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Der Meuchelmord

Titel: Der Meuchelmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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erschrockenen Einwurf wütend mit dem Befehl ab, endlich den Mund zu halten und genau zuzuhören. Dallas sei durch eine Verwechslung mit ihr gestorben, und King sei verschwunden. Nach seiner Überzeugung schwebe Elizabeth in Lebensgefahr. Sie solle auf der Stelle nach Freemont kommen, weil sie nur auf dem Schloß in Sicherheit sei. Nachdem er ihr vorhin den Mund verboten hatte, wartete er jetzt vergeblich auf eine Antwort. Er glaubte schon, die Verbindung sei abgebrochen, und brüllte: »Hörst du? Schnapp dir sofort Matthews und sag ihm, er soll dich hierherfahren.«
    Bei dem Gedanken, Pete Matthews zum Schutzengel zu ernennen, mußte Elizabeth lächeln. »Das geht nicht«, sagte sie ruhig. »Ich kann nicht nach Freemont kommen, Onkel, weil ich morgen früh eine Verabredung habe.«
    »Du hast wohl den Verstand verloren«, brüllte er sie an. »Geht dir denn nicht ein, daß dieser King heute morgen Dallas umgebracht hat, weil er glaubte, du wärst es? Vielleicht ist er jetzt schon unterwegs zu dir.«
    »Mach dir um mich keine Sorgen, ich komme schon zurecht. Außerdem will ich morgen ohnehin verreisen.« Damit legte sie auf.
    Dallas war also tot. Erst jetzt setzte der Schock ein. Die arme Frau. Die arme betrogene Frau, die immer geglaubt hatte, ein Mann wie Huntley Cameron sei imstande, geleistete Dienste mit Zuneigung oder Entgegenkommen zu belohnen. Sie hätte ihn so gern geheiratet. Elizabeth sah das alternde Gesicht vor sich und hörte die immer gleichbleibend freundliche Stimme, die irgendwelche dummen Phrasen drosch. Ihr Tod war so sinnlos, eine so furchtbare Ironie des Schicksals, daß Elizabeth weinen mußte. Sie wußte dabei nicht einmal, daß sie der einzige Mensch war, der Dallas Jay eine Träne nachweinte.
    Sie ging hinüber ins Schlafzimmer, um einen kleinen Koffer zu packen. Sie wollte möglichst wenig Gepäck mitnehmen: auf jeden Fall ihren Schmuck, weil sie vielleicht einige Stücke verkaufen mußte, bis sie in der Lage war, sich genügend Geld überweisen zu lassen. Sie suchte unter ihrer Garderobe das aus, was sie am liebsten in ihr neues Leben mitnehmen wollte. So gelang es ihr, nicht an das Telefongespräch und die Bedrohung durch einen Mann zu denken, der vielleicht in diesem Augenblick schon mit dem Lift herauffuhr. Sie ging zur Wohnungstür und verriegelte sie. Dann griff sie nach dem Haustelefon und sagte zu dem Portier: »Ich möchte heute abend nicht mehr gestört werden. Sollte jemand anrufen, sagen Sie, ich sei nach Freemont gefahren. Und lassen Sie auch keine Besucher durch.« Sie hoffte, damit King von der richtigen Fährte abzubringen. Plötzlich zitterte sie am ganzen Körper.
    Sie hatte diesen Mann schon immer gefürchtet. Unbewußt hatte sie hinter der lächelnden Fassade die dunklen Kräfte gespürt; es war mehr eine körperliche Abneigung gewesen. Bei dem Gedanken an die weißen Rosen in Beirut wurde ihr übel. Noch schlimmer war die Erinnerung an diesen Augenblick im Gewächshaus von Freemont, als er ihr die Hand auf den Mund gepreßt und sie sich ihm entzogen hatte.
    Huntley sagte also, dieser Mann hätte Dallas aufgrund einer Verwechslung mit ihr ermordet. Aber wie – und warum? Er mußte angenommen haben, daß sie etwas über das Attentat wußte. Deshalb versuchte er, sie zum Schweigen zu bringen. An der Kälte konnte es nicht liegen, daß sie so zitterte. Die Temperatur in der Wohnung betrug gleichmäßig vierundzwanzig Grad. Sie ging ins Schlafzimmer zurück und packte den Koffer fertig ein. Dann zählte sie ihr Geld und schlug die Telefonnummer der Eastern Airlines nach.
    Sie konnte ihre Angst nur überwinden, indem sie sich beschäftigte, an ihre Flucht mit Keller dachte und keine Zeit fand, sich zu überlegen, was King in diesem Augenblick wohl tun mochte. Sie sagte sich immer wieder, daß niemand in ihre Wohnung eindringen konnte. Selbst wenn jemand am Portier vorbeigelangte, war ihre Tür verriegelt. Im zwölften Stock war es vollkommen ausgeschlossen, durch ein Fenster hereinzuklettern. Trotzdem fuhr sie bei diesem Gedanken unwillkürlich herum, da die Fenster alle hinter ihr lagen.
    Die Eastern Airlines hatten im Rahmen des neuen Flugplans ab Mitte März eine Mittagsmaschine nach Mexico City eingeschoben. Elizabeth buchte zwei Plätze und gab die Nummer ihres Reisebüros an. Die Fluggesellschaft versprach, das Reisebüro zu verständigen und die Tickets am Flughafenschalter zu hinterlegen.
    Elf Uhr – dann hatten sie und Keller gerade genug Zeit, die Maschine noch

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