Der Milliardär und das Kindermädchen
Wange lief. Wenn Zane jetzt hier wäre, könnte er seiner Tochter sagen, wie das Lied heißt, dachte sie. Vielleicht kannte er auch die restliche Melodie.
„Sie hat nach Orangen gerochen“, erzählte Livie weiter und schmiegte sich dabei an Melanie. „Das hat mir Monty auch erzählt, aber daran erinnere ich mich nicht mehr.“
„Nach Orangen …“ Melanie konnte die Worte kaum aussprechen, denn sie hatte einen dicken Kloß im Hals. Sie räusperte sich und wartete einen Augenblick. „Das war wahrscheinlich ihr Parfum.“
Als Livie sie dankbar anlächelte, wusste sie, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, mit dem Mädchen herzukommen.
Auf einmal fixierte Livie einen Punkt hinter Melanie. Dann hörte sie eine Männerstimme, und schlagartig wurde ihr am ganzen Körper heiß.
„Das Parfum hieß Orange Blossom“, sagte Zane Foley. Es klang angestrengt – als hätte es ihn äußerste Überwindung gekostet, überhaupt hier zu sein. „Und ich erinnere mich sehr gut daran, Livie.“
Das Mädchen löste sich von Melanie und lief zu ihrem Vater. Melanie drehte sich um. Erneut schossen ihr die Tränen in die Augen. Erst als sie sie wegwischte, sah sie, dass Zane seine Tochter gerade fest an sich drückte; die Augen hatte er dabei geschlossen. In einer Hand hielt er das Kästchen aus dem Wohnzimmer.
Er ist da, dachte Melanie.
Als er und Livie sich voneinander lösten und sich liebevoll anschauten, erkannte sie auch, dass seine Augen gerötet waren. Wahrscheinlich zeigte er zum ersten Mal einem anderen Menschen, wie schwer ihm der Tod seiner Frau zu schaffen machte – nachdem er seine Gefühle sechs Jahre lang vor der Außenwelt verborgen hatte.
Gerade wollte Melanie Vater und Tochter allein lassen, als er sich räusperte.
„Melanie?“, sagte er heiser. An seinem Blick erkannte sie seine stille Bitte, zu ihnen zu kommen.
Ohne zu zögern, stellte sie sich neben Vater und Tochter, und beide legten einen Arm um sie, zogen sie enger zu sich heran. Jetzt ließ Melanie ihren Tränen freien Lauf.
Ja, ich habe mich verliebt, dachte sie. In alle beide.
8. KAPITEL
Zum ersten Mal seit sechs Jahren fühlte Zane sich wirklich frei. Als wäre es ihm endlich gelungen, einem finsteren Schicksal zu entkommen, das er sich selbst auferlegt hatte. Als sie sich alle drei umarmt hatten, Melanie, Livie und er, war ihm das so richtig klar geworden. Wir stehen auf einer Brücke, die Vergangenheit und Zukunft miteinander verbindet, dachte er.
Von jetzt an wollte er Livie und Melanie immer in seiner Nähe haben. Und gleichzeitig hatte er Angst, den beiden nicht gerecht werden zu können und sie zu enttäuschen.
Sie blieben eine gute Stunde zusammen in dem Park. Noch auf der Brücke zeigte Zane Livie das Foto ihrer Mutter. Dann ließ Melanie Vater und Tochter allein, und die beiden gingen zusammen spazieren.
Zane erzählte Livie von Danielle. Wie sie war, als es ihr gut ging. Er ließ allerdings durchblicken, dass nicht immer alles perfekt gelaufen war. Ihre Tochter hatte sie aber immer sehr geliebt – auch wenn sie ihre Familie viel zu früh verlassen hatte.
Wenn Livie älter war, wollte er ihr mehr über Danielle erzählen. Jetzt war es noch zu früh.
In der Stadtvilla holte Zane die Kartons mit den alten Fotoalben aus der Garage. Melanie ließ Zane und Livie allein. Zane nahm zunächst an, dass sie sich absichtlich zurückgezogen hatte, damit er und Livie in Ruhe über Danielle sprechen konnten. Als Melanie aber kurz den Kopf ins Wohnzimmer steckte, um zu fragen, ob sie vielleicht Hunger hätten, sah sie ziemlich traurig aus.
Wie konnte er ihr jemals für all das danken, was sie für ihn und seine Tochter getan hatte? Für ihre unendliche Geduld, ihre Warmherzigkeit, ihre Unterstützung? Wie sollte er seine positiven Gefühle bloß zum Ausdruck bringen?
Monty fuhr sein Dankeschön an Melanie gerade die Auffahrt hoch. Der Chauffeur öffnete die Fahrertür des silberfarbenen S-Klasse-Mercedes und schwang seine langen Beine heraus. „Läuft wie geschmiert“, bemerkte er glücklich.
In diesem Moment kam Livie aus dem Haus gelaufen. Offenbar hatte sie das Auto vom Fenster aus erblickt. „Mr. Monty!“, rief sie und rannte auf den Fahrer zu. Dieser wuschelte ihr zur Begrüßung durchs Haar. „Sie haben ja ein tolles neues Auto! Darf ich auch mal damit fahren?“
„Klar, aber das Auto gehört gar nicht mir, sondern Miss Grandy.“
„Die Glückliche!“
Monty grinste Zane an.
Zane hatte seinem Chauffeur bloß
Weitere Kostenlose Bücher