Der Milliardär und das Kindermädchen
wollte er aufpassen, dass so etwas nie wieder passierte.
Am nächsten Morgen stand Melanie bei Sonnenaufgang auf. Schon wieder hatte sie kaum ein Auge zugetan. Jetzt wollte sie wenigstens das Beste aus ihrem letzten Morgen hier machen.
Sie duschte schnell, schlüpfte in ein Sommerkleid und ging dann in die Küche hinunter. Gestern hatte sie auf dem Markt die Zutaten für das heutige Frühstück gekauft: Muffins mit Ei, Käse und Speck. Das hatten bisher alle Kinder gern gegessen.
Während sie die Förmchen füllte, sah sie immer wieder zum Flur. Gleich nebenan lag Zanes Büro, und dahinter befand sich sein Schlafzimmer.
Immer wieder musste Melanie daran denken, wie er sie gestern Abend berührt hatte. Ihr war am ganzen Körper heiß geworden. Wie jetzt, wenn sie sich erneut an die Berührung erinnerte – oder lag das am vorgeheizten Ofen?
Auf jeden Fall konnte sie es sich nicht leisten, sich in irgendwelche Fantasien um Zane Foley hineinzusteigern. Schließlich hatte er sich sofort wieder zurückgezogen und ihr den Rücken zugedreht.
Sie musste den Dingen ins Auge sehen: Zane Foley war ein erfolgreicher Mann – und sie selbst? Wahrscheinlich hatte er ihr wirklich nur das etwas zu großzügig aufgetragene Make-up aus dem Gesicht wischen wollen.
Während die Muffins im Ofen waren, ging Melanie den Flur entlang in Richtung Wohnzimmer. Unwillkürlich fiel ihr wieder das Holzkästchen ein, das er so schnell weggestellt hatte, als er sie im Flur gehört hatte.
Sollte sie vielleicht nur einmal kurz hineinschauen? Möglicherweise verstand sie ihren Arbeitgeber ja dann etwas besser.
Bevor sie es sich anders überlegen konnte, nahm sie das Kästchen von der Ablage neben dem Fernseher.
Unmöglich, was du da gerade tust, warf sie sich vor. Das ist Vertrauensbruch!
Andererseits … wenn es ihr Zane Foleys seltsames Verhalten erklären konnte, heiligte der Zweck in diesem Fall vielleicht die Mittel?
Das Kästchen war nicht abgeschlossen; Melanie konnte es einfach so aufklappen. Als sie den Inhalt sah, zuckte sie zusammen. In dem Kasten lag ein Foto. Und ohne die Frau, die darauf abgebildet war, jemals vorher gesehen zu haben, wusste sie sofort, wer es war: Danielle. Die Ähnlichkeit zwischen ihr und Livie war geradezu unheimlich. Beide hatten die gleichen großen Augen, das gleiche dunkle Haar, das gleiche hübsche Gesicht. Schnell klappte Melanie den Deckel wieder zu, stellte das Kästchen zurück und ging wieder in die Küche.
Seltsam, dachte sie. Warum bewahrte Zane das Bild in einem Kasten auf, statt es offen ins Regal zu stellen? Vielleicht, damit nur er selbst es sich immer wieder ansehen konnte, und niemand sonst? Damit er Danielle ganz für sich allein hatte?
Melanie sah zur Arbeitsplatte, auf der sie die Geräte, Schüsseln und Zutaten für die Frühstücksmuffins verteilt hatte. Das Bild verschwamm vor ihren Augen. Bis vorhin hatte sie sich noch eingebildet, dass Zane Foley sich möglicherweise für sie interessieren könnte … inzwischen stand das völlig außer Frage. Mit einer Frau, deren Erinnerung nie dieses Haus verlassen würde, konnte sie es unmöglich aufnehmen.
Irgendwo im ersten Stock ging gerade eine Tür auf. Dann hörte Melanie Schritte auf der Treppe. Wenig später steckte Livie den Kopf zur Küchentür herein. Ihr Haar war völlig zerzaust. Melanie breitete die Arme aus.
Das Mädchen rieb sich die Augen und ließ sich zur Begrüßung fest drücken. Das ist nicht fair, dachte Melanie. Mit einem Geist kann es niemand aufnehmen. Weder Livie noch … sonst irgendjemand.
Wieder hörte sie Schritte auf dem Flur, doch diesmal kamen sie aus der anderen Richtung.
Melanies Puls raste.
„Als ich aufgewacht bin, roch es auf einmal so lecker“, sagte Zane Foley mit seiner angenehm tiefen Stimme.
Seine Tochter grinste schüchtern, als fragte sie sich gerade, ob sie ihren Daddy auch zur Begrüßung umarmen dürfe.
Aus dem Augenwinkel bekam Melanie mit, dass er in die Hocke ging und sie auf ihn zulief. Na immerhin, dachte Melanie und holte die Muffins aus dem Ofen.
Als die beiden sich wieder voneinander lösten, wagte sie es endlich, ihn anzusehen: Er trug eine Trainingshose und dazu ein T-Shirt genau wie vorgestern Nacht, als sie sich im Wohnzimmer begegnet waren …
„Guten Morgen“, begrüßte er sie.
„Guten Morgen.“ Sie nickte ihm kurz zu und widmete sich wieder den Muffins.
Sofort kam Livie zu ihr und schmiegte sich müde an ihr Bein. Und schon war es vorbei mit Melanies
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