Der Millionär und die Nanny
keine andere Wahl.“ Er seufzte tief auf. „Sieht ganz so aus, als hätten wir Madam gerade adoptiert.“
6. KAPITEL
Rückblickend musste Jack sich eingestehen, dass Madam ihr Leben fortan total umkrempelte. Zu seiner großen Erleichterung stellte er fest, dass sie stubenrein war. Aber sie war ein Riesentier und bewegte sich wie ein Elefant im Porzellanladen.
„Ich schulde Taye bereits ein Vermögen“, meinte er seufzend, als er die Scherben einer Glaslampe auffegte. „Madams Schwanz gehört auf die Liste der tödlichen Waffen.“
„Mir kannst du nichts vormachen, Mason.“ Annalise hielt ihm den Papierkorb hin, und Jack leerte die Schaufel aus. „Du bist doch ganz verrückt nach ihr.“
Er warf einen Blick zur Couch hinüber, auf der sich Marie und der Hund zusammengekuschelt hatten. „Das ist vielleicht etwas übertrieben. Aber ich bin sehr froh über die Fortschritte, die Marie gemacht hat, seit Madam hier ist.“
„Ja, sie hat sich verändert.“
„Das kann man wohl sagen.“ Zwar hätte er sich gewünscht, das aus eigener Kraft erreicht zu haben. Aber wodurch auch immer, wichtig war, dass es Marie besser ging. „Ich habe übrigens auch meine Privatdetektei auf die jungen Leute gehetzt, die den Hund ausgesetzt haben. Wenn ich weiß, wer es ist, werde ich ihnen eine Standpauke halten, die sie nie vergessen werden.“
„Vielleicht könnten sie ein paar Tage in einem Tierheim arbeiten, damit ihnen klar wird, was sie angerichtet haben.“
„Gute Idee. Jetzt muss ich nur noch einen Weg finden, dieses vierbeinige Desaster davon abzuhalten, mein eigenes Haus zu Kleinholz zu machen.“
„Was willst du tun?“
Er lachte. „Das Wesentliche ist bereits geschehen. Ich habe Sara angewiesen, die empfindlichen Möbel und vor allem die Antiquitäten in einem Lager unterzustellen, zumindest so lange, bis wir wissen, wie Madam sich benimmt.“
Überrascht sah Annalise ihn an. „Willst du das wirklich tun? Die kostbaren Möbel auslagern, mit denen Generationen von Masons gelebt haben, nur damit Marie einen Hund haben kann?“
„Ja, warum nicht. Das ist sowieso besser, denn die Räume waren alles andere als kindgerecht, geschweige denn hundefreundlich. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als Kind nur auf Zehenspitzen herumgelaufen zu sein, wenn ich meine Großmutter besuchte, aus Angst, eine teure Vase aus der Zeit Ludwig XV. zu zerbrechen oder ein zierliches Tischchen aus der Empirezeit umzustoßen. Das möchte ich Marie gern ersparen.“
„Das finde ich sehr nett von dir“, sagte Annalise gerührt. „Dass Maries Wohlbefinden dir so wichtig ist, meine ich.“
„Hast du etwa daran gezweifelt?“
„Anfangs ja, ehrlich gesagt. Dein Ruf ist in dieser Hinsicht nicht besonders gut. Ich war sogar ziemlich beunruhigt, als ich las, dass du deine Nichte zu dir genommen hattest.“
Er runzelte die Stirn. „Tatsächlich?“
„Äh … ja, irgendwie schon. Aber du hast dich wohl auch dazu verpflichtet gefühlt, oder?“
„Ja, das auch“, gab er zu.
Diesmal wägte sie ihre Worte sehr sorgfältig ab, was ihm nicht entging. „Die meisten Männer in deiner Position würden denken, es sei genug, dem Kind ein Zuhause mit einer kompetenten Nanny zu bieten. Um dann ohne schlechtes Gewissen ihr altes Leben wieder aufnehmen zu können.“
Plötzlich fröstelte er. „Ja, das hätten die meisten wohl auch von mir erwartet. Denn zu genau diesem Typ Mann hat mein Vater mich erzogen.“ Hatte sie das noch nicht gemerkt? Spürte sie nicht, dass er gar nicht fähig war, jemanden wirklich zu lieben? Offenbar hatte sie eine völlig falsche Vorstellung von ihm. „Wie kommst du darauf, dass ich nicht zu diesen Männern gehöre?“
Ihr Lächeln war herzlich und warm. „Weil ich dich schon ein bisschen besser habe kennenlernen können. Bereits nach der kurzen Zeit bin ich davon überzeugt, dass du anders bist.“
„Du irrst dich. Ich bin nicht anders.“ Sie musste doch begreifen, dass sie sich etwas vormachte. Irgendwie war es ihm wichtig, dass sie ihn sah, wie er war. „Genau deshalb habe ich dich angestellt. Ich habe jemanden gesucht, der sich um meine Nichte kümmert und mir den Rücken frei hält.“
„Ach was!“ Lächelnd schüttelte sie den Kopf. „Das war vielleicht zu Anfang so. Aber sobald du Marie gesehen hast, hast du deine Meinung geändert. Sei ehrlich, du willst doch eine aktive Rolle in ihrem Leben spielen.“
„Wie kommst du denn darauf?“
Jetzt strahlte sie ihn geradezu an. „Das
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