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Der mieseste aller Krieger - Roman

Der mieseste aller Krieger - Roman

Titel: Der mieseste aller Krieger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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kam, um mir zu sagen, es sei etwas mit Flor oder den Hunden passiert, aber sie trat seelenruhig an die Theke, musterte alles mit neugierigen Blicken und nahm direkt vor meiner Nase auf einem Barhocker Platz, während ich noch wartete, dass sie mir erklärte, was zum Teufel sie hier zu suchen habe. Statt einer Antwort bat sie mich, ihr ein Gläschen zu servieren, und zwar vom Allerstärksten.
    »Na los, Mädchen, geh heim zu deiner Mutter. Du bist noch nicht alt genug, um dich hier herumzutreiben!«
    Flor war immer sorgsam darauf bedacht gewesen, die Tita vom Arche Noah fernzuhalten. Sie vergaß immer mit Absicht zu sagen, dass wir Geld mit einem Bordell verdienten, das durchaus so gute Zeiten gekannt hatte, dass wir sie später auf die Universität schicken konnten. Die Tita musste lachen, als sie mein verstörtes Gesicht sah.
    »Ich werde hier auf diese Soldaten warten und ihnen ein paar Takte sagen!«, verkündete sie mir großspurig.
    »Mach mir keinen Ärger, Tita! Geh nach Hause. Die Soldaten haben Paitanás längst verlassen, und du hast hier absolut nichts verloren.«
    Einer der üblichen Strolche näherte sich ihr von hinten und fasste sie um die Taille. Ich wäre fast hinter der Theke hervorgesprungen, aber da war sie ihn schon mit einem heftigen Stoß losgeworden.
    »Scher dich endlich heim!«, schrie ich sie an. »Wenndeine Mutter erfährt, dass du hergekommen bist, kriegt sie einen Herzschlag.« Ich hätte sie am liebsten geohrfeigt, wäre nicht die Theke im Weg gewesen.
    »Nur mit der Ruhe«, sagte sie. »Ich geh ja schon, reg dich ab.«
    Zwei Abende später tauchte López-Cuervo II auf der Bildfläche auf. Ohne einen Gruß beugte er sich ganz nah an mein Ohr und zischte, falls er je noch einmal hören sollte, dass die Tita einen Fuß ins Arche Noah gesetzt habe, würde ich bereuen, dass die Soldaten abgezogen seien. Und bevor ich etwas erwidern konnte, war er auch schon fort.

Paitanás, 1920 – 1939
    Flor und die Ojerosa waren als Kinder sehr eng befreundet gewesen. Die Zeit wollte jedoch, dass ihre Wege sich trennten, bis sie schließlich kein Wort mehr miteinander wechselten. Flors Mutter hatte die Ojerosa ganz formlos adoptiert, weil das Mädchen ständig auf der Flucht vor den Spannungen daheim war, wo keiner ihr mit Liebe begegnete. Die beiden Freundinnen sprangen fröhlich wie die Zicklein über die Mauern, sie waren ein Herz und eine Seele, nie sah man sie streiten. Doch die Pubertät brachte die ersten Probleme. Flor entwickelte sich schon mit zwölf zu einer Frau. Ihre Hüften wurden breiter und rundlicher, die Taille schmaler und ihre Brüste sprossen wohlproportioniert und fest. Die Ojerosa hingegen war erst mit fünfzehn so weit. Lange Zeit musste sie mit ansehen, wie die Jungs hinter ihrer Freundin her waren, sie mit Komplimenten überhäuften und ins Theater einluden, während sie selbst unsichtbar zu sein schien. Auch wenn du es nicht glaubst, Benito, Copiapó, wo sie aufwuchsen, wurde damals für seine Operettenaufführungen überaus gerühmt. Und selbst Paitanás besaß einmal ein Theater, das weit über die Grenzen der Stadt bekannt war als El Rojo , wegen der roten Farbe seiner luxuriösen Vorhänge im Innern. Injenen Jahren trat in Copiapó die italienische Künstlergruppe um Teresa Rossi auf. Die Leute hegten eine fast schon übertriebene Sympathie für ihre Werke, auch wenn man sagen muss, dass sie erstaunlich waren, voller poetischer Ekstasen, mit Titeln wie Romeo und Julia , Die Tochter des Regiments oder Elixier der Liebe . Die beiden Freundinnen bewegten sich in diesen Kreisen, zu denen Leute zählten, die Geld hatten. Einige kauften sich davon Gold- oder Silberminen, Leute aus der Gegend, die allerdings nicht vermögend genug waren, um in diesen Minen den Abbau zu betreiben, und sich letztlich gezwungen sahen, an die fremden Schufte zu verkaufen.
    In jener Zeit also betrachtete die Ojerosa unzufrieden ihre lächerlichen Rundungen im Spiegel, und obwohl Flor mir sagte, sie habe nie eine Geste der Eifersucht oder des Leidens an ihr erlebt, sehnte sie sich schmerzlich nach mehr Weiblichkeit. Als sie zum ersten Mal ihre Regel bekam, dachte sie, jetzt werde alles gut. Stolz berichtete sie Flor davon, die sich mit ihr freute und ihr ein paar Tipps gab. Doch ihre Freude war rasch dahin, als ihre Brüste dennoch nicht über die Größe kleiner Feigen hinaus wuchsen. Während Flor an ihrer Seite immer hübscher wurde – mit ihren rosigen Wangen und Lippen, samtig weich wie

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