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Der mieseste aller Krieger - Roman

Der mieseste aller Krieger - Roman

Titel: Der mieseste aller Krieger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Jahren verstand ich nichts von derlei Komplimenten, aber ich verstand sofort, dass ich meine Petronila mehr denn je beschützen musste. Denn sie war ein folgsames, tugendhaftes Mädchen, eine Lichtgestalt inmitten dieser Prahlhänse. Ich begann darunter zu leiden, wenn ich mitbekam, wie einige Rüpel ihr gegenüber grob wurden. Sie sagten Dinge, wie sie die Landarbeiter aus dem Süden imMunde führen, aber so hübsch vorgebracht, dass mir gar keine Zeit blieb, ihnen Bescheid zu stoßen.
    López-Cuervo folgte uns auf Schritt und Tritt, war uns immer auf den Fersen. Ich hätte die Gefahr wittern müssen, aber als Grünschnabel ist man eben nicht auf der Hut. Wenn er sich im Wirtshaus über die körperlichen Vorzüge meiner Petronila ausließ, als sei ich gar nicht da, platzte mir fast der Kopf vor nicht abgelassenem Dampf. Und bezog er mich doch einmal in das Gespräch mit ein, dann nur, um mir auf die Nase zu binden:
    »Hör mal, Samuel, dieses Mädchen ist ein bisschen viel Fleisch für einen mageren Kater wie dich.«
    »Lass uns in Frieden! Du bist hergekommen, um uns zu beschützen, nicht um uns einzuschüchtern«, erwiderte ich.
    Aber das Monster ließ sich nicht provozieren. Ganz im Gegenteil, er lachte mich aus. Wenn ich bis zu den Knien im Meer stand und fischte, träumte ich davon, ihn hineinzustoßen, ihn am Kragen zu packen, um ihm zu zeigen, dass ich auch eine Bestie von mehr als hundert Kilo sein konnte. Dass ich für eine Frau sorgen, sie an die Hand nehmen und ohne Furcht vor der Brandung am Strand entlangführen konnte. Doch der Hurenbock fügte mir, sooft er nur konnte, Demütigungen zu, wobei seine Soldaten und Speichellecker ihm jedes Mal sekundierten.
    Eines Tages kam ich mit meinem Karren voller Schalentiere beim Haus von Petronilas Mutter an. Als ich sie mit einem Taschentuch ihre Tränen trocknen sah, wusste ich, dass etwas Schlimmes vorgefallen sein musste. DerSatan war gekommen, meine Petro zu holen. Als die Mutter ihre Schreie hörte, war es zu spät. Sie musste mit ansehen, wie das Monster ihrer Tochter die Hände fesselte und sie auf sein Pferd zog. Sie erzählte mir, dass der Satan schon mehrere Male versucht habe, die Petronila auf dem Weg zum Brunnen zu überwältigen, wenn sie dort ihre Wäsche waschen ging.
    »Samuel, heirate sie. Heirate sie, und du wirst sehen, alles kommt wieder in Ordnung«, riet mir die verzweifelte Mutter.
    Das brachte mich vollends aus dem Gleichgewicht. Ich muss erst ein richtiger Kerl werden, bevor ich heirate, dachte ich, und lernen, mit dem Papageienschnabelmesser umzugehen oder mit einem Revolver, um eine Frau besser beschützen zu können. Dennoch versprach ich es ihr. Ich verließ das Haus mit einer Lanzette zum Muschelknacken und legte einen Sack auf meinen Karren, um mir meine Petronila zurückzuholen. Ich weiß nicht, warum ich die schlimmsten Befürchtungen hegte. Stundenlang lief ich in Richtung Tridente-Berg. Die Sonne brannte mir auf den Kopf, und die Knie zitterten mir vor Hunger. Als der Satan schließlich vor mir stand, zog ich die spitze Lanzette. Doch das Monster lachte nur und empfahl mir, mich fortzuscheren.
    »Du Hurensohn, gib sie mir heraus!«, verlangte ich.
    »Die Reste sind für die Hunde und Katzen. Mach, dass du wegkommst!«, herrschte er mich an. »Die Kleine ist längst zu Hause.«
    Doch ich glaubte ihm nicht und gab keine Ruhe. Ich wollte ihn tot sehen, aber leider fehlte es mir an der Verwegenheit Sofanors. Der Schweiß vernebelte mir die Sicht, als ich mich auf ihn stürzte, um ihm die gekrümmte Lanzette in den Hals zu rammen. Und bevor ich tun konnte, was ich tun wollte, versetzte mir der Satan einen solchen Fausthieb, dass ich durch die Luft wirbelte. Was dann passierte, weiß ich nicht mehr. Ich muss auf eine scharfe Mauerkante geprallt sein, denn ich blutete heftig am Kopf. Ich erwachte erst wieder in meiner Hütte beim Fischerhafen von Tocopilla, umringt von Petronila und ihrer gesamten Familie. Sie hatten mich mit dem Karren hergeschafft, mit dem ich zuvor so heldenhaft aufgebrochen war.
    »Zum Glück hat er dich nicht gleich umgebracht, Samu«, sagte Petronila. Ihre warme Hand umklammerte meine.
    Obwohl es nur das Heiratsversprechen gab, hatte ihre Mutter nichts dagegen, dass Petronila bei mir blieb. Ein paar Tage lang traten wir nicht vor die Tür, wagten es nicht, im Ort herumzulaufen, wir wollten unbedingt vermeiden, dass die Leute mit dem Finger auf Petronila zeigten. Davor fürchtete sie sich sehr, und es kostete

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