Der Milliardär und das Kindermädchen
Großeinkauf für ihren Besuch zum Vatertag bedanken? Forschend sah sie ihn an, aber seine Miene war undurchsichtig.
Schließlich drehte sie sich wieder zum Spiegel und strich sich über das Kleid. Es wirkte so edel, dass sie sich darin kaum wiedererkannte. Weder das ehemalige Showgirl noch das Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen.
Und trotzdem: Selbst in diesem Kleid konnte sie ihre Vergangenheit nicht hinter sich lassen.
Im Spiegel beobachtete sie, wie Zane seiner Tochter etwas zuflüsterte. Sofort sprang sie auf und sammelte ihre Bücher ein.
„Wir kommen bald wieder“, sagte er und lächelte Melanie im Spiegel zu.
Sie bekam eine Gänsehaut.
„Jetzt kommt nämlich die Krönung des Ganzen“, verkündete er. „Es gibt hier einen riesigen Spielzeugladen, den ich Livie gern zeigen würde.“
„Aber …“, begann Melanie.
Hartnäckig zog das Mädchen ihn am Arm.
Zane schien das zu gefallen. „Keine Angst“, wandte er sich wieder an Melanie, „Sie werden sich hier nicht langweilen.“
Kaum hatte Livie mit ihrem Vater die Boutique verlassen, kam auch schon die Verkäuferin zurück. Sie wirkte so fröhlich-beschwingt, dass es fast schon beängstigend war. „Sind Sie so weit?“, erkundigte sie sich.
Melanie zögerte. „Was kommt denn jetzt?“
Die Frau lachte hell. „Ma’am, Sie bekommen gleich das volle Schönheitsprogramm geboten. Mit Make-up und allem Drum und Dran.“
Ein letztes Mal sah Melanie in den Spiegel. Auf einmal hatte sie wieder ganz deutlich das Bild des ärmlich gekleideten Mädchens vor sich, das sie einmal gewesen war. Das der jungen Frau, die immer nur gekämpft und hart gearbeitet hatte.
Und jetzt sollte sie das volle Schönheitsprogramm geboten kriegen?
Da konnte sie unmöglich Nein sagen!
6. KAPITEL
Es dauerte eine Weile, bis Zane von Melanie die Nachricht bekam, dass sie mit ihrem Schönheitsprogramm fertig sei. Mit Montys Hilfe brachte Livie die Spielsachen, die sie sich ausgesucht hatte, zum Auto, während Zane zurück ins Kaufhaus ging, um Melanie abzuholen. Hoffentlich ist sie mir jetzt etwas freundlicher gesinnt, dachte er. Dann könnten sie gleich alle gut gelaunt nach Hause fahren und sich morgen früh ganz höflich voneinander verabschieden.
Und dann würde alles wieder seinen gewohnten Lauf nehmen.
Als er in die Nobelboutique kam, standen dort einige Frauen vor dem Spiegel und redeten aufgeregt auf jemanden ein.
Gerade wollte Zane nach seiner Hausangestellten fragen, da wichen die Frauen zur Seite, und zum Vorschein kam … die Nanny!
Er wollte etwas sagen, aber ihm blieben die Worte im Hals stecken.
Melanies blondes Haar war zu einem eleganten Knoten hochgesteckt. Die Frisur passte wundervoll zu dem schmalen, kurzen Jäckchen und dem ebenfalls schmalen, aber dafür langen Rock, der an Jackie Onassis erinnerte. Das dezente Make-up brachte Melanies umwerfend blaue Augen zum Leuchten und betonte ihr herzförmiges Gesicht.
Sie sah eher wie eine Prinzessin aus und nicht wie eine Hausangestellte. Für einen Augenblick gab Zane sich der heimlichen Vorstellung hin, sie als seine wunderschöne Begleitung zur nächsten Wohltätigkeitsveranstaltung mitzunehmen.
Mehrere Sekunden sagte er nichts … vielleicht waren es sogar Minuten? Er konnte sie nur noch anstarren.
Sie erwiderte seinen Blick und verschränkte die Finger. Das machte sie offenbar häufiger, wenn sie nervös wurde. Inzwischen kannte er die Geste.
„Sie …“ Er hielt inne.
Unglaublich, dass ausgerechnet ihm, Zane Foley, die Worte fehlten!
Zwei Verkäuferinnen begannen zu kichern, und ihm schoss das Blut in den Kopf.
Er steckte die Hände in die Anzugtaschen. „Sie sind jetzt fertig, stimmt’s?“, erkundigte er sich bei seiner Angestellten. Seine Stimme klang kühl. Förmlich.
Das schien seine Nanny wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Sie nickte erst ihm zu, und dann bedankte sie sich bei den Verkäuferinnen.
Das Funkeln war aus ihren Augen verschwunden – seinetwegen. Und dafür hasste er sich.
Gemeinsam gingen sie in Richtung Rolltreppe. Dabei mussten sie auch durch die Abteilung für Herrenschuhe, wo sich einige der Verkäufer bewundernd nach Melanie umdrehten. Am liebsten hätte Zane sich bei ihr untergehakt, um den Männern deutlich zu machen, dass diese wunderschöne Frau zu ihm gehörte. Stattdessen begnügte er sich damit, ihnen warnende Blicke zuzuwerfen.
Als sie an der Stelle ankamen, an der Monty sie einsammeln sollte, war der Wagen noch nicht da.
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