Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der mieseste aller Krieger - Roman

Der mieseste aller Krieger - Roman

Titel: Der mieseste aller Krieger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
geben. Die Folterer wollten wissen, wo sich Carmelos Kameraden, die Anführer der MIR, aufhielten. Die Tita musste mit ansehen, wie sie ihre Freundin vergewaltigten und brutal zusammenschlugen.
    »Mach den Mund auf, oder wir bringen sie hier an Ort und Stelle um, du Schlampe!«, brüllten sie die Tita an, die jedoch hartnäckig schwieg.
    Zwei Soldaten schleiften die Freundin zurück in ihreZelle und hinterließen dabei eine lange Blutspur auf den Gängen. Später erzählte man mir, López-Cuervo II habe hinter der Tür gestanden und erleichtert aufgeatmet, da man die Tita vorerst nicht körperlich angegangen war. Anschließend sei es zu einem Disput zwischen ihm und dem diensthabenden Soldaten gekommen, der die Folterung angeordnet hatte. Als man die Tita wieder zu den anderen Frauen sperrte, ging sie zu ihrer Freundin, wollte sie in den Arm nehmen. Doch die starrte nur vor sich hin, als wäre sie schon tot. Dieser absolut trostlose Anblick trieb meiner Kleinen die Tränen in die Augen, sie konnte gar nicht mehr aufhören zu weinen. Sie fühlte sich schuldig und auch wieder nicht, denn sie hatte tatsächlich keine Ahnung, wo diese Anführer sich aufhielten.
    »Bring der Schwangeren ein Glas Milch«, befahl López-Cuervo II.
    Der Soldat blickte ihn voller Widerwillen an.
    »Sie hat uns schon zwei kaputtgemacht. Das Gleiche hat sie auch mit einem Teller Suppe getan. Die ist eine wilde Bestie.«
    Es heißt, López-Cuervo II habe daraufhin einen Plastikbecher bis an den Rand mit Milch gefüllt. Viele haben mit angesehen, wie er in dem dunklen Kerker zwischen all den Häftlingen zu ihr vordrang. Ihre Mitgefangenen bedeuteten der Tita, sie solle trinken, doch sie schlug ihm den Becher aus der Hand, so dass sich die Milch über den Boden ergoss.
    »Wenn du dich so sehr um sie sorgst, warum bringst dusie dann nicht fort von hier?«, fragte ihn eine, als sie sah, wie er ihr über den Kopf strich. Doch sie befanden sich an einem Ort, an dem kein Platz für Zärtlichkeitsbezeugungen war.
    Es tagte bereits, als unter den Gefangenen Hektik ausbrach. Die Soldaten brauchten eine Weile, um das Epizentrum des Aufruhrs auszumachen. Die Tita lag ausgestreckt am Boden, schweißnass, mit verzerrtem Gesicht, den Kopf in den Schoß einer Mitgefangenen gebettet.
    »Diese Frau steht kurz vor der Niederkunft. Sie müssen ihr helfen!«, riefen einige aufgebracht.
    »Klappe, oder ich schieße!«
    Sofort verstummten alle, bis auf Tita, die sich stöhnend dem Schmerz jeder einzelnen Wehe hingab.
    »Ihr seid doch Frauen. Kümmert ihr euch um sie«, sagte der, der das Kommando führte.
    Kurze Zeit später erschien López-Cuervo II. Er wandte sich an den Kommandoführer und sorgte dafür, dass man ihm persönlich die Betreuung der Tita überließ.
    »Stell mir ein paar Jungs an die Seite und eine der Frauen.«
    »Sie übernehmen die Verantwortung. Wenn diese Schweinebande hier aufsässig wird, werden Sie dafür geradestehen«, erwiderte ihm der Menschenschinder. Doch er ging auf den Vorschlag ein.
    Die Soldaten packten die protestierende Tita an Armen und Beinen.
    »Falls du irgendwas versuchst, bringe ich dich um«,zischte der Sohn des Satans der Frau zu, die der Tita beigestanden hatte und die er nun vor sich her trieb. Ihm ging es allein darum, die Schmerzen der Geliebten zu lindern.
    Die Vorstellung, dass ihr Kind der Schlüssel zur Freiheit sein könnte, verblüffte die Tita. Sie durchquerte den Korridor zu dem Folterraum, der für sie nun zum Geburtszimmer werden sollte. Auf derselben Pritsche, wo sie sonst die Elektroschocks verabreichten, sollte sie nun ein Kind gebären. Es heißt, es sei eine schnelle Geburt gewesen. Du hattest es offenbar eilig, auf die Welt zu kommen, Benito. López-Cuervo II hielt deiner Mutter die ganze Zeit die Hand und strich ihr über die Stirn. Er war es, Benito, der dich zuerst auf dem Arm hielt, nachdem die Frau, die sich als Geburtshelferin betätigte, die Nabelschnur durchtrennt hatte. Zu diesem Zweck benutzten sie einen Schnürsenkel, den López-Cuervo II dafür hergab. Die Tita wiegte sich für einen Augenblick in Sicherheit, sie dachte, mit ihm an ihrer Seite würde ihr nichts geschehen. Vielleicht versprach der Sohn des Satans ihr sogar, sie da herauszuholen, vielleicht aber ahnte sie auch, dass sie dich nie wiedersehen würde … Wer kann schon sagen, was wirklich geschah? Ich glaube, dass sie in ihrem Zustand nicht einmal sehen konnte, ob das, was sie da zur Welt gebracht hatte, ein Mädchen oder ein

Weitere Kostenlose Bücher