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Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers

Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers

Titel: Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Altmann
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lauter wurde der Chor, doch Marc konzentrierte sich. Der Ball kam genau auf ihn zu. Er brauchte nur noch seinen Kopf hinzuhalten, und er köpfte genau. Einundzwanzig, zweiundzwanzig. Der Torwart hechtete aus seinem Käfig. Aber es war zu spät. Schon landete der Ball im Netz. Eins zu null. Die schwulenfeindlichen Parolen wurden vom Jubel der Zuschauer übertönt.
    In der Kabine schien wieder alles beim Alten. Erst mal Ruhe für jeden Einzelnen, dann erklärte ihnen Jan das Vorgehen nach der Pause. Er holte Marc auf die Seite.
    »Sag mal, soll ich dich kurz vor Schluss rausholen? Ich meine, schaffst du das noch? Diese Arschlöcher veranstalten einen ziemlichen Tumult.«
    »Ist schon okay«, meinte Marc, »danke, dass du fragst.«
    Die zweite Halbzeit verlief unspektakulär, sowohl was das Spiel als auch was die Zuschauer betraf.
    Nach dem Spiel wartete Marc, bis alle aus den Duschen kamen. Erst dann betrat er die Duschräume. Und ließ sich Zeit. Niemand wartete auf ihn. Und Interviews würde er heute sowieso nicht geben. Gewaschen und umgezogen schlenderte er zur Nachbesprechung. Als er den Raum betrat, warteten alle auf ihn und applaudierten.
    »Marc«, begann Jan seine kleine Rede. »Wir wollen dir gratulieren. Wir finden es fantastisch, wie du die letzten Tage gemeistert hast. Und wir wollen, dass du weißt, dass wir hinter dir stehen.«
    Marc traute seinen Ohren nicht. Das hätte er nicht erwartet. Er blickte zu seinen Kollegen. Sie kamen auf ihn zu und schüttelten ihm die Hand. Er brachte keinen Ton heraus. Also hatte sich doch nicht die ganze Welt gegen ihn verschworen. Nur René hielt sich im Hintergrund. Aber Marc wollte diesen Augenblick genießen und tat so, als bemerke er es nicht.
    Glücklich, dass dieses Spiel nicht in einem Desaster geendet hatte, stieg er in sein Auto, drehte das Radio an und fuhr los. Zügig kurvte er aus dem VIP-Parkplatz auf die Straße. An der Kreuzung bremste er scharf. Die Ampel stand auf Rot. Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und atmete tief durch. Mit dieser Reaktion seiner Kollegen hatte er wirklich nicht gerechnet. Er trommelte vor Freude aufs Lenkrad. Bevor er wieder losfuhr, blickte er in den Rückspiegel. Ein kleines schäbiges Auto war hinter ihm zum Stehen gekommen und hupte.
    »Ja, ja«, sprach Marc zu sich selbst, »ihr müsst es ja furchtbar eilig haben.«
    Er legte den Gang ein und fuhr los. Wieder erblickte er den Kleinwagen im Rückspiegel. Jetzt blinkte das Auto mit der Lichthupe immer wieder auf. Marc kontrollierte alle seine Lampen. Es war alles in Ordnung. Er stieg ein wenig mehr aufs Gas, und schon war das Auto nicht mehr zu sehen. Ich muss nachher unbedingt Willma von diesem Abend berichten, nahm er sich in Gedanken vor und bog in seine Straße. Außerdem war es höchste Zeit, sich wieder bei Rachen zu melden. Auch nach Marys Zustand nach der OP wollte er sich erkundigen. Und vielleicht sollte er Christian auch anrufen. Immerhin machte der sich ja ernsthafte Sorgen um ihn, und er war es ihm schuldig. Er stieg aus seinem Auto und drehte sich um. Da standen auf einmal vier Männer vor ihm.
    »Was wollt ihr?«, herrschte er die Gestalten an.
    »Du schwule Sau!«, fing der kleinste der vier sofort an.
    »Wir wollen sicher nichts von dir, du Arschficker.«
    Marc wurde es unbehaglich, doch er blieb ruhig.
    »Es ist spät, und ich glaube, es wäre besser, wenn wir alle nach Hause gehen würden.«
    Da kam einer von ihnen auf Marc zu. Ohne Vorwarnung schlug er ihm so ins Gesicht, dass dieser das Gleichgewicht verlor und zu Boden ging. Plötzlich passierte alles blitzschnell. Alle vier machten sich über ihn her. Sie traten ihn, stießen ihm ihre Stiefel ins Gesicht und in den Magen. Marc versuchte aufzustehen, da spürte er den Windhauch einer Eisenstange und dann nichts mehr.

3. Buch
    6.
    Hitze und Dunst. Vertraute Gerüche. Menschenmassen. Eine Durchsage über einen knarrenden Lautsprecher. Der Schweiß rinnt nur so in Strömen über den Körper. Das T-Shirt klebt überall. Dreckig und müde. Glücklich und leer nimmt er nur sehr vage wahr, was um ihn herum passiert.
    Bangkok. Er. Gut. Das ist der einzige Gedanken, den er fassen kann. Sein Pass, seine Kreditkarte und sonst nichts. Geld!? Er braucht welches. Bank – Geld, Geld – Bank. Er hebt es ab. Das Mädchen in der Bank sieht ihn freundlich an und wundert sich über sein Thailändisch. Taxi – Stadt. Er setzt sich in ein Taxi und fährt ins Zentrum des Schmelztiegels Bangkok. Er zahlt und geht. Sein

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