Der Milliardär und das Kindermädchen
und Livie ihre Tortillas. Sie selbst wollte sich zum Essen in die Küche zurückziehen, damit Vater und Tochter ein bisschen Zeit zu zweit verbringen und sich näherkommen konnten. Später wollte sie wieder hochgehen und Zane ablösen, der bestimmt noch ein paar geschäftliche Dinge erledigen wollte. Sie selbst würde dann für Livie das Warmwasserbecken füllen.
„Moment mal!“, rief Zane ihr zu, als sie gerade die Schiebetür öffnete. „Wo wollen Sie denn jetzt hin?“
„Viel Spaß!“ Sie lächelte Vater und Tochter zu. „Ich muss noch ein paar Dinge erledigen.“
Jetzt drehte sich auch Livie zu ihrer Nanny um und fixierte sie mit ihren großen Augen. Da saßen die beiden, sahen zu ihr und wirkten dabei schrecklich verloren.
Zane stand auf und zog einen dritten Stuhl unter dem Glastisch hervor. „Wir würden uns aber freuen, wenn Sie mit uns essen.“
Melanie stellte sich vor, wie es wäre, mit ihnen am Tisch zu sitzen. Wie es wäre, wirklich zur Familie zu gehören … ein Traum, der nie wahr werden würde.
„Miss Grandy?“, hakte Zane mit sanfter Stimme nach. Es war wie eine zärtliche Berührung, die jeden Widerspruch zwecklos machte.
„Okay“, willigte sie schließlich ein und sah zu Livie. „Ich hole nur schnell meinen Teller.“
Im Weggehen bemerkte sie noch, dass Vater und Tochter sich anlächelten.
Als sie sich kurze Zeit später mit ihrem Teller zu ihnen setzte, beschloss sie, den beiden zu helfen, ein paar gemeinsame Themen zu finden. Sie erkundigte sich nach Livies Onkeln, ihrer Vorschule und danach, was ihr an Austin und Dallas jeweils am besten gefiel.
Zane hörte seiner Tochter äußerst aufmerksam zu und musste dabei hin und wieder sogar lächeln – Livie war aber auch einfach süß!
Ein richtig harmonischer Abend, dachte Melanie. Ab jetzt fällt es den beiden bestimmt viel leichter, sich näherzukommen.
Aber dann passierte etwas Unerwartetes.
„Die Tortillas schmecken lecker“, schwärmte Livie und steckte sich einen weiteren Bissen in den Mund. „Sie können ganz toll kochen, Miss Grandy.“
„Vielen Dank.“
Ein Schauer durchfuhr sie, als Zane sie betrachtete. Schon wieder … Während sie gegessen hatten, hatte sie immer wieder seinen Blick gespürt – und sich dabei gefragt, wie er damals wohl Danielle angesehen hatte, als er sich in sie verliebt hatte.
Das geht mich nichts an, hatte sie sich dann gesagt. Ich bin nur die Nanny.
„Unser Koch hat mir erzählt, dass Mommy auch sehr gern Tortillas gegessen hat“, fuhr Livie gerade fort. Sie hielt kurz inne. „Stimmt das, Daddy?“
Zane erstarrte. Dann wischte er sich den Mund mit einer Papierserviette ab. „Ja, das stimmt.“
Blitzschnell stellte er ihr eine Frage zu ihrer Vorschule. Sobald er seinen Teller leer gegessen hatte, ging er zur Schiebetür, die ins Haus führte. Davor blieb er kurz stehen, kam noch mal zurück und berührte erst Livies Schulter, dann ihre Wange. Und weg war er.
Melanie beobachtete Livie aufmerksam. Das Mädchen konzentrierte sich ganz auf ihre restliche Tortilla, ohne ihrem Vater hinterher zu sehen, der sie schon wieder allein gelassen hatte.
Spontan schloss Melanie sie in die Arme und küsste sie auf die Stirn.
Livie aß unbeirrt weiter.
Trotzdem ließ Melanie das Mädchen nicht los.
Melanie ging fest davon aus, dass Zane sich für den Rest des Abends in seinem Büro verschanzen würde. Nach dem Essen zogen sie und Livie sich die Badeanzüge an, die sie sich gestern noch gekauft hatten, und stiegen in das Warmwasserbecken.
Nach und nach besserte sich Livies Stimmung wieder – erst recht, als Melanie zwei Fläschchen mit Seifenblasen ins Spiel brachte, die sie ebenfalls gestern eingekauft hatten. Sie pusteten sich Blasen ins Gesicht, bis Livie laut kichern musste. Dann lehnten sie sich zurück und hörten sich die letzten Musikstücke aus dem Park an.
Später brachte Melanie Livie ins Bett und las ihr vor dem Einschlafen noch die Geschichte von den drei kleinen Schweinchen vor. Sie war gerade in der Mitte angekommen, da nahm sie schon Livies gleichmäßige Atemzüge wahr. Melanie legte das Buch auf den Nachttisch und betrachtete das schlafende Kind. Wie ein Engel sah sie aus, mit ihren langen Wimpern – so friedlich.
Melanie legte Livie eine Hand auf den Arm. Lächelnd schloss sie die Augen. Ich bin so froh, dass ich hier bei ihr sein darf, dachte sie. Ich habe den schönsten Beruf auf der ganzen Welt.
Sie küsste Livie auf die Wange, knipste das Licht aus und ging in
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