Der Minnesaenger
hinein. Nach einer kurzen Weile schallte ein Echo zurück: »Ist dort jemand?«
Angespannt überlegte er, wie sie sich verhalten sollten. Am besten verschwanden sie, solange sie noch konnten. Nur auf der Burg waren sie sicher. »Johanna, wir sollten... Johanna, in drei Teufels Namen, wo willst du jetzt wieder hin?« Hartmann nahm die Verfolgung auf und sprang ins Dickicht. Ein Ast fegte ihm durchs Gesicht. Durch das dichte Blattwerk fiel kaum ein Sonnenstrahl, so dass sich ihr himmelblaues Kleid nur schemenhaft abzeichnete. »So bleib doch stehen!« Er musste sie zur Vernunft bringen, ehe etwas Schlimmes passierte. Auf einer Lichtung zwischen Birken gelang es ihm, sie zu stellen. »Johanna, wir...«
»Pst!«, machte sie. »Du brauchst dich nicht zu sorgen. Die Feuerstelle stammt von mir. Ich habe mich oft hierher zurückgezogen, um die Natur zu genießen. Sieh nur, wie schön es hier ist.«
Hartmann fiel auf, dass sie am Rand eines kleinen abfallenden Moorlandes standen. Grünes, saftiges Sumpfgras streckte sich in den blauen Himmel. Einige Frösche quakten und ein plätschernder Bach schlängelte sich über Felsterrassen davon. Johanna nahm ihn an die Hand und führte ihn stromabwärts. Das Rauschen wurde immer stärker, bis sich das Wasser in ein größeres Bassin hinunterstürzte.
»Sei vorsichtig am Abgrund«, sagte sie.
In der Ferne erstreckten sich grüne Hügelwellen bis an den Horizont. Der Himmel wölbte sich wie eine riesige, leuchtende Kuppel über die Landschaft. Ein Bergadler kreiste im Wind und krächzte laut. Der weite Ausblick ergriff Hartmann und weckte ein Gefühl von Freiheit in ihm. »Jetzt verstehe ich, warum die Pfaffen sagen, dass Gottes Schöpfung vollkommen sei.«
»Bei Schneeschmelze ist der Wasserfall noch viel breiter«, sagte Johanna. »Ich wollte unbedingt noch einmal herkommen, um...«
»Was ist los? Warum sprichst du nicht weiter?«
»Sieh nur!«, rief sie. »Die Sonne ist über die Wipfel gestiegen und kann uns wärmen. Wir sollten baden.« Entschlossen löste sie das Kopfband von ihrem Haar und öffnete den Gürtel. Sie stieg zum Bassin hinunter, zog sich das Gewand über den Kopf und tauchte einen Zeh ins Wasser, um die Temperatur zu prüfen. »Es ist einfach herrlich. Nun komm schon. Sei kein Spielverderber.«
Hartmann tat ihr den Gefallen und warf die Kleidung von sich. Er sprang ins Becken und drängte mit kraftvollen Schritten zur Mitte vor. Vermutlich entspringt die Quelle ganz in der Nähe, so dass sich das Wasser nirgends aufwärmen kann, dachte er. Es war eiskalt und reichte ihm bis zum Bauchnabel.
Er spürte, wie sich sein Geschlecht zu einer Hautvorstülpung zusammenzog. Hartmann tauchte mit dem Kopf unter, stieß sich mit den Füßen ab und ließ sich von der Strömung ans Ufer treiben. Dann kletterte er hinaus.
Johanna folgte ihm und deutete auf die Felsterrassen. »Da hat die Sonne am meisten Kraft.« Der Länge nach legte sie sich mit dem Rücken auf ihr blaues Gewand. Ihre festen, schlanken Schenkel mündeten in ein Dreieck roter Schamhaare. Auf dem flachen Bauch glitzerten Wassertropfen und ihre Brüste wölbten sich leicht. Hartmann setzte sich zu ihr auf seine Tunika. Johanna streckte die Hand aus und strich mit den Fingerspitzen über seine Wunde.
»Tut es noch weh?«, fragte sie.
»Nein, es tut überhaupt nicht mehr weh, nur...«
»Pst!«, sagte Johanna und strich ihm über die Lippen. »In meiner Kemenate habe ich dich geküsst. Erinnerst du dich?«
»Natürlich.«
»Gefalle ich dir eigentlich?«
»Du bist mit Abstand die schönste Frau am Hof.«
»Ist das wahr?«
»Johanna...«, wollte Hartmann erklären, aber da stemmte sie sich schon auf den Ellenbogen. Sie senkte ihren Kopf über der Wunde und küsste sie zärtlich. Dann streckte sie die Hand aus, fasste nach seinem Glied und rieb es hin und her. Mit der Zunge leckte sie über seine Brustwarzen, über seinen Bauch und über sein Glied. Schließlich nahm sie die Spitze in den Mund. Die Empfindungen waren so schön und neuartig, dass Hartmann sich zurücklehnte und sich von ihnen mitreißen ließ.
»Komm!«, sagte Johanna heiser, zog ihn über sich und öffnete ihre Schenkel. Hartmann spürte schon die Hitze, als ihm plötzlich bewusst wurde, dass er einen Fehler beging. Woher er die Sicherheit nahm, konnte er nicht sagen, aber die ganze Situation stand in einem Widerspruch zu seinem Gefühl, das ihm eine klare, unmissverständliche Botschaft übermittelte. Seine Erregung verflog im Nu. Er
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