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Der mieseste aller Krieger - Roman

Der mieseste aller Krieger - Roman

Titel: Der mieseste aller Krieger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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als die Lorenzona.
    Als ich verzweifelt über eine Lösung für meine Mädchen nachdachte, tauchte López-Cuervo II auf und verlangte eine Erklärung dafür, wieso meine Besatzung das Schiff verlassen hatte.
    »Seit wann dürfen Huren streiken?«, brüllte er. »Wo kommen wir denn da hin?«
    Ich antwortete ihm mit einem ratlosen Achselzucken.
    López-Cuervo II war verheiratet, aber ebenso wie der Bibelverdreher suchte er Zuwendung im Arche Noah . Die Chola, die Cufina und die Ela meinten, er trainiere heimlich, um seine Frau zufriedenzustellen, die recht anspruchsvoll sei. Hinter vorgehaltener Hand berichtete er mir, dass die Soldaten sich, da das Arche geschlossen gewesen sei, in einer Kneipe im chinesischen Viertel hätten volllaufen lassen, um anschließend im ganzen Ort bis zum Morgengrauen zu randalieren. Er sagte mir, der Mann, der dieses Kommando leite, sei der größte Trunkenbold unter ihnen und habe sogar Fenster mit Steinen eingeworfen, Holztüren zertrümmert und jeden angepöbelt, der ihm über den Weg gelaufen sei.
    »Ich habe ein Telegramm an die Militärverwaltung gesandt, aber keine Antwort erhalten. Diese Männer darf man nicht frei herumlaufen lassen. Ich weiß ja nicht, welche Befehle man ihnen in der Hauptstadt erteilt hat, jedenfalls habe ich darum gebeten, sie allesamt woanders hinzuschicken.«
    Ich war verblüfft, dass er mich derart ins Vertrauen zog. Doch was scherten mich seine Probleme, ich musste mich um meine eigenen kümmern.
    Deine Großmutter Flor lebte wegen der vorübergehenden Schließung des Arche in der großen Sorge, für ihre Hundekinder nicht genug zu fressen zu haben. Schon früh zündete sie Holz in der Mitte einer Kochstelle aus Lehmziegeln an und stellte einen Riesentopf aufs Feuer. Da hinein warf sie Schweinsfüße, Kartoffeln, Mohrrüben, während die Hunde sich im Patio vor dem Fenster versammelten, um zu schauen, was Mutter ihnen kochte. Kopfschüttelnd beobachtete ich sie, als ich das sah. Gleichzeitig überkam mich eine Welle der Zärtlichkeit. Ich hatte den überaus seltsamen Eindruck, dass die Zeit sich zurückgedreht hatte. In Flor hatte ich plötzlich meine Jugend vor mir, Benito.
    Kurz darauf suchten mich zwei Mädchen auf, sie wollten mich im Namen von López-Cuervo II sprechen. Gerade volljährig geworden, bewarben sie sich um eine Arbeit im Arche Noah , damit sie ihren Familien finanziell unter die Arme greifen könnten. Mir gefiel der Gedanke ganz und gar nicht, denn, was sie sagten, war derart naiv, dass es auf mich wirkte, als wüssten sie überhaupt nicht, worin ihr Job bestehen würde. Fürs Erste, sagte ich ihnen, könnten sie im Arche saubermachen, über den Rest würden wir dann später noch reden. Als meine Mädchen Wind davon bekamen, dass López-Cuervo II mir eine neue Belegschaft zusammensuchte, schwang die Trini sichauf ihre Stöckelschuhe und suchte Pater Alzamora auf. Sie verlangte von ihm, dass er einschritt, es sei denn, er wolle, dass sie allen erzähle, wie gut sie davon leben könne, dass sie mit ihm ins Bett ging. Unterdessen sorgten die Soldaten weiterhin für Krieg, nur ohne Waffen. Ich weiß nicht, ob sie unterwegs im Chanchoquín nur haltmachten oder ob die Ojerosa, die Tag und Nacht am Fenster ihrer Pension hing, sie freundlich hereinwinkte. Jedenfalls sahen die Soldaten diese dick geschminkte Frau und nahmen ihre Einladung an, na los, köpfen wir noch eine Flasche Pipeñowein oder einen Pajarete, oder was immer gerade da ist. Es heißt, die Ojerosa habe sich dermaßen volllaufen lassen, dass sie nicht mitbekommen habe, wie der Wein von den Wänden ihrer Pension tropfte. Es heißt auch, sie habe getanzt wie früher in den Cabarets und sich mehr als einem an den Hals geworfen. Doch mit ihrer gespenstischen Zirkusbemalung habe sie selbst den schlimmsten Saufbold in die Flucht geschlagen.
    Aber kehren wir zu dem Punkt zurück, an dem wir stehen geblieben waren. Als ich sah, dass das Arche jeden Tag ein wenig tiefer im Sandmeer versank, und Flor und Tita mich baten, alles zu verkaufen und mit ihnen gemeinsam, einschließlich der Hunde, nach Iquique zu ziehen, geschah so etwas wie ein Wunder. Von der einen Seite setzte mich López-Cuervo II unter Druck, von der anderen die Trini und außerdem fürchtete ich mich auch ein wenig vor diesen Soldaten. Doch dann schaltete sich Gott Alzamora ein und fand schließlich eine Lösung. Die Trinihatte ihn so eingeschüchtert mit ihrer Warnung, ihre Bettgeschichten auszuplaudern, dass ihm keine andere

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