Der Millionär und die Nanny
Stattdessen beschäftigten sich seine beiden Frauen nur mit der Hündin, die sich genüsslich auf den Rücken rollte und sich den Bauch kraulen ließ. Dabei sah sie Jack mit einem Blick an, den er nur als triumphierend bezeichnen konnte.
„Schlaues Biest“, murmelte er. „Jetzt bin ich auch noch der Dumme. Ich weiß genau, wie das weitergehen würde. Am Ende sitze ich in der Hundehütte, und du machst dich auf meinem Sofa breit. Aber mit mir nicht, Freundchen.“
„Was für eine Rasse mag das wohl sein?“, fragte Annalise.
Jack seufzte tief auf. Auf ihn achtete keiner. „Wahrscheinlich eine dänische Dogge“, antwortete er widerstrebend. „Allerdings scheint auch noch ein bisschen Mastiff drin zu sein. Doggen sind nicht ganz so kräftig gebaut.“
Annalise setzte sich wieder auf. „Was auch immer, sie ist wunderschön.“
Kopfschüttelnd beugte er sich vor und nahm ihr das Handy aus der Hand. Schnell gab er die Nummer des Haupthauses ein. Mrs. Wescott nahm sofort ab.
„Herzlich willkommen, Mr. Mason! Haben Sie alles gut vorgefunden?“
„Danke, ja. Mrs. Wescott, wir haben eine Besucherin hier, über die Sie vielleicht besser Bescheid wissen. Sie hat vier Beine, ungefähr die Größe eines Geländewagens und ist halb verhungert.“
„Sie ist bei Ihnen? Gott sei Dank! Die ganze letzte Woche hat Animal Control versucht, sie einzufangen. Sie ist ein schlaues Biest.“
Er warf einen Blick auf die Hündin, die sich begeistert auf dem Teppich hin und her rollte. „Das kann man wohl sagen. Momentan macht es sich Ihr schlaues Biest auf dem Perser im Wohnzimmer gemütlich.“
„Oh … Mr. Mason, wie wahnsinnig nett von Ihnen, das Tier aufzunehmen!“
„Oh nein! Ich will …“
„Ich habe mir schon solche Sorgen um sie gemacht. Ich habe nämlich gesehen, wie man sie ausgesetzt hat. Ein paar junge Leute haben sie einfach aus dem Wagen geworfen, wie einen Müllsack! Wie bin ich froh, dass sie jetzt ein gutes Zuhause gefunden hat.“
„Nur wenn jemand verrückt genug ist, sie zu adoptieren. Würden Sie bitte Animal Control anrufen?“
Drei Menschen sahen ihn empört an, und Mrs. Wescott erwiderte missbilligend: „Aber Mr. Mason!“
„Was ist denn?“, fragte er und fühlte sich in die Enge getrieben.
Statt zu antworten, warf sich Marie auf das Tier, als wollte sie dadurch verhindern, dass es abgeholt wurde. Annalise befeuchtete sich schnell die Lippen, um etwas zu sagen – Lippen, die er vor wenigen Stunden leidenschaftlich geküsst hatte … Jack konnte den Blick nicht von ihrem Mund lösen und merkte, dass er kaum noch an etwas anderes denken konnte.
„Vielleicht sollten wir uns darüber erst mal unterhalten, bevor du eine übereilte Entscheidung triffst“, sagte Annalise in sehr bestimmtem Tonfall. „Ich kann nicht einsehen, warum wir das Tier nicht behalten sollten, bis du den rechtmäßigen Besitzer gefunden hast.“
„Ist das Ihre neue Nanny?“, fragte Mrs. Westcott durchs Telefon. „Scheint eine vernünftige Person zu sein.“
Drei Frauen – und eine Hündin – gegen einen Mann, das war wirklich nicht fair. „Ich treffe nie übereilte Entscheidungen“, entgegnete Jack barsch. „Und da ich derjenige bin, der hier das Sagen hat, sollte ich auch entscheiden, ob es sinnvoll ist, Animal Control anzurufen.“
„Pah!“, machte Mrs. Wescott.
„Es geht doch nur um einen Tag, höchstens um zwei.“ Annalise gab nicht nach.
„Das Ganze lässt sich ganz einfach klären.“ Jack dankte Mrs. Wescott für ihre Information und beendete das Gespräch. Dann sah er sich die Impfmarke der Hündin genauer an. Wie er vermutet hatte, waren Adresse und Telefonnummer der Tierarztpraxis eingeprägt, wo die Hündin geimpft worden war. Jack wählte die Nummer.
„Ja, ich kenne die Hündin“, sagte der Tierarzt. „Sie ist ein Mischling und heißt Madam. Dänische Dogge und Mastiff. Soviel ich weiß, ist beziehungsweise war sie das Maskottchen einer Studentenverbindung. Aber die durften sie nicht behalten und sind sie wohl auf unfeine Art und Weise losgeworden.“
„Was wissen Sie noch über das Tier?“
„Moment mal. Also, hier steht nur, dass Madam höchstwahrscheinlich zweieinhalb Jahre alt ist. Sie ist gesund und hat alle notwendigen Impfungen hinter sich.“
„Danke, das ist ja immerhin schon etwas.“
„Falls Sie das Tier behalten möchten, kann ich Ihnen gern die Unterlagen zufaxen.“
„So weit bin ich noch nicht. Danke für Ihre Hilfe.“ Jack klappte das Handy zu und fluchte
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