Der Milliardär und das Kindermädchen
Wahrscheinlich hatte Livie dem Chauffeur erst noch ihre neuen Spielsachen zeigen wollen, und deswegen waren sie nicht rechtzeitig losgekommen.
„Wie hat Livie der Spielzeugladen gefallen?“, erkundigte sich Melanie.
Unwillkürlich musste Zane lächeln. „Ach, das war ziemlich aufregend für sie. Die hatten da so eine Art Riesenrad im Laden aufgebaut. Damit sind wir dreimal gefahren.“
„Klingt toll.“ Jetzt lächelte auch Melanie. Wahrscheinlich freute sie sich gerade darüber, dass ihr Plan so gut aufgegangen war. Dass er und Livie sich tatsächlich näher gekommen waren.
Damit war für Zane allerdings eine Grenze erreicht. Das würde auch Melanie bald merken, und dann würde sie ihn nicht mehr so anstrahlen wie jetzt. Schade eigentlich …
Aber im Moment hatte sie offenbar noch sehr gute Laune. Sie lachte leise – es klang allerdings auch etwas unsicher.
„Was ist denn?“, hakte er nach.
Melanie blickte an sich hinunter. „Na ja, dieser Abend kommt mir so merkwürdig vor … dass Sie Ihren Spaß daran haben, mir dieses Schönheitsprogramm zu gönnen …“
Zane schnappte nach Luft.
„Nein, Entschuldigung, so meinte ich das gar nicht“, verbesserte sie sich. „Mir ist dabei nur wieder eingefallen, dass … ich habe gehört, wie wichtig es Ihnen war, dass alle meine Vorgängerinnen gut aussehende Frauen waren.“
Worauf wollte sie bloß hinaus?
„Ja – und?“, erkundigte er sich.
„Man erzählt sich, dass Sie die Nannys nach ihrem Äußeren ausgewählt haben.“
Allmählich wurde ihm immer wärmer. „Von wem haben Sie das gehört?“
„Was sagen Sie denn selbst dazu?“
Ihm war schon klar, dass sie ihre Informationsquelle auf keinen Fall verraten würde. Einerseits wurmte ihn das, andererseits bewunderte er sie für ihre Loyalität. „Nein, ich habe mir meine Angestellten noch nie nach dem Aussehen ausgesucht“, erwiderte er. Und das stimmte auch. Inzwischen könnte er gar nicht mehr sagen, ob er die anderen Nannys hübsch gefunden hatte. Er wusste nur, dass Melanie ihn so tief berührte, wie es keine ihrer Vorgängerinnen getan hatte. Und das gefiel ihm ganz und gar nicht.
„Wenn es auf das Aussehen nicht ankommt“, warf sie ein, „warum haben Sie mir dann dieses Schönheitsprogramm spendiert?“ Dabei sah sie ihm direkt in die Augen.
Zane erwiderte ihren Blick und rechnete fest damit, dass sie irgendwann schon wieder wegsehen würde, wenn er sie nur lange genug schweigend musterte.
Aber Melanie ließ sich nicht beirren. Schließlich war er derjenige, der schwach wurde, weil er sich völlig in ihren blauen Augen verlor. Ihr Blick strahlte eine Tiefe und innere Stärke aus, die ihm schon aufgefallen war, bevor die Frauen in der Boutique sie entsprechend geschminkt hatten.
Bevor er wusste, was er tat, hatte er ihr eine Hand auf die Wange gelegt, die auch ohne das zusätzlich aufgetragene Rouge immer leicht gerötet war.
Kaum wurde ihm klar, was gerade passiert war, rieb er sanft mit dem Daumen über das Make-up, als wollte er es wieder abrubbeln. „Sie … haben das alles gar nicht nötig“, sagte er.
Und das meinte er auch so.
Mit großen Augen sah Melanie ihn an. Offenbar hatte er sie gerade sehr erschreckt. Die Frage war nur, woran das lag? Daran, dass er ihr zu nah gekommen war, oder daran, dass ihre Haut genauso erregend prickelte wie seine, wenn sie sich berührten?
Melanie schluckte, und sein Atem beschleunigte sich.
Was wohl passieren würde, wenn er ihr jetzt mit den Fingerspitzen über das Kinn fuhr und dann über ihren zarten Hals? Wie würde sie darauf reagieren?
Und er? Was würde er dann tun?
Es kam ihm so vor, als würde um sie herum die Zeit stehen bleiben. Für ihn gab es nur noch sie und ihn … und ihre Berührung. Er versank in Melanies Augen, in denen sich ihm eine neue, wunderschöne Welt eröffnete. Eine Welt voller Fröhlichkeit und Lachen, wie er es vor ein paar Stunden vom Dach seiner Stadtvilla gehört hatte. Ein verlockender Gedanke … und gleichzeitig machte er Zane Angst.
Ganz langsam zog er die Hand wieder zurück, wandte sich ab und holte sein Handy aus der Tasche. Wo blieb bloß Monty mit dem Wagen?
Er tippte den Schnellwahl-Code ein und spürte dabei deutlich, dass Melanie hinter ihm stand und sich gar nicht wohl in ihrer Haut fühlte. Jetzt hatte er diese sonst so selbstsichere Frau völlig aus der Fassung gebracht.
Na toll, sagte er sich. Es ist also mal wieder so weit: Der große Zane Foley hat alles vermasselt.
Von jetzt an
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