Der Milliardär und das Kindermädchen
Konzentration.
Als Zane sie beide interessiert musterte, wurde alles nur noch schlimmer. Sein Blick wirkte so sehnsüchtig, dass ihr die Tränen in die Augen schossen.
Dass so ein starker, wundervoller Mann so verletzlich sein konnte …
Am liebsten hätte sie ihn auch sofort in die Arme geschlossen, um ihn zu trösten.
„Hey, Livie“, sagte sie und legte dem Mädchen eine Hand auf den Kopf. „Wollt ihr zwei euch schon mal an den Tisch setzen, dein Daddy und du, und zusammen einen Orangensaft trinken? Er muss ja gleich wieder ins Büro.“
Zane sah ihr in die Augen. Sein Blick wirkte dankbar.
Lächelnd wies sie mit dem Kopf auf den Wandschrank, in dem sich die Gläser befanden. Er verstand den Hinweis sofort und holte drei Gläser heraus.
Drei, nicht zwei …
Allerdings ging es Melanie eigentlich darum, Vater und Tochter zusammenzubringen. Dabei wollte sie nicht ständig wie bisher die Vermittlerin spielen. Eigentlich müssten die beiden inzwischen auch ohne sie klarkommen, wie gestern Abend im Spielzeuggeschäft.
„Danke, Mr. Foley“, begann sie, „aber ich esse nur ganz schnell zwischendurch etwas und setze mich nicht mit an den Tisch. Ich muss nämlich noch unsere Sachen zusammenpacken, bevor wir losfahren.“
„Ach so.“ Er stellte die Gläser auf die Arbeitsplatte.
„Können wir denn nicht noch einmal hier schlafen?“, meldete sich Livie zu Wort. „Heute Abend spielt im Park eine Band, da könnten wir uns doch auf der Dachterrasse in diese tolle Wanne setzen und zuhören.“
Gestern hatten Livie und Melanie Flyer gefunden, die ein kleines Konzert im Park ankündigten. Wahrscheinlich konnte man die Musik vom Dach der Stadtvilla gut hören, und außerdem wollte Livie unbedingt das Warmwasserbecken ausprobieren.
Zane stützte beide Hände auf die Arbeitsplatte. Offensichtlich führte er gerade einen inneren Kampf.
Ich muss ihm helfen, dachte Melanie.
„Wir müssten morgen noch nicht unbedingt in Austin sein“, begann sie. „Es wäre sogar gar nicht schlecht, wenn wir aus dem Weg wären, dann könnten die Arbeiter nämlich in Ruhe innen weiterrenovieren.“
Endlich sah Zane zu ihr herüber. Er wirkte hin- und hergerissen.
Bitte, dachte Melanie. Livie zuliebe!
Er holte den Orangensaft aus dem Kühlschrank und schenkte allen ein Glas ein. „Also gut“, sagte er. „Eine Übernachtung noch. Aber ich muss heute den ganzen Tag arbeiten.“
Hurra!
„Natürlich“, erwiderte Melanie.
Livie schlang die Arme fest um ihr Bein. Melanie drückte ihre Schulter und lächelte ihr zu. Der Ernst des Lebens ging früh genug wieder los – ab morgen nämlich.
Während Zane Foley im Büro war, malte und tanzte Melanie mit Livie. Anschließend picknickten die beiden zusammen im Park. In einem kleinen Café in der Nähe bestellte Melanie für sie beide Tee, und Livie kam sich dabei wie eine „richtige Dame“ vor.
Im Café gab es auch einen Internet-Bereich. Melanie mietete für jeden einen Computer und stellte für Livie ein Musik- und Lernspiel ein, von dem sie mal in einer pädagogischen Zeitschrift gelesen hatte. Sobald Livie in ihre Aufgabe versunken war, setzte Melanie sich an ihren Rechner und drehte den Monitor ein Stück zur Seite, damit das Mädchen auch wirklich nicht sah, welchen Namen sie gerade in die Suchmaske eintippte: Danielle Foley.
Etwa eine Stunde später war Melanie allerdings auch nicht viel klüger als vorher. Offenbar war Danielle genauso pressescheu gewesen wie ihr Mann. Immerhin hatte Melanie ein paar Highschool-Ehemaligenseiten mit Bildern und vereinzelten Informationen gefunden. Auch auf den älteren Fotos sah Danielle ihrer Tochter so ähnlich, dass es fast schon beängstigend war.
Danach las Melanie noch ein paar Artikel über manisch-depressive Erkrankungen. Als sie mit ihrer Recherche fertig war, hatte Livie auch ihr Spiel beendet.
In Zanes Stadtvilla bereiteten Melanie und Livie zusammen fürs Abendessen gefüllte Tortillas und einen Obstsalat vor. Dabei fiel es Melanie schwer, nicht weiter an Danielle Foley zu denken … zumal Livie ihr wie aus dem Gesicht geschnitten war. Zane ging das bestimmt ganz genauso. Wahrscheinlich hielt er Livie deswegen auf Abstand – weil er immer noch so sehr um seine verstorbene Frau trauerte. Der Gedanke daran bedrückte Melanie.
Als Zane aus dem Büro zurückkehrte, kam er sofort zu ihnen nach oben auf die Dachterrasse. Die Band hatte gerade angefangen, die sanften Töne erfüllten die warme Abendluft.
Melanie servierte Zane
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