Der Milliardär und das Kindermädchen
gesammelt.
„Ja, Livie?“ Melanie ging zu ihr.
„Nicht gucken, okay? Ich will Ihnen nämlich ein Schloss bauen.“
Zane fand es einfach bemerkenswert, wie sehr seine Tochter in der letzten Zeit aufgeblüht war – und das hatte er Melanie zu verdanken.
Sie lächelte zaghaft, als sie jetzt auf ihn zukam. „Vielen Dank, dass du mitgekommen bist“, sagte sie und schnitt damit ein neutrales Thema an.
„Livie war das offenbar sehr wichtig.“
„Ja, sie wollte unbedingt warten, bis du wieder zu Hause bist.“
Small Talk, dachte Zane. Anstrengend.
Dabei wollte sie ihm eigentlich etwas ganz anderes sagen, das sah er an ihrem Gesichtsausdruck. Sollte er vielleicht nachhaken? Er entschied sich dafür. Schließlich war er den Dingen lange genug aus dem Weg gegangen. „Woran denkst du gerade?“, erkundigte er sich.
Sie zuckte mit den Schultern. „Das willst du bestimmt nicht hören.“
„Früher oder später höre ich es sowieso.“ Er lachte, und sie stimmte ein. Immerhin schien die gemeinsame Nacht ihren Umgang miteinander verbessert zu haben.
Und seine Laune.
„Erzähl es mir doch einfach“, forderte er sie auf. „Dann sage ich dir hinterher, ob ich es wirklich hören wollte.“
„Also gut, es geht um …“ Melanie verschränkte die Hände, ein deutliches Zeichen dafür, dass sie nervös war. „… Livies Mutter“, schloss sie.
Zane fühlte sich, als hätte er einen Schlag in den Magen bekommen, aber er wollte sich nichts anmerken lassen.
„Livie hat erst kürzlich wieder danach gefragt, was ihre Mom für ein Mensch war, und was sie gern gemacht hat“, fuhr Melanie fort. „Ich glaube, sie versucht sich gerade vorzustellen, wie es wohl gewesen wäre, einen tollen Tag mit ihr zu verbringen.“
Zane seufzte und beschloss, sich zumindest ein bisschen auf die Frage einzulassen, damit er danach wieder seine Ruhe hatte. „Danielle fühlte sich zu Hause am wohlsten. Wahrscheinlich hätte sie Livie beigebracht, wie man Plätzchen backt oder Klavier spielt. Und wenn sie mit ihr einen Ausflug gemacht hätte, wären die beiden wohl in einen Park in der Nähe des White Rock Lake gefahren und hätten dort in der Nähe der kleinen weißen Brücke gepicknickt – genau wie ihr zwei das auch schon gemacht habt.“
Eigentlich hatte er Melanie nicht mit Danielle vergleichen wollen. Ihm waren die Worte nur so herausgerutscht.
Sie errötete. Offenbar war ihr der Vergleich genauso unangenehm wie ihm.
Am liebsten hätte er seine Worte wieder zurückgenommen … und ihr stattdessen gesagt, dass er noch nie jemanden erlebt hatte, der auf Livie so einen guten Einfluss hatte wie sie.
Stattdessen sagte er: „Am Samstag vor sechs Jahren ist Danielle gestorben.“
Melanie blinzelte, die Hände hielt sie weiterhin verschränkt. „Livie ist das wahrscheinlich gar nicht bewusst, oder?“
„Nein. Damit wollte ich sie nicht belasten.“
„Zane …“ Sie unterbrach sich und betrachtete dann das Mädchen, das immer noch Steine sammelte. Melanie suchte seinen Blick. „Zane.“
Ihre Stimme klang sanft, sogar gefühlvoll. Für einen Moment wünschte er sich, er könnte Melanie wieder so nah sein wie neulich. Aber Danielle stand ihnen im Weg.
Melanie schien das zu spüren. Ihre sonst so strahlenden Augen wirkten traurig. „Glaubst du nicht, dass Livie inzwischen alt genug ist, um einmal im Jahr bewusst an ihre Mutter zu denken? Vielleicht ja nicht unbedingt schon jetzt … aber wie wäre es zum Beispiel mit Danielles nächstem Geburtstag? Soweit ich weiß, wird der auch vollständig ignoriert.“
„Jetzt reicht es aber, Melanie!“, fuhr er sie an.
„Bitte, Zane … ich würde am Samstag gern mit Livie in den Park gehen, von dem du vorhin erzählt hast. Auf diese Weise kann sie ihrer Mutter ein bisschen näher sein. Ich brauche ihr ja noch nicht mal zu erzählen, warum wir ausgerechnet dorthin gehen. Merkst du denn nicht, wie sehr sie sich nach ihr sehnt?“
Zane überkam eine blinde, unkontrollierte Wut – gar nicht mal speziell auf Melanie, sondern auf alles um ihn herum. „Und merkst du denn gar nicht, dass sie ohne Danielle viel besser dran ist?“, zischte er.
Melanie hob den Kopf und begegnete seinem Blick, ohne mit der Wimper zu zucken. Jetzt war sie wieder ganz die Kämpferin. „Niemand ist ohne seine Familie besser dran“, bemerkte sie. „Das kannst du mir glauben. Wenn du das Thema Danielle totschweigst, tust du Livie damit keinen Gefallen.“
Zane war so wütend, dass ihre Worte gar nicht
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