sollte. Er stand vor Learys Schreibtisch und ließ die Strafpredigt über sich ergehen. Leary verstand es schon, jemanden fertigzumachen, der einen Fehler begangen hatte.
    »Ich will Ihnen sagen, was Sie jetzt tun«, fauchte er Matthews an. Sein Zorn hatte sich in stille, kalte Wut verwandelt. »Sie tun genau das, was dieser Idiot von Ford eigentlich hätte tun sollen. Großer Gott, wie konnte der nur auf den ältesten Trick der Branche hereinfallen! Sie werden Elizabeth Cameron persönlich beschatten, und zwar Tag und Nacht. Sie setzten sich vor ihrer Wohnung in einen Wagen und bleiben wach, denn wenn Sie einschlafen, mein Freund … Wenn sie so sehr an ihm hängt, daß sie ihn mit allen nur erdenklichen Mitteln schützen will, dann bin ich ziemlich sicher, daß sie versuchen wird, zusammen mit ihm zu fliehen. Natürlich …« Er machte eine Pause und stärkte sich durch einen Schluck aus der unvermeidlichen Kaffeetasse. »Natürlich können die beiden dank Ihres Fehlers längst über alle Berge sein, aber das wird sich ja herausstellen. Wenn sie in ihre Wohnung zurückkehrt, besteht noch einige Hoffnung. Sie heften sich an ihre Fersen und lassen sich vorher eine Schußwaffe geben. Wenn ihr Liebhaber aufkreuzt, werden Sie eine Kanone nötig haben. Und jetzt hauen Sie ab.«
    Matthews zögerte. »Es tut mir leid, Sir.«
    Leary funkelte ihn zornig an. »Leid tun wird es Ihnen erst, wenn Sie alles andere auch noch verpfuschen.«
    Matthews verließ das Büro und zog eine Grimasse, als er an der Sekretärin vorbeikam. Sie lächelte ihm mitfühlend zu und schüttelte den Kopf. Für sie gab es keine Sonn- und Feiertage. Als die Entscheidung gefallen war, King zu verhaften, waren alle Mitarbeiter zurückgerufen worden und mußten die Nacht durcharbeiten. Die FBI-Beamten hatten King am Hintereingang abgeliefert und waren wieder weggefahren.
    Sobald der CIA mit ihm fertig war, sollte er zur offiziellen Anklageerhebung wieder dem FBI überstellt werden. Aber das konnte noch viele Wochen dauern.
    Matthews nahm einen der Funkwagen und fuhr wieder in die 59. Straße Ost. Elizabeth hatte seinen Kollegen abgeschüttelt. Den ganzen Nachmittag dachte er schon darüber nach, warum er sie wohl so falsch eingeschätzt hatte. Sie war doch keine Berufsagentin, die für irgendeine Seite arbeitete. Darauf hätte er seine Karriere verwettet – und wahrscheinlich eingebüßt. Elizabeth war ihrem Schatten auf so geschickte Weise entkommen, daß Leary dahinter einige Erfahrung vermutete. Matthews war anderer Meinung, wagte sie aber nicht auszusprechen. Von vielen Dingen mochte Leary weitaus mehr verstehen als er, aber er hielt sich zumindest für einen Frauenkenner. Wenn es darum ging, für einen geliebten Mann einzutreten, werden auch die dümmsten Frauen außerordentlich schlau. Und Elizabeth war alles andere als dumm. Sie hatte bemerkt, daß sie verfolgt wurde – vielleicht war es ihrem Taxifahrer aufgefallen –, und hatte sich ganz einfach abgesetzt. Das zeigte zwar, wie geschickt und entschlossen sie vorging, bewies aber noch längst nicht, daß sie eine Verräterin war. Er war nicht mehr wütend auf sie. Er nahm es ihr nicht einmal übel, daß sie ihn überlistet hatte, das nötigte ihm Achtung ab. Sie war kein Bauer in einem Schachspiel, sondern eine Gegnerin, mit der man zu rechnen hatte. Ihm ging es mehr um den Mann, den sie zu decken versuchte. Er hielt vor dem Wohnhaus an und trat ein.
    Der Portier begrüßte ihn. »Guten Abend, Mr. Matthews. Soll ich Sie hinaufbringen?«
    »Nein, danke«, antwortete Matthews. »Ich wollte nur rasch nachfragen, ob Miß Cameron bei Ihnen nicht eine Aktenmappe abgegeben hat.«
    »Nein, bei mir hat sie nichts abgegeben. Im Büro liegt auch nichts. Aber Miß Cameron ist gerade nach Hause gekommen.«
    »Dann kann ich sie also nicht hier vergessen haben.« Matthews zuckte die Achseln. »Ich muß eben weitersuchen. Gute Nacht.«
    Er ging hinaus und setzte sich hinter das Steuer seines Wagens. Wegen seiner Länge von gut ein Meter achtzig fühlte er sich ziemlich beengt. Er meldete sich kurz in der Zentrale. »Bisher ist in ihrer Wohnung alles ruhig. Ich warte wie befohlen.«
    Es konnte eine lange Wartezeit daraus werden – oder auch eine sehr kurze, falls das Rendezvous frühzeitig angesetzt war.
    Das Telefon läutete, als Elizabeth ihre Wohnung betrat. Huntley war am Apparat und ließ sie gar nicht zu Wort kommen. Er berichtete ihr in rauhem Ton von Dallas' Tod und schnitt ihren

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