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Der Minus-Mann

Der Minus-Mann

Titel: Der Minus-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Sobota
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damit auf; dann wird dich plötzlich keiner mehr rausholen wollen. Ja, und dann noch, wenn irgend etwas ist, wo du nicht weiterweißt, rufst du mich im ›Nessy‹ an. Such dir sofort die Nummer raus und schreib sie auf. Wenn ich nicht dort bin, gibt man dir die Telefonnummer, unter der ich erreichbar bin.« Die Schnauze ist mir bei der Litanei ausgetrocknet.
    Sie bemerkt es.
    »Ich hol dir ein Bier«, sagt sie und geht zum Eiskasten.
    »Was soll ich anziehen?« sagt sie, ihr Gesicht drückt gegen meine Knie.
    »Das blaue Minikleid und Schuhe mit sehr hohen Absätzen«, sage ich.
    »Das ist … so … kurz«, sagt sie und zieht ein Gesicht.
    »Kleines, du hast wunderschöne Beine, da hängt diesen Eierköpfen die Zunge heraus und mit der Hand spielen die Taschenbillard in der Hosentasche«, sage ich. Wir ziehen uns an. Mit einem Taxi bringe ich sie in die Stadt. Unterwegs ergänze ich noch einiges. Vorhaut gegen die Eichel drücken, wegen Tripper, und wo Schwellungen zu beachten sind und Pusteln und daß sie ihnen den Finger meinetwegen in den Arsch stecken kann, wenn einer zahlt dafür … und daß sie jedesmal einen Orgasmus vorspielen soll … und daß sie diesen Knilchen erklären soll, was für unwahrscheinliche Männer sie sind … und noch einige dieser Mätzchen.
    »Hast du Zehner für den Automaten?« frage ich sie. Sie schaut verständnislos.
    »Du gehst jetzt da hinunter in die Opernpassage und holst dir aus der Toilette vom Automaten Gummis, Präservative. Schau nicht so dumm, geh, ich warte hier.« Ich gebe ihr zwei Zehnschillingmünzen. Sie verschwindet auf der Rolltreppe. Es ist ein sanfter, fast zärtlicher Abend. Die Konturen der Oper erscheinen mir fließend, verwischt. Unaufhörlich fluten Autos über den Ring, der Bellaria zu. Aus dem Bristol kommt ein Paar. Über das Gesicht des Mannes läuft eine breite, zackige Narbe, er zieht sein linkes Bein hinter sich her. Die Frau greift an sein Gesicht, hält seine Hand umklammert.
    Sie öffnet ihm die Türe des vorgefahrenen Taxis. Behutsam hilft sie ihm beim Einsteigen. Ruhe und Zärtlichkeit sind in ihrem Gesicht. Ich kaufe eine Zeitung. Ein Mord an einer alten Frau, ein Bankraub, die Täter sind entkommen. Regierungsumbildung in Italien, die D-Mark steigt, Sportresultate.
    Das Mädchen kommt auf mich zu. Ein Mann, ein zweiter drehen sich nach ihr um. Der Abend ist zärtlich. Wir gehen zum Kuriereck. Vom Sacher her kommt eine Menschengruppe. Englische Wortfetzen spülen an mein Gehör.
    »Ja, ich geh’ schon«, sagt sie. Mit schnellen Schritten entfernt sie sich. An der nächsten Ecke quatscht sie ein verwelkter Jüngling an. Sie beachtet ihn nicht. Wechselt die Straßenseite, dann wendet sie den Kopf nach mir.
    Es ist kurz nach acht Uhr. Die Kärntnerstraße ist belebt. Zahlreiche Menschen kleben vor den Schaufenstern. Manchmal ein interessantes Gesicht. Eine schöne Frau. Die Luft ist angenehm, der Verkehr schwach. Vielfarbiges Licht flimmert in der Dunkelheit. Hundertfacher Schein spiegelt in Scheiben und im Lack der parkenden Autos. Langsam treibe ich an Menscheninseln vorüber. Es sind trotz des heißen Sommers viele Touristen in der Stadt.
    Ein Liliputaner bettelt vor dem ›Europa‹. Ich werfe ein Silberstück in seine Kappe. Der riesige Kopf verneigt sich oftmals. Cha-cha spricht auf der vis-a-vis-Seite mit einem Dunkelgekleideten.
     
    Ich treffe zwei Bekannte. Der eine ist Vickerl, der Rattensezierer von Stein. Der andere, groß, schmales Gesicht, die Mundwinkel abwärts gekerbt, heißt Karl. Er ist am großen Pott der Unterwelt beteiligt, dem ›Stoß‹, dem illegalen Glücksspiel.
    »Servus«, wir begrüßen einander.
    »Gehst proaumeniarn. Kum mit zum Otto ins Coque d’Or«, sagt Vickerl.
    »Du i kaun net. I hob do wos neichs in da Hockn, i muaß a bissl schaun, wia sa si mocht, da earste Tog, waßt eh«, sage ich und zeige auf Cha-cha, die zu mir herüberschaut.
    »Liab, wauns d’as uandlich orichst, wiards gnua aufstölln«, sagt Vickerl.
    »Oba warum mochst da de Oarbeit, gibs zum Tauni in de Bar, wauns a bissl gscheit is, vadients da zwa Blaue pro Obnd«, sagt Karl.
    »Wauns bei dea a Ochtl vurbeitrogn is im Öl, und i scheiß auf angsoffane Weiwa«, sage ich.
    »Du mit deine fraunkn Futna, das da de net aufs Oarschloch gehn … olleweu mit den Schatzi und Pipi, und i steh so auf di … mechst eahna net glei ane in die Goschn haun? Zwa, drei Wochn eingwehna in de Hockn, dann o ins Puff! Foahrst amoi im Maunat aussi, hoist da de

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