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Der Millionär und die Nanny

Der Millionär und die Nanny

Titel: Der Millionär und die Nanny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Day Leclaire
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trennen.
    Also hielt er eins der Steaks hoch. „Hierher! Ich hab was für dich!“
    Ganz eindeutig war das die richtige Strategie. Denn das Tier stellte die Ohren auf, wedelte mit dem Schwanz, leckte seiner kleinen Freundin noch einmal über das ganze Gesicht und rannte dann auf Jack zu. Sowie es auf wenige Meter herangekommen war, warf Jack ihm das erste Steak zu. Es war im Nu verschwunden.
    „Sitz!“, befahl er.
    Zu seiner Verblüffung setzte sich der Hund tatsächlich hin und wandte den Blick nicht von Jack, besonders nicht von der Hand, die das zweite Steak hielt. Auch Jack musterte sein Gegenüber genau, so als wollten Tier und Mensch austesten, wer die stärkeren Nerven hatte. Glücklicherweise sah der Hund einigermaßen gepflegt, wenn auch sehr abgemagert aus und trug ein Halsband. Jack konnte kein Namensschild erkennen, aber immerhin einen leuchtend grünen Anhänger. Also war das Tier erst kürzlich gegen Tollwut geimpft worden.
    Jacks Plan war, das zweite Steak möglichst weit auf den Strand zu schleudern, sich dann seine Nichte zu greifen und mit ihr ins Haus zu stürzen, doch er kam nicht mehr dazu, diesen Plan auszuführen. Denn Marie, die dem Hund hinterhergelaufen war, stand jetzt neben ihm, legte ihm die dünnen Ärmchen um den mächtigen Hals und drückte ihm das Gesicht ins Fell.
    Jack stockte der Atem. Eine falsche Bewegung, und der Hund war mehr an Marie als an dem Steak interessiert. Also atmete er einmal tief durch und sagte dann ruhig: „Geh ins Haus, Häschen, und sieh nach, wo Annalise ist. Wenn du dir die Hände gewaschen hast, kannst du ihr deinen neuen Freund zeigen. Aber solange ich ihn füttere, müsst ihr drinnen bleiben.“
    Stirnrunzelnd sah das Kind ihn an, drehte sich dann aber um und stieg langsam die Stufen hinauf. Jack hörte, wie die Tür aufgerissen wurde. Uff, das war geschafft.
    Doch er hatte sich zu früh gefreut. Denn mit wenigen gewaltigen Sätzen war das Tier auf ihn zugesprungen, hatte ihm im Vorbeilaufen das Steak aus der Hand gerissen und war, bevor Annalise die Tür wieder zuwerfen konnte, zusammen mit Marie im Haus verschwunden!
    So schnell er konnte, sprang Jack auf, lief die Treppe hinauf und stieß die Tür auf. Wo war das Biest? Wie erstarrt blieb er stehen, als er sah, wie der Hund vor Marie saß und sie geradezu anbetend ansah. Selbst sitzend überragte er die kleine Fünfjährige fast um Haupteslänge, und Marie warf dem Tier wieder die Ärmchen um den Hals und sah ihren Onkel flehend an.
    Diesen Blick kannte Jack nur zu genau. „Nein“, entschied er kategorisch. „Wir können ihn nicht behalten. Er gehört jemandem, und dieser Jemand sind nicht wir.“
    Doch anstatt wie sonst wütend zu werden und eine Szene zu machen, sah Marie ihn nur lächelnd an.
    „Wir kennen den Besitzer nicht, Marie“, fügte Annalise hinzu. „Wahrscheinlich hat er das arme Tier verloren und ist ganz traurig.“
    „Ich glaube eher, dass das ‚arme Tier‘ ausgesetzt wurde, als es zu einem kleinen Elefanten heranwuchs und sein Futterbedarf die Eigentümer um Haus und Hof brachte“, murmelte Jack.
    Genau das hätte er lieber nicht sagen sollen, denn nun sah Annalise ihn entsetzt an. „Ausgesetzt? Du meinst, sie haben den Hund nicht mehr haben wollen? Das ist ja schrecklich!“
    „Nein, das war doch nur so eine dumme Idee von mir“, versicherte er schnell. „Wahrscheinlich wird das Tier schon sehr vermisst. Ich rufe Mrs. Wescott an. Vielleicht weiß sie, wem es gehören könnte.“
    „Mrs. Wescott?“
    „Das ist Tayes Haushälterin.“ Wieder sah Jack Marie entschlossen an. „Es hat keinen Sinn, Häschen“, sagte er dann weich. „Wir können den Hund nicht behalten. Dass er eine Impfmarke trägt, bedeutet, dass er jemandem gehört. Wahrscheinlich suchen die Besitzer schon verzweifelt nach ihm.“
    „Es ist ein wunderschönes Tier“, sagte Annalise, um die Spannung zwischen Onkel und Nichte etwas zu mildern. „Mit den Streifen sieht es ein bisschen wie ein ausgeblichener Tiger aus.“ Sie kniete sich neben Marie. „Ich vermute, dass es eine Hündin ist. Wie sie wohl heißt? Vielleicht können wir ihr einen Namen geben, wenn man den Besitzer nicht findet.“
    Was? Fiel ihm jetzt auch noch Annalise in den Rücken? Empört sah Jack zu, wie die Kleine begeistert nickte und der Hund erst seiner kleinen Beschützerin und dann Annalise die Hand leckte. Das ging nun wirklich zu weit! „Hier wird niemandem ein Name gegeben!“, protestierte er.
    Doch keiner hörte ihm zu.

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