Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers
Dann begann sie zu lächeln und blickte zurück auf ihr Baby.
»Du hast sehr lange geschlafen«, war das Einzige, was sie zu Marc sagte.
Er schloss seine Augen und fiel erneut in einen tiefen Schlaf.
Babygeschrei, er drehte sich um. So wie es schien, war er ganz alleine mit dem Kind. Niemand sonst war im Zimmer. Lange fixierte er den kleinen Menschen. Er hatte nicht die Kraft, seine Hände nach ihm auszustrecken. Er wollte, aber er konnte nicht.
Das Mädchen kam wieder ins Zimmer. In ihrer Hand hatte sie etwas zu essen und zu trinken. Sie kniete sich zu Marc und flößte ihm etwas Wasser ein. Das Baby schlief. Sie fragte nicht, wer er war. Dafür war er ihr sehr dankbar.
Er hatte das Gefühl, dass er seine Erinnerungen verloren hatte. Es war ein angenehmes Gefühl. Wie lange mochte er wohl so dagelegen haben? Er wusste es nicht, und es war ihm auch egal. Er versuchte zu sprechen, aber er bekam keinen Ton heraus. Er war wie gelähmt – oder war er gelähmt?
Das Mädchen rollte seine Decke zusammen. Er bekam Panik. Bat tonlos, sie möge ihn doch einfach liegen lassen. Sie zog ihm das T-Shirt und die Hose aus. Dann holte sie einen Eimer mit Wasser. Befeuchtete ein kleines, schmutziges Handtuch und wischte ihm damit über die Stirn. Ein angenehmes Gefühl. Er atmete seit Tagen zum ersten Mal aus. Langsam und ganz vorsichtig begann sie, ihn zu waschen. Er fühlte etwas! Seit Tagen spürte er sich wieder. Sie ließ sich Zeit. Ohne irgendeine Regung in ihrem Gesicht, mit akribischer Genauigkeit, reinigte sie Marcs gesamten Körper. Sie wusch ihm die Verzweiflung und den Schmerz der letzten Wochen von seinem Körper. Nackt lag er still und ruhig im Bett dieses Mädchens. Sie begann, ihn mit ein wenig Reis zu füttern. Nach zwei Bissen lehnte er ab und schloss die Augen.
Als er das nächste Mal erwachte, fühlte er sich ein wenig besser. Er versuchte, sich aufzusetzen. Es tat nicht mehr weh, aber er war schwach. Viel war an ihm nicht mehr dran. Das Zimmer war immer noch dasselbe. Lange blieb sein Blick an dem Buddha hängen. Es roch nach Räucherstäbchen. Dann wanderte sein Blick weiter, und er erkannte das Baby in der Wiege. Friedlich schlummerte es vor sich hin. Nun wollte er aufstehen. Vorsichtig und fast in Zeitlupe. Langsam näherte er sich der Wiege und blieb stehen. Kniete sich umständlich hin. Er spürte seine Knochen. Kein Wunder, zwischen Haut und Knochen war da nicht mehr viel. Das Kind drehte sich ein wenig in seiner Wiege. Er streichelte dem kleinen Wesen ganz vorsichtig über die Wangen. Die Kleine öffnete die Augen, lächelte ihm entgegen und begann zu zappeln. Er holte sie aus dem Bettchen und legte sie zu sich auf sein Bett. Vorsichtig legte er sich daneben und beobachtete sie, die sich in seiner Nähe sichtlich wohlfühlte.
Als er erwachte, saß das thailändische Mädchen auf dem Bettrand und beobachtet ihn und das Baby. Sie lächelte ihn an. Er setzte sich vorsichtig auf und verspürte Hunger. Er suchte mit seinen Blicken das Zimmer ab und erblickte seine Hose, fein zusammengelegt neben dem Bett. Er deutete darauf, und das Mädchen gab sie ihm. Er suchte in seinen Taschen und fand das Geld. Er nahm es heraus und gab es ihr.
»Könntest du uns etwas zu essen besorgen?«, bat er sie. Da fiel ihm auf, dass weder sein Pass noch seine Kreditkarte in der Hose waren. Er sagte nichts. Sie stand schweigend auf und wollte das Zimmer verlassen. Marc rief sie nochmals zurück. »Marc. Mein Name ist Marc.« Sie schaute ihn an und antwortete: »Mein Name ist Tia«, und damit verließ sie die beiden.
Wo bin ich? Wie lange liege ich schon hier? Wer ist diese Frau mit dem Kind?
Marc stand auf und zog sich seine Hose an. Dann öffnete er die Tür und starrte in eine finstere Gasse, umschlossen von lauter kleinen chinesischen Geschäften. Schnell schloss er sie wieder. Trotz des Schattens vor der Tür hatte ihn das Licht geblendet. Er setzte sich in eine Ecke und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Es gelang ihm kaum. Aber er fühlte sich nicht unwohl. Ihm tat die Gesellschaft des kleinen Babys in der Wiege und des thailändischen Mädchens, das ihm keine Fragen stellte, gut.
Beim Essen erklärte Tia ganz plötzlich: »Du kannst bleiben, solange du willst. Ich habe nur eine Bitte. Sei am Abend zu Hause, da muss ich arbeiten, und Li soll nicht so lang alleine bleiben.« Li, so war also der Name des kleinen Mädchens. Für Marc war das kein Problem, und er sagte: »Danke, Tia.«
Marc musste raus. Sein
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