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Der Minus-Mann

Der Minus-Mann

Titel: Der Minus-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Sobota
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in Zukunft mit ihr triffst.«
    »Du wirst sie trotzdem nicht ins Bett bekommen«, sagt der Junge.
    »Du elendes Dreckstück, umbringen müßte man dich.«
    Der Junge sieht den Fleischhammer noch in der Lade, aber er hat ihn schon in der Hand und schlägt dem Vater mit Wucht auf den Kopf. Er sieht eine blutende, klaffende Wunde am Schädel des Vaters. Mit einem grunzenden Ausatmen ist der Vater zusammengebrochen. Der Junge bückt sich, wartet, zieht dann den Vater hoch, lehnt ihn gegen die Türe. Ein Trommeln ist an der Türe. Die Mutter schreit. Dann knallt eine Türe, außen.
    Er schlägt mit der Faust in das Gesicht und den Bauch des Vaters. Wenn der schlaffe Körper an der Türe zusammensinkt, zieht er ihn wieder hoch und schlägt und schlägt.
    Keuchend hält er inne. Der Vater liegt da, blutet stark. Der Junge glaubt ihn tot.
    Er starrt in das zerschlagene Gesicht des Vaters, schiebt ihn zur Seite und geht ins Wohnzimmer. Aus der Anrichte nimmt er eine Flasche Schnaps, setzt sich in den Schaukelstuhl vor dem Fenster und trinkt in langen Schlucken. An der Wand hängt ein Bild des Vaters. Er reißt es herunter, zertritt es. Knirschend bricht das Glas.
    Von der Eingangstüre her hört er ein Geräusch. Er verbirgt sich im Schatten der Türe, die Flasche in der Hand. Ein junger Mann kommt langsam durch den Hauseingang, tastet sich vorsichtig durch die Dunkelheit bis zur Küchentüre. Der Junge steht nun hinter ihm.
    »Verschwinde, oder ich schlag’ dir den Schädel ein«, flüstert er. Der andere zuckt zusammen.
    »Ich wollte ja gar nichts, nur …«, stottert er und rennt davon. Stimmengewirr kommt aus dem Hof. Taschenlampen leuchten auf. Zwei Männer kommen die Stiegen zum Eingang hoch. Der Junge springt ins Licht. In der linken Hand schwingt er die leere Flasche.
    »Wer versucht, ins Haus zu kommen, dem schlage ich die Flasche über den Schädel!« schreit er und verschwindet wieder im Vorraum.
    Die Männer weichen zum Fuß der Treppe zurück. In einer Stellage im Vorzimmer findet der Junge eine andere Flasche. In der Dunkelheit setzt er sie an die Lippen und trinkt. Es ist Brennspiritus. Der Schluck legt Feuer in seine Brust. Der Atem bleibt ihm weg.
    Inzwischen sind Gendarmeriebeamte eingetroffen. Zweimal stößt sie der Junge über die Treppe, dann aber gelingt es einem der Beamten, während die anderen den Jungen ablenken, ihn mit einem herbeigeschafften Knüppel niederzuschlagen.
    Unmittelbar danach bringt eine Ambulanz den schwerverletzten Vater in das Krankenhaus. Den Jungen hat man draußen im Garten auf eine Bank gelegt, und der herbeigerufene Arzt leuchtet mit der Taschenlampe in seine Pupillen. Aus einer Platzwunde hinter seinem Ohr rinnt ein dünner Blutfaden. Kurze Zeit später trifft eine zweite Ambulanz ein und bringt auch den Jungen ins Krankenhaus. Der Morgen dämmert. Leute stehen noch lange beisammen und reden.
    Pfingstsonntag – ein hoher Feiertag, die Bewohner des Ortes streben gegen neun Uhr der Kirche zu, um am Gottesdienst teilzunehmen. Sie reißen ihre Augen auf, tuscheln hinter vorgehaltenen Händen – starren zum Rathaus am Hauptplatz, in dem auch die Gendarmerie untergebracht ist. Ein VW-Kombibus hat vor dem Gebäude gehalten, drei Gendarmeriebeamte zerren einen jungen Mann aus dem Fahrzeug. Mit Handschellen sind seine Hände auf den Rücken gefesselt. Ein Beamter zieht an diesen Fesseln so, dass der Junge gebückt bleibt. Die beiden anderen Beamten gehen seitwärts und treten hin und wieder gegen die Beine des Jungen. Dieser trägt keine Schuhe und sein Oberkörper ist nackt. Über dem Hals ist ein breiter, getrockneter Blutstreifen, auch die Hände sind blutig. Bei einem Tritt stolpert der Junge und fällt gegen die Bordsteinkante, der Beamte zerrt ihn an den Fesseln hoch, dann treten sie ihn gemeinsam durch die Eingangstüre des Hauses und entschwinden den Blicken der Schaulustigen.
    Die Beamten zerren den Jungen die Treppe hoch, die Diensträume der Gendarmerie liegen im ersten Stock.
    Sie legen ihre Kappen, die Ledertaschen mit den diversen Dienstutensilien, die Koppel, sowie die schweren Dienstpistolen ab. Der Junge sitzt nach vorne gebeugt gegen einen Schreibtisch gelehnt am Boden und hat die Augen geschlossen.
    »Wir werden ein Protokoll aufnehmen«, sagt der erste Beamte, ein Revierinspektor.
    »Und wenn er aufmuckt, ein paar hinter die Ohren«, sagt der zweite Beamte, ein Patrouillenleiter.
    »I mecht eahm eh schon die lengste Zeit ane in die Goschn haun«, sagt der dritte

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